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Anur und sein Großvater Nur ed Din sind Geschichtenerzähler, die gut gefragt sind. Seit es die ersten Gerüchte über Drachen in der Wüste gab, wollen immer mehr Leute die alten Geschichten und Märchen hören. Großvater ist alt und oft muss Anur die Aufgabe des Erzählers für ihn übernehmen. So kommt es, dass er eines Tages im Palast landet. Doch da sind die alten Märchen ganz anders gefragt, als er dachte. Ehe er sich versieht, begleitet er den Prinzen auf eine Expedition, der Suche nach den Drachen. Ausgerechnet er ist es auch, der bei einem Angriff der Rebellen von den anderen getrennt wird und alleine sein Ziel erreichen muss. Auf seinem Weg muss er sich darüber klar werden, was ihm das Wichtigste auf der Welt ist. Alle Hilfe, die er bekommt, kann die Entscheidung nicht leichter machen, die er bald treffen muss.
Tausend und eine Nacht, das ist ein Gedanke, der sich hier förmlich aufdrängt. Nicht nur, weil die Handlung im Orient spielt. Natürlich hat der Leser bei der Beschreibung von Karawansereien und Zeltstädten bestimmte Bilder im Kopf. Es ist jedoch auch der ausführliche, manchmal feierliche Erzählstil, der an die alten Märchen erinnert. "Flammenwüste" fängt gemächlich an, so gemütlich, als würde wirklich ein Geschichtenerzähler an einem Feuer sitzen und die Zuhörer einlullen. So bleibt es auch, selbst, als die Handlung dann Fahrt aufnimmt und Anur allerlei Abenteuer erlebt. Davon gibt es viele. Anur, der vorher von seinem Großvater behütet wurde, trifft auf Ghoule, Ifrit, auf Magier und Dschinns. Er entdeckt geheimnisvolle, verborgene Völker und natürlich Drachen. Er findet treue Freunde und macht sich unversöhnliche Feinde. Kurz, das Buch hat alles, was Fantasyleser sich wünschen können. Es ist eine Freude, den jungen Erzähler zu begleiten, wenn er an seiner Aufgabe reift, sich unglaublich mutig seinen Herausforderungen stellt und dabei ganz klar weiß, dass er eigentlich kein Held ist.
Ganz anders der junge Prinz, der von Anfang an sein Volk beschützen und die Feinde besiegen will. Er hat keinerlei Zweifel an seinem Weltbild. Ihm, genauso wie Anur, steht so manche Überraschung bevor und auch er wird wachsen und lernen.
Überhaupt macht es den Reiz des Buches aus, dass sich die Protagonisten in unerwarteten Situationen befinden und sich ganz anders verhalten müssen, als man es ihnen zugetraut hätte. Das macht die Geschichte lebendig und die Figuren wachsen den Lesern ans Herz.
Dabei ist die Handlung gerade heraus und es ist leicht, ihr zu folgen. Erstaunlicherweise trübt das aber das Lesevergnügen kein bisschen. Dafür stecken zu viele wundervolle Ideen in dem Buch und die Stimmung passt einfach. Jeder Charakter ist sorgfältig und liebevoll gestaltet, von den riesigen Drachen bis hin zum pfiffigen fliegenden Teppich.
Akram El-Bahay beweist mit diesem Buch Fantasie und Fabulierfreude. Es macht Spaß, "Flammenwüste" zu lesen, hoffentlich noch viele Male. Der Schluss jedenfalls macht eine Fortsetzung zwar nicht nötig, aber doch möglich und so können die Leser sich auf weitere Bände freuen.