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Die beiden jungen Männer Mohammed und Afzal sind nicht nur Freunde, sie haben auch denselben Traum. Vor dem afghanischen König ein Bukashi, das traditionelle Reiterspiel zu gewinnen und Ehre zu erringen, das ist ihr Ziel. Leider ist der Weg dahin weit und so manches Hindernis wird ihnen in den Weg gelegt. Vor ihnen liegen eine langjährige Ausbildung und eine gefährliche Reise über den Hindukusch. Besonders Mohammed scheint von Pech verfolgt, als er bei einem Wettbewerb verunglückt und fürchten muss, sein Ziel für immer verloren zu haben. Aber war das wirklich nur Zufall? Mohammed weiß, dass viel auf dem Spiel steht und bald stellt sich heraus, dass nicht alle seiner Freunde ihm wirklich wohlgesonnen sind.
Mohammed gibt nicht auf und muss zeigen, ob er es wert ist, ein Reiter des Königs zu sein.
Der gelernte Journalist und Historiker Peter Erfurt verbrachte seine Kindheit in Asien und schreibt mit großer Kenntnis und Liebe zu Afghanistan das Buch "Der Reiter des Königs". Er schafft es auf nur 154 Seiten, die mit großer Schrift versehen wurden, eine stimmungsvolle Atmosphäre zu schaffen. Dabei nimmt er sich sehr viel Zeit, um Landschaft, Sitten und Gebräuche Afghanistans im Jahre 1920 zu beschreiben. Wer sich für ferne Länder interessiert, wird daran Freude haben.
Ein wenig verliert sich der Autor jedoch ausgerechnet in seiner Liebe zum Detail. So nimmt die Beschreibung eines Festmahls gerne zwei Seiten ein, der Kauf eines Pferdes drei Seiten. Das ist bei umfangreichen Büchern kein Problem, bei einer derartig kurzen Geschichte, wie sie hier vorliegt, sieht das anders aus, denn es gibt kaum mehr Handlung als in der Inhaltsangabe beschrieben.
Mohammed reitet gerne, er hat ein Ziel und will es erreichen, gut ist. Mehr muss auch nicht sein, denn Mohammed ist zwar die Hauptfigur, aber eigentlich dreht sich alles um das Land.
Trotzdem, ein bisschen mehr Fleisch auf den Rippen müsste die Geschichte haben, denn ausgerechnet die Personen in diesem Buch bleiben blass, fast eindimensional.
So hat Mohammed alle positiven Eigenschaften, die ein junger Mann nur haben kann. Er ist gläubig, höflich, bescheiden, herzensgut, mutig, ehrenhaft, begabt und zielstrebig.
Das kann sich sehen lassen.
Sein Widersacher dagegen ist faul, feige, großmäulig, verlogen, ehrlos und nicht so klug wie Mohammed. Da sind die Sympathien doch einfach verteilt.
Auch wenn die Geschichte kurz und knapp erzählt wird, da hätten die Tugenden ein bisschen besser verteilt werden können. Dass Mohammed nun wirklich jedes Herz gewinnt und sich immer und ohne jede Frage richtig verhält ohne auch nur einmal zu zweifeln, ist zu einfach, zumal er manches Mal sehr naiv erscheint.
Der einfach gehaltene Schreibstil tut ein Übriges, um das Buch nicht ganz ausgereift wirken zu lassen. Die Landschaftsbeschreibungen sind sehr gelungen, die Dialoge aber wirken steif und stellenweise arg gestelzt. Mohammed könnte an jeder Stelle seines jungen Lebens auf der Bühne stehen, seine Worte sind wohlüberlegt und bedeutungsschwer.
Ob die Leser des Buchs nun erwachsen oder jugendlich sind, es fehlt den Zeilen an Lockerheit, ja an Lebensfreude. Alle Figuren wirken, als treten sie in einem Theaterstück auf. Das ist schade, denn dadurch wirkt die Handlung nicht so faszinierend, wie sie sein könnte. Pferde, Kämpfe, Freundschaft und Verrat, das alles könnte die Leser förmlich ans Buch fesseln, wären die Figuren nur etwas lebendiger. Das klappt aber nicht. Gerade der Vergleich zwischen Mohammed und seinem Freund wirkt ein bisschen wie ein moralischer Zeigefinger, der zur Ehrlichkeit und Tapferkeit ermahnen will. Das sind gute Eigenschaften, aber wer will sie schon ständig unter die Nase gerieben bekommen?
Wer sich für Pferde oder ferne Länder interessiert, mag einen Blick in das Buch werfen, eine unbedingte Leseempfehlung ist es aber nicht.