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Herkules ist nicht mehr er selbst. Die Axiomatikos, eine geheimnisvolle, gottgleiche Spezies hat dem übermenschlich starken Helden seine Freiheit genommen und ihm Mechanik implantiert, damit er ihnen gehorchen muss. Dadurch wurde er ihr Sklave, der auf ihren Befehl hin seine Frau und den gemeinsamen Sohn tötete. Nun ist aus ihm ein bitterer Mann geworden, der seinem Schicksal entrinnen will und doch Spaß an Kampf und Gewalt hat.
Eine Möglichkeit, die Freiheit zu verdienen, bekommt er, als er dem Eurystheus unterstellt wird und diesem dienen soll. Seine erste Aufgabe besteht darin den Löwen von Nemea zu erlegen, der ganze Familien tötet und seine Opfer ausweidet. Dieser Auftrag hält eine Überraschung für Herkules bereit.
Die Geschichte um Herkules und seine zwölf Aufgaben ist altbekannt. Sie wurde so oft erzählt, dass es kaum möglich scheint, ihr noch einen neuen Blickwinkel zu verleihen.
Jean-David Morvan entstaubt diese Erzählung, indem er sie in die Zukunft versetzt. Sein Herkules ist kein Göttersohn, sondern er bezieht seine Kraft aus kybernetischen Teilen; Eurystheus ist kein König, sondern der Herrscher über einen Planeten. Von göttlicher Strahlkraft ist da nichts zu sehen, vielmehr herrschen Blut, Bitterkeit und Schmutz vor. Herkules ist ein vernachlässigter, gebrochener Mann, der so gar nichts dafür übrig hat, als Held zu gelten. Bereits in den ersten Bildern wird klar, dass ihm die Verehrung, die er zu diesem Zeitpunkt noch erfährt, eher lästig ist. Die Geschichte beginnt am zehnten Todestag seines Vaters und Herkules würde viel lieber einfach nur trauern, als ständig seine Stärke beweisen zu müssen. An dieser Stelle ist die Figur noch greifbar und menschlich, danach konzentriert sich Morvan auf Action, was interessant ist, indes leider nur an der Oberfläche kratzt. Weniger ist mehr, so scheint der Wahlspruch Morvans zu sein; der hier allerdings nur bedingt funktioniert.
Ganz anders geht dagegen Zeichner Looky vor. Jedes einzelne seiner Bilder strotzt vor Details. Eine derartige Sorgfalt und Mühe findet sich selten. Ob es ganzseitige Bilder oder kleine Ausschnitte sind, er nimmt sich Zeit für jede Schraube, jedes Kabel und jeden Schweißtropfen, was der Geschichte eine ungeheure Intensität gibt. Sein Herkules ist ein Kraftprotz, tätowiert und wuchtig, und doch sind es seine Mimik und seine Falten, die sein Leben widerspiegeln. Mehr noch als jeder Text machen die Zeichnungen klar, dass Herkules trotz aller galligen Wut noch seine Menschlichkeit bewahrt hat, wie gut er sie auch verstecken mag.
Keine Frage, es sind die Bilder, die dieses Comic sehenswert machen. Sie machen aus einer sehr knappen Erzählung eine Geschichte, die es sich zu lesen lohnt. Mit dieser Adaption von Herkules hat Looky das Rad nicht neu erfunden, gleichwohl ist es ein Vergnügen zuzusehen, wie es sich dreht.
Einen ersten Blick in das Comic gibt es auf der Seite des
Splitter-Verlags.