Neurochirurg David Evans steht vor der schwersten Entscheidung seines Lebens. Seine kleine Tochter wurde entführt und die Kidnapper fordern, dass der nächste Patient, ein prominenter Amerikaner, seine Operation nicht überleben darf, ansonsten muss Julia sterben. David gelingt es trotz permanenter Überwachung Kontakt zu der Schwester seiner toten Frau aufzunehmen. Kate arbeitet beim Secret Service und versucht, auf eigene Faust herauszufinden, wer die Entführer sind, während sich der Arzt auf die Operation seines Lebens vorbereitet.

Fast von Beginn an stürzt Juan Gómez-Jurado seine Hauptfigur Dr. David Evans in einen Wettlauf gegen die Zeit, in der der Neurochirurg verzweifelt einen Ausweg aus der schier hoffnungslosen Situation sucht. Der Drahtzieher hinter den Kidnappern der Tochter stellt David vor die Wahl zwischen dem Leben seines Kindes oder dem Leben seines prominenten Patienten. Zwar steht Davids Entscheidung schnell fest, aber verständlicherweise sucht er weiterhin mit aller Macht nach einem Ausweg.

Schon vorher hatte der Arzt schwere Zeiten durchgemacht. Vor wenigen Monaten hatte sich seine geliebte Frau das Leben genommen, nachdem sie festgestellten musste, dass sie unheilbar krank war. Nun ist er alleinerziehender Vater und versucht seine knappe Zeit zwischen Beruf und Tochter aufzuteilen. Auch seine Schwägerin Kate, die David trotz aller Überwachung durch die Entführer kontaktieren konnte, sitzt zwischen den Stühlen. Natürlich möchte sie ihre Nichte retten, aber da sie beim Secret Service arbeitet, ist es auch ihre Pflicht, den prominenten und wichtigen Patienten zu schützen. Mehrmals muss Kate Entscheidungen treffen, die sie eigentlich nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren kann.

Durch den ständigen Perspektivenwechsel nach jedem Kapitel kann der Leser sowohl Davids als auch Kates Kampf quasi im Stundentakt verfolgen. Dadurch wird noch mehr Spannung aufgebaut und die Handlung immer rasanter, alles steuert auf den finalen Höhepunkt zu.

Der große Strippenzieher, der sein Vergnügen daraus zieht, seine Opfer zu manipulieren und schließlich zu brechen, bleibt bedauerlicherweise zu blass. Zwar lernen David und somit der Leser ihn durchaus in Persona kennen, aber weitere Hintergrundinformationen hätten der Figur mehr Tiefe und ein noch dämonischeres Element verliehen. Sicherlich wäre es für den Leser befriedigender, wenn die finalen Ereignisse nicht rückblickend in einer Art Epilog zusammengefasst worden wären. So bleiben am Ende noch viele Fragen offen, obwohl weitere Hintergrundinformationen wünschenswert gewesen wären.

Fazit: "Zerrissen" ist ein rasanter Thriller um Gewissensfragen und den Wettlauf gegen die Zeit. Autor Juan Gómez-Jurado hält die Spannung vom Anfang bis zum Ende hoch und lässt sowohl die Betroffenen als auch die Leser nicht zur Ruhe kommen.

Eine Leseprobe ist auf der Verlagsseite zu finden.