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Jeanette Kihlberg muss ihre Ermittlungen zu den Morden an mehreren unbekannten Jungen auf Eis legen. Dafür beschäftigt sie nun eine neue Mordserie. Ein Mann wird bestialisch abgeschlachtet und eine Obdachlose brutal ermordet, beide Fälle scheinen in einem Zusammenhang zu stehen und alles deutet auf Rache hin. Bald stellt sich heraus, dass eine Verbindung zu den vorherigen Mordfällen und zu einem mittlerweile verstorbenen Verdächtigen, einem Pädophilen, besteht. Auch taucht der Name Victoria Bergmann immer wieder auf, so dass Jeanette Kihlberg versucht, die unbekannte Frau ausfindig zu machen. Währenddessen kämpft Psychologin Sofia Zetterlund immer mehr mit ihren eigenen Dämonen.
"Narbenkind" setzt unmittelbar dort an, wo der erste Teil der Victoria Bergmann-Trilogie, "
Krähenmädchen", geendet hat. Leser sollten die Reihe auf jeden Fall chronologisch lesen, da das Autorenduo voraussetzt, dass alle Ereignisse aus dem vorherigen Buch bekannt sind.
Auch hier gelingt es den Autoren wieder, einen spannenden Psychothriller vorzulegen, der nicht einfach nur das Verbindungsstück zwischen dem Auftakt und dem Ende einer Reihe ist, sondern seine eigene fesselnde Geschichte erzählt.
Trotz der äußerst brutalen Morde geht die Fortsetzung nicht so sehr an die Substanz wie der Vorgänger, vielleicht auch, weil der Leser nach dem ersten Teil dank der Missbrauchsfälle, kombiniert mit Folter, bereits abgestumpft ist.
Psychologin Sofia Zetterlund und ihre Vergangenheit rücken immer weiter in den Mittelpunkt, auch wenn diese mit den eigentlichen Ermittlungen scheinbar nichts zu tun haben. Waren die privaten Probleme der Ermittlerin Kihlberg im ersten Teil noch ein großes Thema, treten diese jetzt in den Schatten der Psychologin.
Wieder wird der Leser erst einmal aufs Glatteis geführt, indem ihm vorgegaukelt wird, der Täter wäre durch den findigen Thrillerfreund bereits von Anfang an leicht zu identifizieren. Zwar kommen im Laufe der Handlung dank diverser Andeutungen immer mehr Zweifel auf, aber Erik Axl Sund liefern am Ende doch erneut eine überraschende Auflösung, während die Ermittler weiterhin im Dunkeln tappen. Vor allem Jeanette Kihlberg scheint gerade in den letzten Kapiteln den Wald vor lauter Bäumen nicht zu sehen, sind die Hinweise so eindeutig, dass diese eigentlich nicht übersehen werden können. Aber da noch ein dritter Teil der Reihe ansteht, darf der Showdown natürlich nicht zu früh kommen.
Kritische Leser mögen den Autoren vorwerfen, die Entwicklungen in "Narbenkind" seien arg konstruiert. Zumal die Wahrscheinlichkeit, dass es zu so einer Anhäufung von Opfern und Tätern, die alle zufällig aus dem gleichen Dunstkreis stammen, gering ist. Allerdings sorgt dies nicht dafür, dass die Spannung darunter leidet.
Fazit: Band zwei der Victoria Bergmann-Trilogie muss sich nicht hinter dem ersten Teil verstecken. Auch hier treiben die Autoren wieder mit dem Leser ein Verwirrspiel und tauchen in die Abgründe der menschlichen Seele ein.
Eine Leseprobe ist auf der Seite des Verlags zu finden.