Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bildqualität | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Das Jahr 1945 markiert eine der markantesten Zäsuren des 20. Jahrhunderts. Denn nach dem Zweiten Weltkrieg war Europa nicht mehr das, was es vor 1939 einmal war. Zerstört waren nicht nur Gebäude, Straßen und Brücken, sondern auch die politische Kontinuität, insbesondere in den von Deutschland eroberten Ländern wie Frankreich oder Polen. Zugleich brachen mit dem Kriegsende neue Gegensätze zwischen der Sowjetunion und den Westalliierten auf, die den anstehenden politischen Neubeginn maßgeblich beeinflussen sollten.
Der Band zur gleichnamigen Ausstellung des Deutschen Historischen Museums wartet mit einer schlüssigen Konzeption auf, welche die bislang vorherrschende deutschlandzentrierte Perspektive auf das Kriegsende 1945 überwindet. Ernst nehmen die Autoren dabei die Tatsache, dass die Beendigung der Kampfhandlungen in den einzelnen Ländern Europas ganz andere politische Entwicklungen nach sich zogen. Exemplarisch behandelt der Band so die unmittelbare Nachkriegszeit in zwölf europäischen Ländern. In der Mehrheit handelt es sich dabei um Staaten, die von Deutschland besetzt waren. Gleichwohl waren die Voraussetzungen gänzlich verschieden. Während Polen beispielsweise vor einem Trümmerhaufen stand, hielten sich die Zerstörungen in Norwegen in Grenzen. Alle Länder standen jedoch vor der Frage einer Aufarbeitung der Geschehnisse. Schließlich gab es in diesen Ländern immer wieder auch Kollaborateure.
Mit Großbritannien und der Sowjetunion behandelt der Band auch zwei Siegermächte. Deutschland und Österreich repräsentieren dagegen die Verliererseite. Keine Beachtung findet hingegen die Entwicklung des deutschen Bündnispartners Italien oder Griechenland, welches ebenfalls von Kampfhandlungen im Zweiten Weltkrieg betroffen war. Auch wenn eine derartige Auswahl durchaus seine Berechtigung hat, ist es etwas schade, dass keine konkreten Angaben gemacht wurden, weswegen diese Länder im Band nicht und andere dagegen schon thematisiert wurden.
Die einzelnen Aufsätze folgen einer ähnlichen Struktur, wodurch es den Lesern einfach fällt, Vergleiche zwischen den verschiedenen Ländern ziehen. Zunächst gehen die Autoren jeweils kurz auf die Kriegszeit ein, um dann die politische Entwicklung in der Nachkriegszeit präzise und dennoch kompakt darzulegen. Die Ausführungen beschränken sich jedoch weitgehend auf den politischen Bereich, während alltagsrelevante Themen nur angeschnitten werden. Schließlich folgt zu jedem Land ein kurzer Katalogteil mit Fotografien, Plakaten oder abgedruckten Gegenständen, die in irgendeiner Weise in Zusammenhang mit der Entwicklung in dem jeweiligen Land stehen. In vielen Fällen handelt es sich dabei um bisher im deutschen Raum unveröffentlichte Dokumente und Exponate. Da in einigen abgedruckten Bilddokumenten mit Schriftzügen in unterschiedlichsten Sprachen gearbeitet wird, wäre es jedoch sinnvoll gewesen, auch eine genaue Übersetzung aller Textteile anzugeben. Zumindest sind die abgebildeten Dokumente sowie Gegenstände jedoch mit einer einordnenden Bilderklärung versehen.
Überzeugen kann insbesondere die Aufmachung des Bandes. Zahlreiche, zum Teil großformatige Fotografien finden sich nicht nur in den angesprochenen Katalogteilen, sondern auch begleitend zu den Darstellungstexten. Hinzu kommt ein robustes, recht dickes Papier, sodass der Band sehr edel wirkt und bestimmt auch langlebig ist.
FAZIT: Ein in der vorliegenden inhaltlichen Konzeption einzigartiger Ausstellungsband, welcher die deutschlandzentrierte Sichtweise auf das Kriegsende 1945 überwindet und zahlreiche bisher im deutschsprachigen Raum unveröffentlichte Dokumente und Exponate beinhaltet.
Weitere Informationen zum Buch sowie ein Blick ins Inhaltsverzeichnis finden sich auf der Webseite des Verlags.