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Die Digitalisierung schreitet immer weiter voran - und macht auch vor dem Deutschunterricht nicht halt. So ist es nicht verwunderlich, dass die dreizehnbändige Reihe "
Deutschunterricht in Theorie und Praxis (DTP)" auch einen eigenen Band dieser Thematik zugedacht hat.
Von der Konzeption unterscheidet sich dieser Band dahingehend, dass darin sowohl literatur- als auch sprachdidaktische Gesichtspunkte berührt werden. Denn digitale Medien sind nicht in einem bestimmten Bereich der Deutschdidaktik angesiedelt, sondern können bereichsübergreifend benutzt werden.
Die Ausbildung fachspezifischer Medienkompetenz ist eine zentrale Aufgabe des Deutschunterrichts und entsprechend ein zentraler Bestandteil der Mediendidaktik Deutsch.
Ähnlich wie bei den bisherigen Bänden der Reihe behandeln die Aufsätze des ersten Abschnitts die "theoretische[n], geschichtliche[n] und konzeptionelle[n] Grundlagen", während der zweite Abschnitt des Bandes die "Kompetenzen, Ziele und Methoden" beleuchtet, welche durch digitale Medien angeregt werden. Abgeschlossen wird der Band durch sechs exemplarische Unterrichtsmodelle, welche die unterschiedlichsten Einsatzfelder von digitalen Medien berücksichtigen.
Ob E-Book, Tablet oder Wikipedia – die digitalen Medien stellen auch den Deutschunterricht vor enorme Herausforderungen, welche in ihrer Tragweite noch gar nicht überschaubar sind. Einen guten Ansatz, Licht in dieses diffuse Anforderungsprofil zu bringen, bietet der vorliegende Band. Allerdings sollten sich Lehrer davon keine fertigen Lösungskonzepte erwarten, denn eines bleibt selbst bei ausgiebiger Lektüre klar: Die Antworten des Deutschunterrichts auf die Digitalisierung stehen erst am Anfang. So fußt der Band auf zahlreichen einzelnen Forschungsrichtungen und didaktischen Konzepten, die bisher weitgehend nebeneinander her existieren, ohne dass dahinter eine übergeordnete theoretische Synthese zu erkennen ist.
Der Diskurs eines computergestützten Deutschunterrichts ist in seiner kurzen Geschichte relativ lange im didaktischen Abseits geführt worden.
Dennoch ist der Band ungemein wertvoll, da hier erstmals diese unterschiedlichsten Konzepte, welche um digitale Medien kreisen, zusammengetragen werden. Überraschend ist dabei, welch enorme Menge an derartigen Ansätzen bereits existiert, wodurch das Potenzial dieser Medien deutlich wird. Bei ihren Darlegungen greifen die Autoren auch immer wieder empirische Studien auf. Hinzu kommen Hinweise auf zahlreiche "Best Practice"-Modelle, die jedoch an vielen Stellen einer weiteren Ausdifferenzierung bedürfen. Dabei kommen sowohl außergewöhnliche Ansätze wie die Einbeziehung von Suchfunktionen in den Lese- und Interpretationsprozess zur Sprache als auch überschätzte Ansätze. Ein Beispiel für letzteres ist der Verweis auf die digitalisierten Bestände der bayerischen Staatsbibliothek, deren historische Schätze wohl nur in Ausnahmefällen von Schülern erschlossen werden können. Insgesamt fällt zudem auf, dass gerade bei den sechs abschließenden Praxisbeispielen projektartige Ansätze überwiegen, welche sich zum einen gut in die zunehmende Kompetenzorientierung des Schulunterrichts eingliedern, zum anderen aber aufgrund von vielfältigen organisatorischen Beschränkungen im normalen Schulalltag die Lehrkräfte auch vor Herausforderungen stellen dürften.
Fazit: Der Band bietet einen groben Überblick über die vielfältigen Verwendungszwecke der digitalen Medien im Deutschunterricht, welche die Möglichkeiten erst erahnen lassen. Deutlich wird dabei aber auch, dass die Deutschdidaktik hier erst am Anfang steht. So reißen die einzelnen Beiträge viele interessante Aspekte an, die sowohl in der Praxis einer weiteren Ausdifferenzierung bedürfen als auch theoretisch in ein mediendidaktisches Gesamtkonzept zu bringen sind, um das Fach selbst nicht zu überfordern.
Weitere Informationen zum Buch sowie ein Blick ins Inhaltsverzeichnis finden sich auf der Webseite des Verlags.