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Sherlock Holmes ist tot. Zusammen mit seinem Erzfeind Professor Moriarty stürzte er die Reichenbach-Fälle hinab in den Tod, so steht es in allen Zeitungen. Das ist schlimm für seine Verbündeten und es ist besonders schlimm für den Erzähler, den Pinkerton Detektiv Frederick Chase. Dieser hatte sich von Holmes Unterstützung erhofft, um einen amerikanischen Verbrecherkönig zu schnappen, der sich mit Moriarty verbünden wollte. Nun scheint jede Chance vertan und der Detektiv steht vor dem Nichts, als ihm unerwartet ein Inspektor von New Scotland Yard zur Seite steht. Athelny Jones erscheint in der Schweiz, ein glühender Verehrer Holmes', der von diesem gelernt und seine Methoden übernommen hat. Beider Weg führt sie nach London und schon bald wandeln sie auf Holmes und Watsons Spuren - ob sie wollen oder nicht.
Nach "
Das Geheimnis des weißen Bandes" wagt sich Anthony Horowitz an einen Kriminalroman, der zu Holmes' Zeiten spielt. Dabei geht er behutsam und mit viel Kenntnis der Doyle-Romane vor, was seiner Geschichte gut tut. Sicher, er betont es gleich zu Anfang, Holmes ist tot. Und doch ist er in dieser Geschichte allgegenwärtig, genauso wie sein Gegenspieler Moriarty.
Das von Horowitz erschaffene Ermittlerduo Jones und Chase ersetzt den Meisterdetektiv und seinen besten Freund nicht, aber ihre Unterhaltungen und Taten sind gespickt mit Zitaten. Besonders Jones ist nicht nur ein Bewunderer des Meisterdetektivs, er ist förmlich davon besessen, ihm nachzueifern. Frederick Chase dagegen ist eher zurückhaltend und an manchen Stellen ist ihm sein wachsendes Unwohlsein anzumerken. Er mag Jones sehr, aber der Eifer, mit dem sein Freund sich in die Ermittlungen stürzt, ist ihm unheimlich.
Stilistisch ist das Buch eine Wohltat. Da es sich um zwei neue Ermittler handelt, genießt Horowitz mehr Freiheiten als in seinem Holmes-Roman. Gleichwohl bleibt er sehr nah an den Beschreibungen der Personen und Ereignisse, die Anhänger des Genies schon kennen. Dadurch wirkt der Roman atmosphärisch dicht und glaubwürdig, die ruhige Erzählweise und die behutsame Einführung der Personen machen Spaß. Mit nahezu diebischer Freude führt der Autor seine Leser auf falsche Fährten, legt Köder aus und lässt sie raten. Zwischendurch lässt er seinen Inspektor dessen Schlussfolgerungen ausführen und schafft es dadurch, Jones kindlichen Stolz auf seine Leistungen besser zu zeigen, als wenn er ihn schildern würde.
Überhaupt ist Athelny Jones eine interessante Romanfigur. Ihm ist einerseits ein scharfer logischer Verstand, andererseits eine naive Vertrauensseligkeit zu eigen, die es schwer machen, ihn nicht zu mögen. Sein neuer Freund Frederick Chase übernimmt die Rolle des Erzählers und damit auch die des Chronisten in diesem Fall. Zwischen den beiden Männern entsteht ein besonderes Verständnis und der Leser hat keine Zweifel, dass sich daraus eine ganz besondere Freundschaft entstehen wird.
"Der Fall Moriarty" wäre jedoch kein Kriminalfall in Sherlock Holmes' Manier, wenn das so einfach wäre.
Bis der Fall abgeschlossen ist, wartet noch die eine oder andere Überraschung auf den Leser, der auf der Hut sein muss, will er alle Hinweise, die der Autor fallen lässt, auch erraten.
Eine Leseprobe gibt es hier auf der Verlags-Website.