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Sie sind ein Vorzeigeehepaar, das in Schweden jeder kennt. Er, ein angesehener Literaturprofessor, der erfolgreich Bücher schreibt und sie, eine prominente Moderatorin, die regelmäßig auf den Bildschirmen zu sehen ist. Deshalb wundert es niemandem, als sie eine Auszeit nehmen, während der er in Marokko an einem neuen Projekt arbeiten will. Doch plötzlich ist von Depressionen die Rede und dem Wunsch, nach Schweden zurückzukehren.
In dem englischen Dorf Winsford ist in der kalten Jahreszeit nicht viel los. Nebel liegt auf den Feldern, die Dunkelheit nimmt überhand und die Menschen bleiben lieber unter sich. Daher verwundert es schon, dass eine Fremde in der Einöde erscheint, die in am Rande der Heide den Winter verbringen will. Gemeinsam mit ihrem Hund ist sie oft in der Heide zu sehen, und während die Fremde ihre Vergangenheit Revue passieren lässt, wächst das Misstrauen in dem kleinen Dorf.
"Die Lebenden und die Toten von Winsford" ist ein ruhiger Roman mit einem raffiniert erdachten Plot, der es wunderbar versteht, die Neugier seiner Hörer zu schüren. Dazu bedient sich Håkan Nesser einer in sich gekehrten und einsam wirkenden Frau, deren Gefühle er allmählich offenlegt und dabei eine Geschichte erzählt, deren Tragweite erst allmählich zu erkennen ist. Bis es aber so weit ist und sich ein perfides Verbrechen offenbart, setzt sich der Hörer mit aufkommenden Zweifeln und wechselnden Verdachtsmomenten auseinander, lernt das Leben einer bekannten Persönlichkeit kennen und ist geblendet von einer Natur, die karg und doch vollkommen ist.
Gelesen wird der psychologisch ausgefeilte Roman von Eva Mattes, deren ruhige und distanziert klingende Stimme gut zu der undurchschaubaren und sehr nachdenklich wirkenden Fremden passt. Deshalb merkt der Hörer es nicht, wie er ohne einen spürbaren Wechsel von Lautstärke, Ausdruck und stimmlicher Varianz in ein Gedankenkarussell gerät, dem er sich nur schwer entziehen kann und dessen Sog bis ganz zum Ende der Geschichte hält. Eine vortreffliche Sprecherwahl für einen Roman, dessen Hauptfigur versiert gezeichnet ist und der ohne spektakuläre Szenen wunderbar funktioniert.
Fazit:
"Die Lebenden und die Toten von Winsford" ist für Freunde subtiler Kriminalromane ein Genuss, für Krimileser aber, die Gefallen an einer actionreichen Handlung finden, auf keinen Fall zu empfehlen.
Eine Hörprobe gibt es auf der Verlags-Website.