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 Handwerk

Von den Anfängen bis zur Gegenwart


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis
"Am Anfang waren Himmel und Erde. Den ganzen Rest haben wir gemacht." Mit diesem Slogan wirbt der Zentralverband des deutschen Handwerks in einer aktuellen Imagekampagne um Auszubildende. Genauso gut könnte dieser Werbespruch jedoch auch als Quintessenz des vorliegenden Buches dienen. Denn eines wird hier deutlich: Das Handwerk ist so alt wie die Menschheit selbst.

Folgerichtig beginnt der Band daher zunächst mit den handwerklichen Errungenschaften der Steinzeit und der darauffolgenden Bronze- und Eisenzeit. Rege Handwerker waren auch die Griechen und Römer, welche bereits zu erstaunlichen Leistungen fähig waren. Auch wenn die Quellen zum Mittelalter recht dürftig sind, so lassen sich dennoch zwei Kontinuitätslinien zur Antike entdecken: Erstens waren auch die Handwerker des Mittelalters spezialisierte Produzenten, die über weit verzweigte Handelsverbindungen verfügten, und zweitens gab es entsprechende Handwerksbetriebe vor allem in den Städten mit antiker Tradition. Geprägt war das mittelalterliche Handwerk zudem durch das Aufkommen des Zunftwesens. Mit der Renaissance, jenem Zeitabschnitt, der im nächsten Kapitel thematisiert wird, entwickelten sich die Handwerker zunehmend zu Künstlern und Wissenschaftlern, was auch mit weiteren Spezialisierungen verbunden war. "Im Zwiespalt" befanden sich dagegen die Handwerker des 17. und 18. Jahrhunderts, denn zum einen konnten diese wie die Hofjuweliere an den europäischen Königs- und Fürstenhöfen nicht nur Ansehen, sondern auch schlicht und ergreifend "Kohle" machen. Auf der anderen Seite schickte die Industrialisierung mit dem System des Merkantilismus bereits einen Vorboten los, der bereits auf die radikalen Veränderungen des 19. Jahrhunderts verwies. Dort waren die Handwerker nun zunehmend dem Takt der Maschinen ausgesetzt und viele verloren so ihre Unabhängigkeit. Doch es gab auch die "neuen" Handwerker wie die "Lichtkünstler" Joseph Nicéphore Niépce und Louis Daguerre, denen es zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit gelang, Bilder mit einem fotografischen Verfahren zu bannen. Den Abschluss des Bandes bildet schließlich das 20. Jahrhundert, in dem sich die Modernisierung des Handwerks auf vielfältige Weise fortsetzt.

Diese Geschichte des europäischen Handwerks ist ein reich bebilderter und kurzweilig zu lesender Band, der vielfältige Perspektiven einnimmt. Denn den drei Autoren geht es nicht nur um die technischen Entwicklungen, welche das Handwerk zunehmend professioneller werden ließen. Sie haben auch die sozialen Aspekte im Blick. Damit bieten sie an vielen Stellen quasi eine Sozialgeschichte der Handwerker, die beispielsweise das mitunter schwierige Verhältnis von Meister, Lehrlingen und Gesellen thematisiert. Schwierig ist es dabei sicherlich, die unterschiedlichen Entwicklungen in Europa unter einen Hut zu bringen. Denn die Situation war keineswegs einheitlich. Um dem gerecht zu werden, springen die Autoren kunterbunt durch die unterschiedlichen Regionen. Auch wenn dies für das Gesamtbild sicherlich zwingend notwendig ist, erfordert dies vom Leser jedoch eine gewisse geistige Flexibilität, um den einzelnen Informationen zu folgen. Von Vorteil ist es dabei, dass die einzelnen Unterkapitel nicht allzu lang sind, so dass sich der Leser in kleinen Etappen auf bestimmte Aspekte wie zum Beispiel "Handwerker in der Fabrik" konzentrieren kann. Sehr hilfreich sind in diesem Zusammenhang auch die vertiefenden Exkurse oder Fallbeispiele, welche sich immer wieder losgelöst vom eigentlichen Darstellungstext an verschiedenen Stellen des Buches befinden. Diese umfassen stets eine Seite und sind auch farblich hervorgehoben. Mit diesen Seiten gelingt es den drei Autoren auch, die Informationen ein wenig zu personalisieren, da hier Themen wie das Handwerk der Schuhmacher in Beziehung zu Personen – im genannten Fall der im mittelalterlichen Nürnberg lebende "Kneußel Schuster" – gebracht werden. Was dem Band jedoch weitgehend fehlt, sind Quellenauszüge, in denen Zeitgenossen zu Wort kommen. So ist wirkt der Text zwar recht nüchtern. Das ändert jedoch nichts daran, dass der Band alles in allem eine runde Sache ist, auch wenn der Preis jedoch zu hoch ist.

Weitere Informationen zum Buch sowie das Inhaltsverzeichnis finden sich auf der Webseite des Verlags.

Matthias Jakob Schmid



Hardcover | Erschienen: 1. September 2014 | ISBN: 9783806227833 | Preis: 49,95 Euro | 224 Seiten | Sprache: Deutsch

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