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Später überlegt Tomas immer wieder, dass Teresa damals bei ihm gestrandet ist wie der biblische Moses im Körbchen bei der ägyptischen Prinzessin. Der erfolgreiche Chirurg und die Serviererin werden in Prag eher aus diversen Zufällen heraus ein Paar, unmittelbar bevor sowjetische Panzer dem politischen Wandel in der Tschechoslowakei ein blutiges Ende bereiten. Zwischen den beiden entsteht eine tiefe Liebe, auch wenn Teresa fast daran zerbricht, dass Tomas weiterhin seine zahlreichen von ihm so genannten erotischen Freundschaften auslebt.
Tomas und Teresa wandern in die Schweiz aus, wo Tomas seine frühere Gespielin Sabina wieder trifft. Die Beziehung zwischen Sabina und dem Schweizer Hochschullehrer Franz wird die zweite im Roman thematisierte Liebesgeschichte sein.
Teresa kann den freiheitlichen Westen und Tomas' sexuelle Abenteuer nicht ertragen und kehrt nach Prag zurück, bald gefolgt von Tomas, den sein schlechtes Gewissen und seine Liebe zu ihr ziehen. Als sich Tomas weigert, einen von ihm im Zuge des Prager Frühlings verfassten Zeitungsartikel zu widerrufen, gerät er in die Fänge des Geheimdienstes. Unweigerlich beginnt der Abstieg - oder was man eigentlich für einen Abstieg halten sollte. Denn nun sind Teresa und er fern von der unerträglichen Leichtigkeit des Seins angekommen.
Kundera hat seinen 1984 zunächst auf Französisch erschienenen Roman im Exil geschrieben, zu einer Zeit, als der Kalte Krieg noch die Politik beherrschte und der Prager Frühling unvergessen war. Mit "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins" traf er den Nerv der damaligen Gesellschaft: Er bot dem westeuropäischen Leser eine fast unmittelbare Begegnung mit den Gräueln von 1968 in Prag und der anschließenden Phase strenger Diktatur, unterbrochen von einem Intermezzo in der Freiheit der Schweiz; eine Art von Freiheit, mit der Teresa nicht zurechtkommt.
Freiheit ist denn auch ein Kernthema des Romans, nicht zuletzt in Bezug auf den sexuellen Bereich. Tomas liebt Teresa, braucht aber seine Seitensprünge wie die Luft zum Atmen - die er ihr damit wiederum abschnürt. Ähnliche Gegensätze charakterisieren auch das bereits erwähnte zweite Protagonistenpaar Sabina und Franz. Hier ist Sabina die rastlos Suchende.
Neben jener Leichtigkeit, die alle Ebenen des Daseins zu durchdringen droht, gehören Nietzsches Gedanken zur Ewigen Wiederkunft des Gleichen zu den philosophischen Ideen, die Kundera in den Roman einflicht und weiter entwickelt. Hierdurch wird die Handlung immer wieder unterbrochen, hinterfragt und interpretiert. Wer schlicht einen Liebesroman vor der dramatischen Kulisse des Prager Frühlings erwartet, mag enttäuscht sein: Im Grunde dient die Handlung dem Autor eher als Rückgrat für seine philosophischen Betrachtungen, von denen manche dem heutigen Leser oder Hörer recht fremd anmuten können. Dennoch lohnt sich die Auseinandersetzung mit ihnen nicht zuletzt deshalb, weil gerade der Freiheitsbegriff in jeder Epoche ein wesentliches Thema ist.
Der Sprecher Heikko Deutschmann versteht es, durch Akzentuierung einen zu gleichmäßigen Redefluss zu vermeiden und seinem Vortrag Dynamik zu verleihen. Er findet sich sensibel in die unterschiedlichen Charaktere ein und setzt sie geschickt voneinander ab, ohne ein Rollenspiel über die Stimmhöhe zu betreiben, das bei diesem Roman seine Wirkung verfehlen würde. So gelingt es ihm, den Hörer auch während gewisser Längen der Vorlage "mitzunehmen": definitiv ein Grund, sich der Hörbuch-Edition zuzuwenden.
Die tiefgründige, vielschichtige Romanvorlage als fesselndes Hörbuch ist eine klare Empfehlung wert.
Eine
Hörprobe wird auf der Verlagsseite zum Hörbuch angeboten.
Geliefert wird das Hörbuch als schön aufgemachtes Karton-Heftchen mit Steckfächern für die zwei MP3-CDs.