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Du bist gerade mit dem Auto unterwegs, als dich ein dramatischer Anruf deiner Nichte Jacky erreicht, die dich bittet, sie sofort von einem schrecklichen Ort wegzuholen - gemeint ist die Privatschule Blackville, in der Jacky zurzeit unterrichtet wird und wohnt. Sofort brichst du nach Blackville auf, nur um dort ein schreckliches und Angst einflößendes Chaos vorzufinden, aber keine Kinder oder Lehrer! Etwas Schlimmes ist hier passiert, und nach und nach verdichten sich die zahlreichen Hinweise, die du findest, zu einer unglaublichen Geschichte: Eine mystische Gestalt namens Bloody Mary, die in einer Spiegelwelt lebt und immer dann zuschlägt, wenn man zu einer bestimmten Zeit mit seinem Spiegelbild spricht, hat sich die Kinder geholt. Nun liegt es an dir, alle zu retten und Bloody Mary unschädlich zu machen.
Die "
Grim Tales" sind, ganz wie der Serientitel schon verspricht, für ihre düsteren Settings bekannt und das Kapitel "Bloody Mary" kann definitiv mit einer großen Portion Grusel aufwarten! Der Schauplatz des Wimmelbild-Adventures ist ein unheimliches und verlassenes Internat - verlassen bis auf einige Schreckgestalten und Monster, die dem Spieler immer wieder in den Szenenbildern und Zwischensequenzen begegnen, während er sich durch zahlreiche Inventar- und Objekträtsel, Suchbilder und Minispiele kämpft.
Die Hintergrundstory ist ziemlich unterhaltsam und unheimlich; tatsächlich wurde der Mythos der Bloody Mary, eines Spiegelgeistes, der mittels Beschwörung herbeigerufen wird, bereits als Horrorfilm auf die Leinwand oder zumindest in den Verleih gebracht. Auch optisch darf man "Grim Tales: Bloody Mary" als gelungen bezeichnen. Die düster anmutenden, sehr detailreich inszenierten Schauplätze sind grafisch makellos und gestochen scharf; die einzelnen Szenen werden jeweils von kleinen Animationen aufgelockert, wobei sich die Macher von Elephant Games auch hier auf den Gruselfaktor verlassen haben: Kinderzeichnungen erwachen zum Leben, ebenso wie Puppen, die sich bewegen, Kinderwagen, die wie von Geisterhand rollen oder Schatten, die vorbeihuschen. Hin und wieder landet der Spieler in Spiegelwelten von Bloody Mary, dort wird es optisch noch unheimlicher und geradezu surreal.
Akustisch wird dies mit fiesem Kinderlachen und anderen unheimlichen Geräuschen gelungen untermalt. Hin und wieder treiben animierte Zwischensequenzen die Handlung voran und sorgen für den einen oder anderen kleinen Schauer oder Schreck beim Spieler. Der muss das unheimliche Abenteuer zum Glück nicht allein durchstehen: Begleitet wird er von dem hilfreichen und putzig gemachten Streifenhörnchen Chucky. Das winzige Tierchen ist ein guter Kletterer und kann daher Orte, die für den Spieler unzugänglich sind, durchstöbern und Objekte einsammeln, die sonst unerreichbar wären. Auch eine Karte mit Sprungfunktion, auf der offene Aufgaben und noch unbekannte Areale markiert sind, ein Tagebuch mit Notizen und ein Tippgeber erleichtern das Spiel, das mit einer Dauer von rund vier Stunden recht lang für Unterhaltung sorgt.
Spielerisch gesehen weist "Bloody Mary" keine bahnbrechenden Inventionen oder sensationellen Einfälle auf; die gute Optik und die dichte Atmosphäre täuschen geschickt über die eine oder andere Schwäche hinweg. Für passionierte Wimmelbild-Spieler dürfte dieser Teil der Grim Tales keine besonders große Herausforderung darstellen; die Wimmelbilder sind schnell durchsucht, die Minispiele, etwa in Form von Schieberätseln oder "Finde zwei gleiche Objekte", sind teils extrem einfach, wenn auch optisch wirklich schön ins Spiel integriert. Was die Inventar- und Objekträtsel betrifft: Wie im Genre meist üblich, wird der Spieler sehr oft hin und hergeschickt, um einen bestimmten Schlüssel oder ein anderes begehrtes Objekt zu ergattern - vom Dachboden zur Eingangshalle zum Garten zum Schlafsaal ... und wieder zurück. Das kostet Zeit und ist auch nicht wirklich spannend - aber, wie bereits erwähnt: Die sehr schöne grafische, akustische und atmosphärische Umsetzung tröstet über kleine Durststrecken hinweg.
So ist "Grim Tales: Bloody Mary" ein unterhaltsames Gesamtpaket, das einige Stunden vor dem Bildschirm fesselt und auf jeden Fall eine Empfehlung wert ist für alle, die sich gerne ein bisschen gruseln.