Auch die zweite Staffel der Sex & Crime-Serie "Code 37" bietet Einblicke in die Arbeit der belgischen Sitte. Dreizehn Folgen lang werden Fälle um Pädophilie, Missbrauch, Prostitution und andere sexuelle Delikte thematisiert. Kriminalkommissarin Hannah Maes leitet weiterhin ihr kleines Team, welches aus ihr, Charles, Bob und Kevin besteht, und versucht in Gent für Sicherheit zu sorgen. Nach dem Cliffhanger am Ende der ersten Staffel - Hannah wurde nach dem weitreichenden Fortschritt in ihren privaten Ermittlungen zur Vergewaltigung ihrer Mutter in der eigenen Wohnung überfallen - greift diese Staffel den Handlungsrahmen und das düstere Geheimnis der Familie wieder auf. Natürlich muss sie sich auch für ihre bisherigen Verfehlungen verantworten und den Alltag in der Sitte meistern: Beweise sichern, Verdächtige verhören, Verbrecher überführen - nur um in jeder freien Minute weiter nach Antworten zu suchen ...
Vergiss es, Kleiner. Die ist 'ne Nummer zu groß. Wohlerzogen, vernünftig und klug, bei der kannst du nicht landen.
Bobs Ratschlag für seinen Kollegen Kevin
Bereits zum Auftakt der zweiten Staffel wird der Zuschauer daran erinnert, was das Team ausmacht. Es sind noch keine zwei Minuten vorbei, da wird die eigenwillige Chefin Hannah - in ihrer "Jetzt erst recht"-Mentalität - mit einem neuen Haarschnitt am Tatort gezeigt, Bob drückt seinem Kollegen Kevin Sprüche und natürlich hat er noch den einen oder anderen versauten Witz auf Lager. Dieses Mal müssen sich Hannah, Charles, Bob und Kevin unter anderem um eifersüchtige Töchter, traumatisierte Krankenpfleger, sexuelle Übergriffe im Frauengefängnis, Serientäter, einen Snuff-Filmer und sogar einen Fall mit Kevin als Hauptverdächtigem kümmern, bevor das große Finale persönlich wird. Die Ermittlungen heben sich auch in dieser Staffel nicht von anderen, etablierten Serien dieses Formats ab. Beweisfotos, Befragungen und immer wieder wilde Beschuldigungen möglichen Tätern gegenüber, gerne auch in altbekannter "guter Bulle, böser Bulle"-Manier und bisweilen eindeutig gegen die Regeln. Zugegebenermaßen kurzweilig und unterhaltsam, insbesondere da dem Zuschauer die einzelnen Charaktere mittlerweile vertrauter sind. So kontrastieren Bobs sexuelle Anspielungen und derben Aussagen die professionelle Sensibilität, die bei Ermittlern der Sitte vorhanden sein sollte. Es ist erfrischend, wenn Bobs Unterwäsche verrutscht und mehr preisgibt, als er es beabsichtigt, oder wenn Kevin eine Besprechung sausen lässt, um sich die Zeit mit einer Kollegin zu vertreiben - um sich vom restlichen Team in flagranti erwischen zu lassen. Die zwischenmenschlichen Aktionen, untereinander im Team, Charles mit seiner Tochter, Bob mit seinen Frauen, aber auch Hannah mit ihrem Vater oder Koen, sorgen für Spannung und Unterhaltung.
Was ist der Unterschied zwischen einer Blondine und einem Müllsack? Es gibt keinen, man muss beide vollmachen und dann rauswerfen.
Bob im Verhör gegenüber einem Verdächtigen, um ihn aus der Reserve zu locken.
Selbstverständlich wird der roten Faden wieder aufgenommen und Hannah führt ihre privaten Ermittlungen trotz der Repressalien und Warnungen weiter fort. Sie will herausfinden, wer ihre Mutter vergewaltigt hat und auch die Hintergründe dieser Tat aufdecken, gegen den Rat und Wunsches ihres Vaters und, wenn es sein muss, dann auch unter Ausnutzung ihrer Stellung. Beruflich nicht nur von ihrem Vorgesetzten Vermaelen, sondern auch noch von einer Psychologin beaufsichtigt, schafft sie es, die Ermittlung ordentlich voranzutreiben. Zwischendurch entsteht der Eindruck, dass die Rahmenhandlung für Hannah zu dick aufgetragen ist, denn zumindest körperlich ist sie in dieser Staffel dauerhaft unterlegen. Ob die Rolle, die ihrem Halbbruder Bart zugedacht oder besser zugeschoben wird, der Sache am Ende gerecht wird, bleibt abzuwarten, aber im Moment ist das zähe Spiel zwischen Hannah und ihren Widersachern recht unterhaltsam anzusehen, auch wenn die bisher angedeuteten Gründe doch recht rabiat und weit hergeholt wirken. Letztendlich endet diese Staffel auch mit einem dicken Knall und es sollte klar sein, dass dieses intensive Setting nicht über viele weitere Folgen gestreckt werden kann. Das machen der Zuschauer und auch die Protagonisten nicht mit.
Kurzum: Auch die zweite Staffel begeistert mit Belgiens dunkler Seite. Spannende Einzelfälle, die gut inszeniert sind, und eine Rahmenhandlung, deren Ereignisse sich zuspitzen. Teilweise eher "24" - Jack Bauer lässt grüßen - als Code 37, aber dunkel-erfrischend anders.