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"The world must be made safe for democracy." Mit diesen wegweisenden Worten warb der amerikanische Präsident Woodrow Wilson 1917 für den Kriegseintritt der USA gegen das Deutsche Reich und seine Verbündeten. Obwohl der Kongress wie so oft in Zusammenhang mit amerikanischen Kriegsentscheidungen zwiegespalten war, setzte sich Wilson letztlich durch: Die USA traten in den Ersten Weltkrieg ein.
Führten die USA bis dahin vor allem an den Grenzen ihres Landes beziehungsweise im eigenen Land selbst Krieg, so trat hier erstmals die USA als kriegführende "Weltmacht" in Erscheinung. Ob Zweiter Weltkrieg, Korea, Vietnam oder Irak – immer wieder führte die USA seitdem außerhalb des eigenen Staatsgebietes Krieg und sah sich dabei als Verteidiger von Demokratie und Freiheit. Doch Krieg wurde nicht erst seit Woodrow Wilsons Rede im Jahre 1917 zu einem Grundelement der US-amerikanischen Geschichte. Vielmehr waren Kriege bereits seit der Besiedelung und dem Unabhängigkeitskrieg für den "jungen" amerikanischen Staat allgegenwärtig und auch nationenbildend. Oder anders ausgedrückt: Wer tiefer ins amerikanische Selbstverständnis vordringen möchte, der muss sich auch mit "Amerikas Kriegen" beschäftigen, welche die beiden Amerika-Experten Philipp Gassert und Alexander Emmerich in dem vorliegenden Buch auf gut 250 Seiten nachzeichnen.
Die Stärke des Buches liegt weniger darin die Kriege Amerikas akribisch nachzuzeichnen, als vielmehr durch eine knappe, akzentuierte Darlegung den Blick auf das große Ganze zu richten und die zentralen Entwicklungslinien herauszuarbeiten. Dadurch gelingt es den beiden Autoren Philipp Gassert und Alexander Emmerich immer wieder entscheidende Zäsuren oder auch markante Entwicklungen zu benennen. Lediglich an ganz wenigen Stellen wie zum Beispiel in Zusammenhang mit den Atombombenabwürfen von Hiroshima und Nagasaki wird sich der ein oder andere Leser wohl etwas mehr Tiefe wünschen. Insgesamt überzeugt aber die überblicksartige Perspektive des Bandes, da dadurch Kontinuitäten und Veränderung treffend herausgearbeitet werden.
Amerikas Kriege waren stets auch Kriege im Inneren, sie haben Kontroversen und inneren Streit provoziert - nicht nur rhetorisch.
Auffällig und der Sache angemessen ist dabei vor allem der nüchterne, unaufgeregte Blick der beiden Autoren, so dass der Leser wie im nachfolgenden Fall zur Kuba-Krise sachliche Einschätzungen erhält:
"Zwar stand die Menschheit nicht am Rande des Weltuntergangs, wie einige der Akteure im Rückblick meinten. Doch die Gefahr war aus amerikanischer Sicht höchst real."Dass die beiden Verfasser ein breiteres Publikum im Blick haben, zeigt nur nicht nur deren klare und stringente Sprache, sondern auch, dass sie immer wieder auch geschichtskulturelle Produkte wie Filme erwähnen, in denen der entsprechende Krieg thematisiert wird. Für Abwechslung sorgen außerdem die zahlreichen grau hinterlegten Kurzbiografien zu ausgewählten Persönlichkeiten, welche in unterschiedlicher Weise Einfluss auf "Amerikas Kriege" nahmen. Dort finden sich politische Befürworter und militärische Kriegstreiber genauso wie Gegner der US-amerikanischen Kriege. Entgegen der häufig vorzufindenden banalen Auflistung von Lebensfakten sind diese Kurzbiografien sinnvollerweise stets auf die Rolle der jeweiligen Person in Bezug auf die "amerikanischen" Kriege ausgerichtet. Einzig die teilweise vorzufindenden Aussagen wie
"aufgrund der Kuba-Krise Bestnoten bekommt", wirken doch etwas vage, da solche Wertungen auf subjektiven, nicht messbaren Einschätzungen gründen.
FAZIT: Ein kenntnisreiches und gut lesbares Buch, das den Blick auf das große Ganze richtet.
Weitere Informationen zum Buch finden sich auf der Webseite des Verlags.