Mit dem dritten Band von Arthur de Pins gefeierter Trilogie "Marsch der Krabben" geht die lange Reise der kleinen Quadratkrabben zu Ende. Zunächst aber gibt es eine spektakuläre Umkehrung der Machtverhältnisse, wie der Titel "Die Revolution der Krabben" schon andeutet. Die Quadratkrabben, einst aufgrund ihrer beschränkten Bewegungsfreiheit so etwas wie die Deppen des maritimen Tierreiches, haben endlich gelernt, in alle Richtungen zu laufen. Sie verbünden sich und wenden sich endlich gegen die Großen - Hummer und andere brutale Plagegeister müssen feststellen, dass die Zeiten der Unterdrückung vorbei sind und die Kleinen sich durch ihre schiere Masse behaupten. Doch die Revolution hat ihren Preis: Das gesamte Ökosystem droht zu kippen und Mensch und Tier bekommen gleichermaßen zu spüren, was passiert, wenn im Tierreich alles aus dem Ruder läuft ...
Mit "Marsch der Krabben" hat Arthur de Pins ein ganz außergewöhnliches Werk geschaffen: klug, witzig, bisweilen zynisch und sehr originell. Die Quadratkrabben, seit jeher benachteiligt, lernen etwas Neues und starten eine Revolution - und plötzlich ist das gesamte Leben im Meer vor Frankreich bedroht. Dass das nicht gut ausgehen kann, versteht sich von selbst. Das Ende der Geschichte ist dann auch nicht ganz befriedigend für den Leser. Zwar ist auch der dritte und damit letzte Teil der Reihe extrem lesenswert, voller Wortwitz und sehr charmant illustriert, die Erzählung erreicht aber nicht ganz das Niveau von Band 1 und 2. Jedenfalls ist das Ende ziemlich böse - und damit eigentlich doch sehr realistisch und passend. Auf jeden Fall ist de Pins eine geniale Fabel gelungen, die zeigt: Macht verdirbt den Charakter, Revolutionen laufen selten ohne Gewalt ab, aber auch: wer zuletzt lacht, lacht am besten.
Optisch ist und bleibt "Marsch der Krabben" auch im finalen Serienteil eine runde Sache. Der stark grafisch gehaltene Stil ist ungewöhnlich und ansprechend, er transportiert witzige und grausame Szenen gleichermaßen gelungen. So sind die Gegner der Quadratkrabben äußerst bedrohlich und düster in Szene gesetzt. Muränen, Hummer, Taschenkrebse und sonstige Unterdrücker und Fressfeinde sind mit starken Farbkontrasten und hässlichen Symbolen leicht zu erkennen und einfach böse. Doch auch die Quadratkrabben haben sich hier optisch (und charakterlich) verändert – die "neuen", durch die Revolution veränderten Krabben sind nicht mehr so niedlich-hilflos wie zu Beginn der Geschichte. Erneut arbeitet der Autor hier viel mit gegensätzlichen Kolorierungen. Während die Welt der Menschen oft in pastelligen Tönen gehalten ist und trotz aller Katastrophen französische Sommer-Sonne-Strandurlaub-Atmosphäre widerspiegelt, ist die Unterwasserwelt naturgemäß recht reduziert gefärbt und überwiegend weiß, grau oder blau; wenn es bedrohlich wird, herrschen Rot und Schwarz vor. Arthur de Pins hat wieder einige sehr schöne Einfälle gehabt und zeigt in seinen Zeichnungen Liebe zum skurrilen Detail. So tragen etwa die neuen Anführer der Krabben Kopfbedeckungen aus lebenden Entenmuscheln – sehr praktisch, können die Hüte ihren Trägern doch gleich wichtige Ratschläge einflüstern. Die Übersetzung von Monja Reichert sitzt - die knappen, schlagfertigen Dialoge reizen oft zum Lachen.
"Der Marsch der Krabben" ist großartige, intelligente und sehr komische Unterhaltung. Mit "Die Revolution der Krabben" findet die Reihe einen gelungenen Abschluss.
Zur Leseprobe auf der Website von Splitter: "Marsch der Krabben 3 - Die Revolution der Krabben" Die dreiteilige Comicreihe basiert auf einem preisgekrönten Kurzfilm von Arthur de Pins, den es bei YouTube gibt:
Hardcover | Erschienen: 1. Oktober 2014 | ISBN: 9783868695137 | Originaltitel: La marche du crabe: La révolution des crabes | Preis: 19,80 Euro | 112 Seiten | Sprache: Deutsch