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Der Traum von einem echten Schloss in den Sternen ist für den Jungen Seraphin in weite Ferne gerückt, seit seine Mutter vor einem Jahr verschwand. Mutig ist sie in einem Heißluftballon bis in die höchsten Höhen aufgestiegen um zu beweisen, dass es wirklich Äther gibt. Leider kehrte sie nie zurück und hat Seraphin und seinen Vater einsam zurückgelassen.
Nach einem Jahr haben sie längst keine Hoffnung mehr zu erfahren, was damals wirklich passierte, doch ein Brief ändert alles. Ein anonymer Freund fordert sie auf nach Bayern zu reisen, er hätte ihr Tagebuch gefunden und einen Auftrag für Seraphins Vater.
Ungewiss was oder wer sie erwartet, brechen Vater und Sohn auf. Doch schon während der Reise geht etwas schief. Beim Umsteigen in einen anderen Zug werden sie bedroht und können sich nur knapp retten. Ausgerechnet die Preußen scheinen Interesse an ihnen zu haben, doch warum?
Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten, in Bayern angekommen erfährt Seraphins Vater, was von ihm erwartet wird. Er soll auf Schloss Schwanstein für König Ludwig II. persönlich ein Ätherschiff bauen, denn die Aufzeichnungen im Tagebuch haben bewiesen, dass es diese wertvolle Substanz, mit der sich weite Reisen unternehmen lassen, wirklich gibt. Hans, ein begabter Junge in Seraphins Alter hat es geschafft Ätherfallen in den Himmel zu senden, die mit der wertvollen Fracht zu ihm zurückkehren. Nun fehlt es nur noch an einem Ingenieur, der das Unmögliche möglich machen soll. Mit seiner Hilfe soll das Ätherschiff Schwanstern entstehen und Ludwig II. in unbekannte Welten bringen. Kein Wunder also, dass die Preußen das Projekt kritisch betrachten und alles dafür tun, um selbst an die wertvollen Pläne zu gelangen.
Nach seiner Neuinterpretation der Siegfried-Saga ist Alex Alice ein weiteres Comic-Kunstwerk gelungen. In einem Interview am Ende des Bandes erzählt der Autor und Zeichner ein wenig davon, wo seine Inspirationen zu finden sind und was bei der Arbeit wichtig für ihn war. Der Gedanke an Jules Verne kommt schon beim Betrachten des Covers auf, das die Gestaltung eines alten Abenteuerromans mit den modernen Zeichnungen Alices kombiniert. Des weiteren nennt er Hayao Miyazaki vom japanischen Zeichentrickfilmstudio Ghibli und den wahren König Ludwig II. samt der Romantik, die ihn und seine Zeit umgab. Eine feine Essenz all dieser Dinge ist im kompletten Werk zu spüren, welches der Macher gekonnt mit seinen ganz eigenen Vorstellungen verwoben hat.
Die Geschichte hat einen Zauber, der sie sowohl für Kinder als auch Erwachsene zu einem großen Abenteuer werden lässt. Der Humor kommt nicht zu kurz, dominiert die Geschichte aber nicht. Es gibt in einer gelungenen Mischung ebenso auch die traurigen Momente und Spannung. Seraphin ist die Kernfigur der Erzählung und für den Leser zu jeder Zeit mit all seinen Träumereien, aber auch mit seinem Mut ein guter Freund, den wir durch die Handlung begleiten. Er wird alles andere als perfekt dargestellt, was in besonders menschlich und lebendig erscheinen lässt.
In zarten Farben gehalten sind die Zeichnungen, sie wirken wie direkt ins Buch gezeichnet. Dafür ist nicht nur der hochwertige Druck, sondern auch Alices Zeichenstil verantwortlich. Hier wirkt nichts wie eine lieblose Computerarbeit, ganz im Gegenteil sieht man den Künstler quasi an seinem Zeichenbrett sitzen und über den einzelnen Panels tüfteln. Die Sprechblasen sind meist mit rötlicher Farbe umrandet, was ein wenig ungewöhnlich, aber durchaus stimmig ist. Die Seiten sind alle unterschiedlich aufgebaut. Alice spielt mit Perspektiven und fügt an einigen Stellen und gewöhnliche Formen und Begrenzungen für die Panels ein.
Ein haptisches Erlebnis der ganz besonderen Art ist das Cover, es ist nicht nur optisch einem alten Abenteuerroman nachempfunden, sondern fühlt sich dank einer besonderen Beschichtung auch so an. Die Struktur ist ähnlich einem Leineneinband und macht den Comic zu einem hochwertigen Sammlerstück.
Als Bonus befinden sich am Ende des Comics das bereits erwähnte Interview und zahlreiche Skizzen und Entwürfe. Mittig im Comic, als Trennung zwischen dem ersten und zweiten Teil, ist ein kompletter, doppelseitiger Plan des Ätherschiffs Schwanstern zu sehen.
Mit dem "Schloss in den Sternen - Das Geheimnis des Äthers" ist Alex Alice erneut ein einzigartiger Comic gelungen, der einen ganz besonderen Zauber ausstrahlt. Bereits im zweiten Teil soll die Geschichte zu einem Ende gebracht werden.
Auf der Webseite von Splitter gibt es eine ausführliche Leseprobe.