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Agnes Magnúsdóttir verdient sich ihren Lebensunterhalt als Magd. Bereits im Kindesalter von der Mutter allein gelassen, muss sie zusehen, wie sie über die Runden kommt. So zieht sie von einem Hof zum nächsten, scheut sich nicht hart anzupacken, und ist froh, als sie bei Natan Ketilsson endlich eine längerfristige Anstellung findet. Doch das erhoffte Glück ist schneller als gedacht vorbei. Denn ihr wird gemeinsam mit zwei anderen Bediensteten vorgeworfen, den Bauern ermordet zu haben. Zur Strafe werden sie zum Tode verurteilt. Lediglich die Zustimmung des Königshauses steht noch aus und so wird Agnes auf den Hof eines Beamten gebracht, wo sie bis zur Hinrichtung arbeiten soll. Ein Unding für die Familie, die Angst vor der Todeskandidatin hat und ihr mit spürbarem Argwohn und offen zur Schau getragener Ablehnung begegnet.
"Das Seelenhaus" ist das Debüt der australischen Autorin Hannah Kent und beruht auf einer wahren Begebenheit, die sich im Jahr 1830 in Island zugetragen hat. Damals wurde die isländische Magd Agnes Magnúsdóttir als letzte Person in Island mit dem Fallbeil hingerichtet, die wegen des Mordes an zwei Männern angeklagt und schuldig gesprochen war. Eine Geschichte, die Hannah Kent ausgiebig recherchiert und in ihrem Roman verarbeitet hat. Dabei lässt sie Agnes Magnúsdóttir als Icherzähler in Erscheinung treten, sodass der Hörer tief in ihr schicksalhaftes Leben eintauchen kann, während die Begebenheiten auf dem Hof des Beamten aus dem Blickwinkel verschiedener Personen heraus in der dritten Person erzählt werden. Eine ergreifende Schilderung, die von Auszügen aus historischen Dokumenten und Briefen ergänzt worden ist und es gekonnt versteht, die düstere Atmosphäre auf dem abgelegenen Hof und die Ausweglosigkeit von Agnes' Schicksal zu vermitteln.
Gelesen wird das Hörbuch gleich von zwei Sprechern, die abwechselnd in Erscheinung treten und Agnes' Geschichte mit viel Einfühlungsvermögen und in all ihren Details zu Gehör bringen. Dabei nimmt Vera Teltz die Rolle der zum Tode verurteilten Magd ein, während sich Tobias Kluckert für die Darstellung aller weiteren Figuren verantwortlich zeigt. Ein gelungenes Arrangement, das den Hörer die Eigenheiten der Figuren näherbringt und dabei zum einen die Persönlichkeit von Agnes in all seiner Widersprüchlichkeit offenbart, zum anderen die Befürchtungen und Ängste der Beamtenfamilie, aber auch ihr wachsendes Verständnis für das Schicksal der Magd aufzeigt.
Fazit:
"Das Seelenhaus" ist ein bewegendes und vielschichtiges Debüt, das historische Fakten mit einer fiktiven Geschichte verbindet. Eine Empfehlung für alle Hörer, die Anteil an besonderen Schicksalen nehmen und gleichzeitig an den Lebensumständen im damaligen Island interessiert sind.
Eine Hörprobe gibt es auf der Verlags-Website.