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Die Transsexuelle Dagmar Laine prostituiert sich aus zwei Gründen. Sie benötigt Geld und sie liebt ihren Job wirklich. Das hat sie mit ihrer besten Freundin, der Schauspielerin Beverly Grove gemeinsam. Die Freundinnen ähneln sich nicht nur wie Zwillinge, sie haben auch den gleichen Geschmack bei Männern. Am besten stark, am besten heiß und am besten oft. Das hat sie in Schwierigkeiten gebracht, da es von Beverly ein Tape gibt, dessen Veröffentlichung sie um jeden Preis verhindern muss. Dabei schrecken beide sogar vor Betrug und Mord nicht zurück.
Durch Zufall treffen sie auf Cass Pollack, der von der Polizei wegen Mordes an seiner Frau und dem gemeinsamen Kind gesucht wird. Daran ist er zwar unschuldig, aber sonst ist Cass Pollack nicht gerade ein Sympathieträger. Nun also ein Trio machen sich Dagmar, Beverly und Cass daran, den geheimnisvollen Film in die Finger zu bekommen. Ob sie einander trauen können, ist fraglich, und dann ist obendrein noch die äußerst korrupte Polizei auf ihren Fersen ...
Sowohl die Story als auch die Zeichnungen dieses Comics stammen von Howard Chaykin, der "Black Kiss" zum ersten Mal in den späten Achtzigern veröffentlichte. Er meinte in einem Interview zur Geschichte, dass er es darauf angelegt hatte, einen Comic zu schaffen, der abstoßend, obszön und komisch sei, da zu jener Zeit in den USA diskutiert wurde, Comics einem Ratingsystem zu unterziehen.
Nun, das ist ihm gelungen. Chaykins Figuren machen aus ihren Neigungen und Trieben kein Geheimnis und so werden im Laufe der Handlung sowohl Prostitution als auch Mord, Analverkehr, Inzest, flotte Dreier, Korruption, Rassismus und Frauenhass thematisiert.
Wer jetzt nach Luft schnappt, dem sei gesagt, dass alles passiert bei den Guten.
Es ist dabei gar nicht so einfach zu sagen, wer eigentlich die Bösen sind. Dagmar und Beverly haben Dreck am Stecken, keine Frage. Ebenso übel sind aber die sogenannten Vertreter der guten Gesellschaft. Da gibt es Polizisten, die vergewaltigen und morden, Geschäftsmänner, die betrügen und verraten und selbst der Klerus ist vertreten, und zwar nicht, um die Absolution zu erteilen. Wer da zartbesaitet ist, oder auch eine deutlich verrohte Sprache nicht verträgt, der sollte von "Black Kiss" tunlichst Abstand nehmen. Sowohl Frauen als auch Männer benutzen einander wahllos und können das genauso ausdrücken. Da wird der Penis zur Fleischpeitsche und der Partner wird gerne zum Analverkehr aufgefordert.
Die Bilder passen perfekt zur Geschichte. Wer an einen Film Noir denkt, liegt hier richtig, die Schwarz-Weiß-Zeichnungen sind detailliert, hart und kontrastreich. Die Frauen sind echte Sexbomben, die Männer maskulin, haarig und gierig. Auf den Gesichtern spiegeln sich dumpfe Brutalität und Skrupellosigkeit und manchmal auch Verschlagenheit wieder.
Musste der Comic in den Achtzigern noch in Folie eingeschweißt ausgelegt werden, damit kein ahnungsloser Kunde aus Versehen darin blättert, so sind heutzutage solche Vorsichtsmaßnahmen wohl nicht mehr nötig, obwohl dieser hochmodern ist und nichts von seiner Wirkung verloren hat.
"Black Kiss" ist sogar heute extrem provokant. Die sexuelle Freiheit der Protagonisten wird auch heute so manchen Leser nach Luft schnappen lassen. Der eigentliche Schlag ins Gesicht der Gesellschaft sind aber die Moral und die Korruption der angesehenen Leute. Da wird keiner verschont und eine Doppelmoral aufgedeckt, dass es nur so rappelt. Gerade deswegen ist der Comic aber äußerst lesenswert.
Die kleine Zahl auf dem Cover verrät, dass es sich um eine Reihe handelt. Das ist großartig, denn "Black Kiss" ist definitiv eins der besten Comics dieses Jahres.
Eine
Leseprobe gibt es auf der Verlagsseite.