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Ein Menschenfreund wird Carl Morck wohl nie. Da spielt es keine Rolle, dass er sich an Assad und Rose gewöhnt hat, oder dass sein Dezernat Q erfolgreich ist. Am liebsten sitzt Morck im Keller und grummelt. Daher reißt ihn auch der Anruf eines Kollegen nicht vom Hocker. Dieser möchte ihm von einem alten Kriminalfall erzählen, aber Morck wiegelt ab: bloß keine weitere Arbeit. Später hat er Zeit, das zu bereuen, denn sein Kollege hat sich am Tag seiner Pensionierung umgebracht. Was war nur so wichtig, dass ein Polizist sein gesamtes Leben einem Unfall gewidmet hat und sogar seinen Tod in Kauf nimmt? War es doch Mord? Ob Morck es will oder nicht, Sonderdezernat Q ermittelt.
Wer Jussi Adler Olsens Reihe um Dezernat Q kennt, für den ist Verheißung wie ein Besuch bei Muttern. Die Figuren sind so herrlich vertraut, ihr Umgang miteinander so bequem wie ein Paar Lieblingspantoffel. Carl Morck ist brummig, Rose schräg wie immer und Assad pfiffiger denn je. Durch den neuen Fall erfahren sowohl Morck als auch die Leser wieder etwas mehr über die Vergangenheit des kleinen Syrers. Bis sein Geheimnis gelüftet wird, dauert es aber wohl noch eine Weile.
Überhaupt gibt Adler Olsen Informationen nur stückweise preis. Das gilt sowohl für das Ermittlerteam, als auch für den Kriminalfall. "Verheißung" ist ein ruhiges Buch, in dem Informationen in Kleinarbeit zusammengetragen werden. Hin und her fahren Morck und seine Kollegen, befragen Leute, werten alte Berichte aus und folgen jeder noch so kleinen Spur. Das ist nicht sonderlich actiongeladen und es käme so etwas wie Langeweile auf, wäre nicht die fantastische Chemie zwischen den Mitarbeitern des Dezernat Q.
Die einzelnen Figuren haben sozusagen Fleisch auf den Knochen und füllen das Buch mit Leben. Ob es Assads Vergangenheit ist, die seit dem ersten Buch neugierig macht, oder Roses vielfältige Persönlichkeit, die immer für eine Überraschung gut ist, in ihnen liegt die Stärke des Buchs. Überhaupt profitiert „Verheißung“ davon, dass der Autor Wert darauf legt, den Menschen in seinen Geschichten viel Raum zu geben. Es sind die kleinen Dinge, das Zögern einer trauernden Mutter, oder ein Brief, den jemand jahrelang aufbewahrt hat, die der Handlung Glaubhaftigkeit verleihen. Kein Wunder, dass Morck die Fälle nicht an sich heranlassen möchte, denn die Arbeit ist, trotz all der Jahre, die vergangen sind, belastend. Wenn er und Assad ein Kinderzimmer betreten, das seit Jahren nicht verändert wurde, hat das etwas unendlich Trauriges an sich. In solchen Szenen ist die Verzweiflung der Angehörigen fast greifbar.
Zum Glück gibt es noch Morcks Privatleben, das die melancholische Stimmung etwas auflockert. Anrufe seiner Mutter treiben ihn förmlich in den Wahnsinn, sein Ex-Kollege Hardy zwingt ihn dazu, sich auch um andere Dinge Gedanken zu machen. Heiter sind auch diese Begebenheiten nicht, aber sie lenken das Augenmerk auf andere Dinge.
Es sind solche Kleinigkeiten, die dafür sorgen, die Geschichte interessant bleibt. Sicher, das Tempo ist gemächlich, wie in den anderen Bänden der Reihe auch. Freunde temporeicher Thriller werden hier nicht auf ihre Kosten kommen. Das verwundert nicht, stehen Krimis aus dem hohen Norden doch für andere Qualitäten.
"Verheißung" ist ein Skandinavienkrimi at it´s best. Jussi Adler Olsen zeigt hier deutlich, warum er zu den erfolgreichsten Autoren der Branche gehört.
Weitere Informationen zum Autor, zur Reihe sowie eine Leseprobe dieses Buches finden sich auf einem "Website Special" des Verlages DTV.