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 Appartement 23

Autoren: Guillaume Sorel
Illustratoren: Guillaume Sorel
Verlag: Splitter Verlag

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Da steht die junge Frau nun an ihrem Fenster und schaut hinüber zu dem Kater, der sie schon seit langem immer wieder beobachtet. Aber diesmal ist es anders. Diesmal ist sie tot, ein Geist. Sie hat in ihrem eigenen Badezimmer Selbstmord begangen.
Doch das Leben geht weiter, auch für sie. Irgendwie. Das Haus, in dem sie gestorben ist, kann sie nicht mehr verlassen, aber dafür kann sie durch seine Wände gehen. Obwohl niemand sie sehen kann, kann sie so immerhin schauen, was in den anderen Wohnungen vor sich geht. Das ist natürlich nicht das Gleiche, wie lebendig zu sein, aber allemal interessanter, als gar nichts zu tun. Wirklich überrascht wird die junge Frau allerdings davon, dass der Kater vom Fenster gegenüber plötzlich mit ihr sprechen und sie sehen kann. Das ist nicht ganz der Gesprächspartner, den sie sich gewünscht hatte, aber immer noch besser als die andauernde Stille. Und der Kater kennt Geheimnisse. Er erzählt ihr Geschichten und fordert sie zu gewagten Ausflügen in Zimmer auf, die sie nie vorher betreten hat.
So entdeckt sie das kleine Mädchen, das in einem magischen Raum ohne Ausgang auf Erlösung wartet und den Herrn, der die Fähigkeit besitzt, Figuren aus Büchern lebendig werden zu lassen. Der Einzige, der ihr wirklich etwas bedeutet, ist allerdings der arme Künstler, der mit dem Gerichtsvollzieher zu kämpfen hat, der ihm auch noch seine letzten Besitztümer nehmen will. Eine Sache gibt es da allerdings, die er nicht hergeben will, seinen magischen Spiegel. Diesen Künstler hat die junge Frau in ihr Herz geschlossen, denn er hat sie gezeichnet, als sie noch lebte, und trauert ihr immer noch hinterher. Sie beginnt ihn zu lieben und versucht, sich ihm zu zeigen. Wie schön wäre es doch, wäre das der Beginn einer magischen Liebe ...

"Appartment 23" lässt sich nur schwer beschreiben. Es ist eine außergewöhnliche Graphic Novel, die sich an keine Regeln hält. Der Autor und Zeichner Guillaume Sorel hat hier eine ganz eigene Welt geschaffen, die sich zwar an der unseren orientiert, aber von so vielen magischen Momenten erzählt, dass sie trotzdem komplett fantastisch ist. Gespickt ist die Geschichte mit literarischen Zitaten in Worten und Figuren und mit einer ordentlichen Portion Erotik, die allerdings nie zu aufdringlich oder gar ordinär wird.

Die Hauptgeschichte dreht sich um den Geist der toten jungen Frau. Sie bildet den roten Faden, der durch das Album führt. Auf dem Weg zu ihrer eigenen Erlösung, wenn man es denn so nennen mag, begegnet sie dabei allerhand skurrilen Personen, die von ganz anderen Beweggründen angetrieben werden als sie selbst. Jeder Bewohner des Hauses den sie, und damit auch der Leser, kennenlernt, hat seine eigene, meist mystische Geschichte. Manchmal ist sie mit der der jungen Frau verknüpft, manchmal auch nicht.

Ein wirkliches Highlight von "Appartment 23" sind die Katzen, allen voran natürlich der Kater, der sich als eine Art "Begleiter ins Jenseits" für die Protagonistin herausstellt. Sorel hat ganz offensichtlich sehr viel Freude daran gehabt, die felligen Tiere zu zeichnen und ihnen in seiner Graphic Novel den mysteriösen Platz zuzuweisen, der Katzen oft in unserer Welt nachgesagt wird. Sie scheinen auf einer ganz anderen Ebene zu existieren als die Menschen. Näher bei den Geistern, aber doch ganz für sich.

Die Zeichnungen sind ungewöhnlich stimmungsvoll. Sorel hat komplett auf Farben verzichtet, er arbeitet nur mit Schwarz, Weiß und einer unendlich scheinenden Fülle an Grauschattierungen. Dabei fängt er mit seiner Aquarell-Kunst immer genau die richtige Stimmung des Moments ein. Mit Mimik und Gestik, die selbst den Katzen zueigen ist, transportiert er ohne viele Worte Emotionen.

Fazit: Allen Fans von Graphic Novels, die eher ruhige Geschichten mit hohem Anspruch mögen, sei "Appartment 23" dringend empfohlen. Die mystische Gruselgeschichte von Guillaume Sorel setzt sich wohltuend vom Mainstream ab und ist textlich und zeichnerisch rundum gelungen.

Auf der Webseite des Splitterverlags gibt es eine ausführliche Leseprobe.

Bine Endruteit



Hardcover | Erschienen: 1. September 2014 | ISBN: 9783868697551 | Originaltitel: Hotel particulier | Preis: 19,80 Euro | 104 Seiten | Sprache: Deutsch

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