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 Der Hanf des Verderbens


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bedienung
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Spielregel
Ende der 60er Jahre: Als Mitglied einer Hippie-Kommune geht es dir mehr oder weniger gut. Freie Liebe und Drogen auf einer idyllischen Insel gehören zu deinem täglichen Leben, das du scheinbar ohne Stress und Druck führst. Hans-Dieter, der Besitzer der Insel und Leiter der Kommune, lässt dich und einige weitere Hippies dort leben. Neben Obst und Gemüse aus eigenem Anbau pflanzt ihr zudem Hanf für den Eigenbedarf an. Einen Teil der Ernte verkauft ihr zur Deckung der finanziellen Bedürfnisse. Nun steht das Fest zu Chandras Ehren vor der Tür. Und da beginnt der Albtraum, denn Uschi, das neuste Mitglied der Kommune, wird tot aufgefunden. Ihr Mörder ist definitiv auf dieser Insel, jemand den du kennst. Wer hat Uschi umgebracht und was war das Motiv?

Acht bis neun Spieler versetzen sich in die Hippiekommune, übernehmen die Rollen der Verdächtigen und versuchen mithilfe der Hinweise dem oder den Tätern auf die Spur zu kommen. Fast jeder hat ein Motiv und die Gelegenheit, durch genaues Zuhören und Nachfragen ist es möglich, den Mörder zu überführen.

"Der Hanf des Verderbens" ist ein klassisches Krimispiel für Zuhause. Die Mitspieler bekommen Heftchen mit geheimen Informationen, die sie einsetzen, um den Lösungen (für sich) auf die Spur zu kommen. Wer hat Uschi umgebracht, wie lautet das Motiv und wo ist die Ernte der Hanfplantage abgeblieben?
Krimispiele stehen und fallen (meist) mit ihrer Grundidee. Autorin Barbara Friedrich holt die 60er und das Leben in einer Kommune an den Spieltisch, was einfach Spaß macht. Übergroße Brillen, bunte T-Shirts mit Peace-Zeichen, zerschlissene Jeans, Blumen im Haar und Sandalen bestimmen das Bild, aber auch ein Kopfverband oder eine Gitarre können die Runde prägen. In sieben Spielrunden (Einleitung, Hinweise, Gerüchte, Hinweise, Hinweise, Anklage, Auflösung) müssen die Spieler - angelehnt an die Informationen in ihren Heften - frei spielen und versuchen den oder die Täter zu überführen. Nichts wäre schlimmer, als einen Unschuldigen einzusperren.

Eine Box - das reicht, denn dort ist alles drin, was für den eigenen Krimiabend zu Hause benötigt wird. Neben einer Anleitung finden sich dort diverse Heftchen. Zusammen mit einem Einladungskärtchen kann jedem Spieler eine erste Übersicht für seinen Charakter zugeschickt werden, in der schon die grundlegenden Eigenschaften, Beziehungen, Hintergründe und auch das Aussehen erläutert werden. Diese sollten bereits vor dem Spiel gelesen werden, um richtig in diesen Mordfall hineinzukommen. Insbesondere die Beschreibung verleiht Tiefe, wenn die jeweiligen Vorschläge umgesetzt werden. Ein Kopfverband oder ein blutiges Messer sind aussagekräftige und beeindruckende Requisiten, die Vorarbeit erfordern. Außerdem werden die wichtigen Fragen beantwortet: Wer bin ich, was habe ich erlebt, wen auf dieser Insel kann ich leiden (wer ist überhaupt hier) und insbesondere welche Kleidung trage ich? Des Weiteren gibt es für jeden Spieler ein privates Rollenheft, welches Runde für Runde auflistet was der Charakter derzeit weiß, verbergen darf oder auf Nachfrage zugeben muss und welche Fragen von ihm gestellt werden sollten. Für eine Spielrunde gibt es einen verschlossenen Umschlag mit einem Hinweis. Für das große Finale des Krimispiels sind separat ein Heft für die "Anklage" und die Auflösung enthalten mit denen das Spiel beendet wird. Zusätzlich liegt dem Spiel noch eine kleine, farbige Karte der Insel bei, damit die Spieler sich einen Überblick über die Lokalität verschaffen können. Alles zusammen in einer schönen, kompakten Aufbewahrungsbox verstaut. Wer mag, kann sich von der Webseite von Krimi total auch noch weitere Materialen herunterladen, was durchaus empfehlenswert ist. Dort lassen sich Sitzpläne, Vorschläge für Getränke und Musik, aber auch praktische Namensschildchen herunterladen, was dem Spiel mehr Dynamik verleiht, wenn Personen "richtig" angesprochen oder "günstig" am Tisch platziert werden.

Angegeben ist eine Spielzeit von drei bis vier Stunden, die mit dem Engagement der Spielgruppe steht und fällt. Entweder vergeht die Zeit wie im Flug oder es zieht sich "ewig" in die Länge. Darum der Tipp: Mitspieler sollten sorgsam ausgewählt werden. Wie bei allen Krimispielen für die heimische Spielrunde gilt: Je mehr sich die Gäste in ihre Rollen knien, umso besser wird das Spielerlebnis. Wenn der Spieler für dieses Krimidinner seinen Namen ablegt und sich voll dem Charakter widmet, dann bereitet das Spiel Freude. Es ist sicherlich nicht für zwischendurch gedacht, denn etwas Vorbereitung ist notwendig. Passende Kleidung des Charakters, Dekoration auf dem Tisch oder etwas Musik im Hintergrund erzeugen eine Atmosphäre, die bei dieser Art von Unterhaltung nicht fehlen sollte. Die Hinweise zu besonderen Gegenständen sind wertvoll, denn Requisiten ziehen die Spieler in den Fall hinein. Auch lassen sich verinnerlichte Informationen besser vortragen, als es beim Ablesen vom Zettel der Fall ist und eine schlagfertige Antwort auf ein ungeliebtes Thema bereits zur Hand zu haben kann den Spielverlauf zur eigenen Gunst verschieben. Ob es nun drei oder vier Stunden dauert, den Mörder von Uschi zu überführen, und das Rätsel um den verschwundenen Hanf zu lösen, hängt auch vom Grad der Schauspielerei ab. Entwickeln sich offene Dialoge oder werden die Informationen aus den Begleitheftchen nur vorgelesen? Es lohnt sich den Beziehungen untereinander Raum zu geben, denn das Grundkonstrukt der Geschichte ist überzeugend und in sich schlüssig. So werden am Ende Verdächtigungen geäußert und die richtige Lösung verkündet. Auch wenn das Spiel verloren ist, falls ein Unschuldiger am Ende als Täter vermutet wird, so steht der Spielspaß im Vordergrund.

Kurzum: "Der Hanf des Verderbens" ist ein packender Krimispaß für acht bis neun Spieler, die es Ende der 60er noch einmal richtig krachen lassen, äh Pardon, den Mord an Kommunarde Uschi auflösen wollen. Ein tolles Thema, welches gut ausgearbeitet wurde, sodass keine Fragen offenbleiben. Einlesen, Verkleiden und den Täter überführen!

Nicolas Gehling



Brettspiel | Erschienen: 16. Oktober 2014 | Preis: 24,95 Euro | für 8 - 9 Spieler | Sprache: Deutsch

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