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Isao Takahata ist als japanischer Regisseur und Produzent von Animeserien eine Kultfigur. Bekannt sind seine Zeichentrickfilme "Heidi", "Anne mit den roten Haaren" und "Die letzten Glühwürmchen". Mit "Marco" (Original: "Haha Wo Tazunete Sarenzri") verfilmte Takahata eine zugleich rührende und spannende Reise-Saga um einen kleinen Jungen in großartigen Bildern. "Marco" wurde 1976 umgesetzt und gehört zur legendären World Masterpiece-Theater-Reihe.
Die Serie basiert auf dem 1878 erschienenen Buch "Cuore" (Herz) des Italieners Edmondo de Amicis. Die eigentliche Geschichte um Marco und seine Mutter macht dabei jedoch nur das Kapitel "Vom Apennin zu den Anden" im Buch aus. In diesem ist die italienische Hafenstadt Genua wie das ganze Land im Jahr 1881 von einer Wirtschaftskrise betroffen. Viele Italiener fassen deshalb den Entschluss, nach Argentinien überzusiedeln, um dort zu arbeiten. Auch die Familie Rossi steckt in großen finanziellen Schwierigkeiten, denn die vom Vater geleitete Klinik für Arme läuft nicht so gut wie erhofft. Deshalb entscheidet sich Marcos Mutter, nach Südamerika zu gehen.
Dem Jungen fällt es schwer, den Entschluss der Eltern zu akzeptieren und ist sehr unglücklich darüber. Als die regelmäßigen Briefe plötzlich ausbleiben, sorgt sich Marco sehr und beschließt, der Mutter nachzufahren. Nur von seinem kleinen Affen Peppino begleitet, begibt er sich auf die anstrengende Reise nach Argentinien. In Buenos Aires angekommen stehen für den wagemutigen und herzensguten Marco noch viele Kilometer an, die er nur mithilfe von neu gewonnenen Freunden wie dem Mädchen Violetta, das als Puppenspielerin mit seinem Vater durchs Land zieht, zurücklegen kann. Dabei muss Marco oft seinen Mut und seine Hilfsbereitschaft unter Beweis stellen.
Die Sammleredition von Epix präsentiert die Zeichentrickserie in zwei Staffeln mit je 26 Folgen auf vier DVDs. Diese erste Staffel ist seit Oktober 2005 im Handel erhältlich, die zweite wird seit Dezember 2005 angeboten. Die DVD liefert dem Zuschauer annehmbares Bonusmaterial wie die Biografie von Regisseur Isao Takahata, einen Episodenführer, eine Bilder-Galerie mit Sing-along, den japanischen Vor- und Abspann und Hintergrundinformationen zur World Masterpiece-Theater-Reihe
Auch wenn die Serie "Marco" aus Takahatas Feders stammt, kommt sie qualitativ nicht an "Anne mit den roten Haaren" oder "Heidi" heran. Dies hat mehrere Gründe: Beispielsweise wurde die im Grunde recht interessante Geschichte nicht komplex genug aufgearbeitet. Ein kleiner italienischer Junge wird von seiner Mutter alleine gelassen, weil sie aus finanziellen Gründen nach Argentinien auswandert. In einer ähnlichen Situation befanden sich zur damaligen Zeit viele italienische Familien.
Psychologisch betrachtet gibt es hier also eine Ausgangsbasis, die Stoff für spannende Entwicklungen gegeben hätte, in denen Marco sich nach und nach vom Schrecken des Verlassenseins hätte erholen können. Doch schon in Episode Zwei ist Marco wieder fröhlich und bewegt sich in einer heilen Welt. Für Kinder ist der Ablauf ideal, doch der Regisseur hat hierdurch eine Chance vertan, die Geschichte auch für Erwachsene interessant zu gestalten.
Schade ist auch, dass der Zuschauer sich mitunter mit einer recht groben Animation abspeisen lassen muss. Die Konturen der Figuren verändern sich ständig, die Kleidung wechselt von Szene zu Szene ihre Farben, und manchmal bewegen sich die Münder wie in Zeitlupe, als würden Zwischenframes beim Sprechen fehlen. Zu oft kommen Standbilder zum Einsatz. Weiterhin zu kritisieren ist auch die starke Ähnlichkeit der Protagonisten. Alle scheinen die gleichen runden Gesichter zu haben. Auch wenn die Zeichnungen die für Takahata typisch schönen Postkarten-Bilderwelten zeigen, ist die Animation insgesamt enttäuschend.
Zeichentrick-Liebhaber sollten "Anne mit den roten Haaren" oder "Heidi" von Isao Takahata vorziehen. Wer jedoch alle Serien des Kultregisseurs Takahata komplett besitzen will, kommt an "Marco" nicht vorbei. Kinder werden sich mit der netten Geschichte des kleinen, lieben Jungen bestimmt unterhalten lassen, Erwachsene sich wohl eher gepflegt langweilen.