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Vom Papyrus zum E-Book


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Zweifellos ist das Buch das geläufigste Speichermedium, und das seit Jahrtausenden. Uwe Jochum, wissenschaftlicher Bibliothekar an der Universität Konstanz, geht im hier besprochenen Band der Geschichte dieses Mediums nach, Vorgänger eingeschlossen. "Das Buch an der Wand" – "Das Buch in der Hand" – "Das Buch in der Bibliothek" – "Das heilige Buch" – "Das mechanische Buch" – "Das industrielle Buch" – "Das digitale Buch" - so lauten die Titel der einzelnen Kapitel, und diese zeigen bereits auf, welch ungeheure Zeitreise der Leser zurücklegt, sind doch mit "Das Buch an der Wand" die Höhlenmalereien gemeint, die letztlich ebenso Informationen vermittelten und konservierten wie unsere heutigen Bücher.

Über Tontäfelchen und Steintafeln, Papyri, erste Bücher mit Bindung und den uns so vertrauten Seiten und schließlich den Buchdruck nähert sich die Entwicklung des Buchs hin zu einem Massenartikel, der heute auch ein elektronisches Erzeugnis sein kann und es künftig vielleicht überwiegend sein wird. Anmerkungen, Bibliographie und Abbildungsnachweis bilden den Anhang.

Eine solch gewaltige Geschichte abzubilden, könnte wohl manchen Autor zu einem wilden Husarenritt durch die Zeitalter verleiten, nicht so allerdings Uwe Jochum. Die Einteilung in die erwähnten Kapitel überzeugt, jedem Entwicklungsschritt kommt genügend Raum zu, in dem er sich entfalten und dem Leser vertraut werden kann. Je nach Relevanz für die weitere Geschichte befasst sich der Autor mit dem ein oder anderen Thema sehr ausführlich, etwa dem alten Ägypten oder den handgeschriebenen religiösen Büchern des Mittelalters, während andere Aspekte eher in forschem Tempo durchlaufen werden. Die Priorisierung wirkt nachvollziehbar, und die Ausarbeitung sorgt auch dafür, dass das Buch an keiner Stelle langatmig oder gar langweilig gerät.

Dazu tragen natürlich auch die großzügig eingebauten Illustrationen bei, die sämtliche Texte ergänzen und oftmals veranschaulichen. Zählsteine, Keilschrifttäfelchen, Hieroglyphenreliefs, Seiten aus biblischen Handschriften und Stundenbüchern sowie anschließend aus gedruckten Büchern, später auch solchen aus billiger Fertigung in Gegenüberstellung mit aufwändigen Ausgaben -, Fotos von Produktionsschritten und –stätten und natürlich auch solchen aus der digitalen Welt finden sich textnah auf exzellenten, zum Teil ganzseitigen Abbildungen.

Erwähnt sei in diesem Zusammenhang auch die gelungene Aufmachung des Buchs mit seinem schönen, harmonisch gestalteten Einband, dessen Schleifchen erhaben und strukturiert gedruckt sind und so ein "haptisches Erlebnis" bieten. Im Inneren wurden Schriftgrad und Ränder für heutige Verhältnisse großzügig bemessen, sodass sich ein echter Lesekomfort einstellt.

Abgesehen davon, dass Jochum sich wenig Mühe macht, seine Abneigung gegen die digitale Welt zu verbergen, und somit dieses Thema ein wenig kurz und einseitig daherkommt, bietet das Buch inhaltliche Tiefe, dabei gute Verständlichkeit und einen angenehmen, bestens lesbaren Stil. Man kann sich als bibliophiler Mensch leicht für Stunden darin verlieren. Aber das ist ja kein Manko, im Gegenteil – und wer einen Bücherwurm zum Freund hat, wird ihm mit diesem Buch als Geschenk sicher eine Freude bereiten.

Regina Károlyi



Hardcover | Erschienen: 1. März 2015 | ISBN: 9783805348775 | Preis: 39,90 Euro | 160 Seiten | Sprache: Deutsch

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