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 Stadt der Vergessenen


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Spannung
Joe Sunday ist ein Mann fürs Grobe. Von seinem Boss wird er dafür bezahlt, Leute einzuschüchtern, zu verprügeln oder zu beseitigen. Der Job bringt es mit sich, dass der eigentlich ganz nette Joe nicht so schnell aus der Fassung zu bringen ist. Das ändert sich schnell, als sein Kumpel Julio sich erst vor seinen Augen umbringt und dann bei seiner Frau zuhause auftaucht. Joe schwant, dass er in der Klemme steckt, denn schließlich passiert so etwas nicht alle Tage. Als auch er dann die Augen aufschlägt und feststellt, dass er tot ist, beginnt für Joe eine hektische Suche nach der Lösung des Rätsels. Zwar hat er nun ungeahnte Kräfte, aber das Dasein als Untoter hat auch seine Schattenseiten. Alle 24 Stunden überfällt ihn ein wahrlich mörderischer Hunger, dem er nachgeben muss, will er nicht als hirnloser Zombie enden. Ein rätselhafter Stein soll in der Lage sein, ihm zu helfen, doch leider ist die gesamte übernatürliche Gesellschaft in Los Angeles hinter dem Stein her.

Stephen Blackmoore hat für seinen Roman "Stadt der Vergessenen" eine ungewöhnliche Erzählperspektive gewählt. Seine Hauptfigur, Joe Sunday, ist ein untoter Detektiv mit so schwarzem Humor, dass er direkt einem hardboiled Krimi entsprungen sein könnte, wäre er nicht ein grundsätzlich netter Typ, der für seine Freunde einsteht und Frauen respektiert. Wie hat er nur in eine derartig verfahrene Lage kommen können? Für Joe ist das eine lange Zeit nicht klar; den Lesern wiederum geht relativ schnell ein Licht auf, da der Roman vor Klischees nur so strotzt. So trifft Joe nicht nur auf einen geheimnisvollen Fremden, sondern auch auf schöne, rätselhafte Frauen, zwielichtige Gestalten und schmierige Emporkömmlinge.
Was die Personen angeht, so hält das Buch keine Überraschungen bereit.

Auch wird sich niemand das Buch wegen der Schönheit der Sprache zulegen. Joe und Konsorten fluchen, was das Zeug hält und wenn Blackmoore die Mahlzeiten seines Protagonisten beschreibt, legt er ebenso wenig Zurückhaltung an den Tag, wie bei der Schilderung der Prügeleien, die es in diesem Roman reichlich gibt.
Der Autor ist unterhaltsam, doch bestechender Wortwitz sieht anders aus.

Geneigte Leser werden indes feststellen, dass die Geschichte gut funktioniert. Joe Sunday lässt seinem Publikum einfach keine Wahl, wenn er es mit auf seine Suche nimmt. Wie er die Stadt plötzlich neu kennenlernen und dabei feststellen muss, dass er keine Ahnung von der Welt hat, in der er jetzt existiert. Dabei trifft er auf Figuren, die ihren ganz eigenen Charme haben, sei es eine Bruja, die sich lieber um verlorene Vampire kümmert, oder ein Dämon, der auf seine Chefin scharf ist.
Hier liegt die Stärke des Autors, der in seinem Erstlingsroman zeigt, wozu er fähig ist.
Es wäre sowohl Joe als auch den Lesern zu wünschen, dass der gutaussehende Zombie noch weitere Fälle übernehmen kann, denn ein Los Angeles der Übernatürlichen hat einen deutlichen Unterhaltungswert und seinen ganz eigenen Reiz.

Einen Blick ins Buch bietet Bastei Lübbe an.

Iris Jockschat



Taschenbuch | Erschienen: 15. Mai 2015 | ISBN: 9783404207886 | Originaltitel: City of the lost | Preis: 8,99 Euro | 286 Seiten | Sprache: Deutsch

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