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Delphi im klassischen Griechenland: Ein alter, blinder Mann erreicht auf seiner Wanderschaft die Stadt. Noch bevor er sie betritt, wird er von Jungen umringt, die ihn nach Gold oder Neuigkeiten aus fremden Gegenden fragen. Gegen die Gabe von Wein und Brot lässt er sich überreden den Jungen eine Geschichte zu erzählen, und er wählt eine Geschichte aus ihrer Heimatstadt, aus Delphi. Sie handelt von der Pythia, der Auserwählten, die im Tempel des Apollons die Zukunft vorhersagt, auch bekannt als das Orakel von Delphi. Aspasia übernahm als Kind diese heilige Aufgabe, nachdem der aufgebrachte König Eukratides die vorherige Pythia erschlagen hatte, da diese ihm nicht die ruhmreiche Zukunft vorhersagte, die er sicher erhoffte. Um ihrer Aufgabe nachzukommen, muss Aspasia jungfräulich sein. Doch ist sie von solcher Schönheit, dass man selbst auf dem Olymp, bei den Göttern, von ihr spricht. Und so hegt der Gott Apollon mehr Interesse am Körper seiner Dienerin, denn an ihren Fähigkeiten. In Gestalt eines fremden Mannes sucht er die Pythia auf, und gibt sich ihr zu erkennen. Aspasia weist den Gott jedoch zurück, da sie ihre Gabe nicht verlieren möchte. Apollon erzürnt, vergewaltigt die junge Schönheit und lässt sie nackt und geschunden zurück. Getrieben von dem Verlangen nach Rache wendet Aspasia sich an den irren König Eukratides. Mit einer Vorhersage seines Sieges gelingt es ihr Eukratides zum Sturm auf den Olymp, den Götterberg, selbst zu überreden. In ihrem eigenen Heim will der Kriegsherr die Mächtigen stürzen. Bis zum Göttervater Zeus dringt er hervor, doch muss er lernen, dass selbst, wenn den Menschen die Freiheit zusteht, gegen die Götter aufzubegehren, sie letztlich doch niemals siegen können.
"Pythia" ist der erste Band der fünfteiligen Reihe "Orakel". Jeder Band wird von einem anderen Autoren-Zeichner-Team erstellt. Den Rahmen bildet der alte blinde Wanderer, der seine Geschichten erzählt. Er ist das eigentliche Orakel, auch wenn der erste Band die Vermutung nahelegt, die Pythia sei die zentrale Figur, die der Reihe den Titel gibt. Der Greis zieht durch das antike Griechenland und erzählt an verschiedenen Stationen seiner Reise Geschichten, die alle von Rache handeln. Dabei kann der Alte, obwohl oder vielleicht gerade, weil er blind ist, doch klarer sehen als andere Menschen, denn er blickt auf die Wahrheit, die hinter allem steht. Und so kann er durch seine Geschichten den Menschen die Botschaft der Götter bringen.
Die Geschichte der Pythia Aspasia ist episch erzählt, wie man es von einer klassisch griechischen Göttergeschichte erwarten darf. Dabei geht es blutig und derb zu. Die Farbwahl ist gedeckt und verstärkt die düstere Atmosphäre. Die Kolorierung wirkt im wörtlichen Sinne lautmalerisch: Rückblenden oder Visionen sind entweder gänzlich grau in grau oder bei besonders schrecklichen Vorhersagen auch mal ganz in dunklem Rot. Die Erzählung des Orakels wird immer wieder durch Zwischenszenen unterbrochen, in denen die Handlung zurückspringt in ihren eigenen Rahmen, zu den Zuhörern um den alten Mann. So wendet mal eines der Kinder ein, dass ein Gott doch wohl nicht seine eigene Dienerin vergewaltigen würde, ein anderes Mal spottet ein Junge über die absurden Pläne der Pythia, die sich vorgenommen hat, Apollon zu töten. Einen Gott zu töten sei schließlich unmöglich. Die Einwürfe sind ein gut gewähltes Stilmittel, das es schafft, die sonst sehr dramatische, etwas schwermütige Erzählung aufzulockern.
Die Szenenwahl des Zeichners Stefano Martino deckt sich nicht immer mit der erzählerischen Breite von Autor Olivier Peru. Viele enge Panels drängen sich dicht aneinander, wo man aufgrund der epischen Handlung große Panoramen vermuten könnte. Einerseits wirken die Seiten hierdurch etwas überfüllt, andererseits schaffen die Ausschnitte, Details und verschiedenen Perspektiven der Panels eine eigene Spannung, die der Handlung manchmal fehlt.
"Orakel" ist ein gut gezeichneter und solide geschriebener Band, der Fans antiker Heldenepik sicherlich viel Freude bereitet.
Auf der
Website des Splitterverlags kann man in die ersten Seiten reinlesen.