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In Westeuropa ist das im nordöstlichen Iran, in Turkmenistan und im Nordwesten Afghanistan lebende Volk der Turkmenen wenig bekannt, doch wer sich für Mittelasien interessiert, kann sich der Schönheit und Faszination des turkmenischen Schmucks und der in diesem Kulturkreis gefertigten Textilien kaum entziehen. So auch das Ehepaar Rosmanith, das seine kostbare Sammlung solcher Stücke dem Münchner Museum Fünf Kontinente als Schenkung übergab.
Um diese Sammlung geht es im hier besprochenen Buch. Wie die meisten Ausstellungskataloge umfasst es nicht nur Abbildungen der Exponate und Informationen zu ihnen, sondern zunächst eine Reihe von Essays, deren erster die Sammlung selbst zum Inhalt hat, während die weiteren sich mit der turkmenischen Geschichte, den turkmenischen Lebensformen - Nomaden und Oasenbauern -, Schmuck und Amuletten für Frauen und Kinder und deren kulturelle und spirituelle Bedeutung, männlichem Zierrat wie Prunkwaffen und Zaumzeug, Brautkleidern und Frauenmänteln sowie Teppichen und Zelttaschen befasst.
Auf die Ausführungen zu den Accessoires für Frauen und Kinder folgt ein erster Katalogteil, der solche Gegenstände präsentiert. Die restlichen Katalogelemente schließen sich ebenfalls an die jeweiligen Essays an. Den Abschluss bildet ein umfangreicher und nützlicher Anhang.
Wunderbar harmonierende Farben und Formen, abstrakte geometrische Muster und Motive aus der Lebenswelt einfacher Nomaden und Bauern: Fremdartig erscheinen die kunstvollen Werke von Gold- und Silberschmieden, Teppichknüpferinnen und Webern aus dem turkmenischen Volk und doch auch für uns ästhetisch enorm ansprechend. Es kann nicht verwundern, dass diese fein gearbeiteten Gegenstände das Ehepaar Rosmanith - und viele andere Menschen auch - so sehr begeistert haben, dass sie sich entschlossen, sie zu sammeln.
Für den der mittelasiatischen Kulturen nicht oder wenig kundigen Freund angewandter Kunst bieten die im Buch zu findenden, von zahlreichen Fotos ergänzten Essays einen wertvollen Einstieg, der ihn mit der aktuellen und historischen Lebenswelt der Turkmenen vertraut macht: eines Volkes, das schon lange im Spannungsfeld zwischen seiner ursprünglichen nomadischen Lebensweise und diversen Versuchen einer Zwangsansiedlung steht. So gibt es immer noch turkmenische Wüstennomaden, aber, wie oben bereits erwähnt, auch Oasenbauern. Diese Lebensweisen schlagen sich natürlich in der angewandten Kunst nieder; in welcher Weise dies geschieht, erläutern die Essays vortrefflich. Sie zeigen auch die Unterschiede zwischen einzelnen Stämmen auf und die zunehmende Tendenz hin zu billigerem, weniger traditionellem Schmuck, was wiederum ein besonderes Licht auf die Aufgabe des Museums zur Bewahrung einer solchen Sammlung wie der im Buch katalogisierten wirft.
Der eigentliche Katalogteil enthält ausgezeichnete fotografische Abbildungen der Exponate, nicht selten auch Details sowie eine kurze Information darüber, worum es sich bei dem jeweiligen Gegenstand handelt und von welchem Stamm er gefertigt wurde. Weitere Angaben zu den Ausstellungsstücken finden sich im Anhang, so auch die verwendeten Materialien und die Maße. Die Aufmachung eignet sich vorzüglich zur Präsentation der Sammlungsstücke.
Es bereitet einfach Freude, den Katalog anzusehen und die Handwerkskunst und das dahinter stehende ästhetische Empfinden zu bewundern - zumal dank den Hintergrundinformationen, die die angenehm zu lesenden Essays zur Verfügung stellen. So ergänzt dieses Buch einen Museumsbesuch perfekt, bietet sich aber auch all jenen an fremden Kulturen und angewandter Kunst interessierten Menschen bestens an, die keinen Museumsbesuch planen.