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Mit siebzehn Jahren ist Zahira im idealen Alter für die Arbeit als Model und sie ist bereits recht erfolgreich. Als sie nach einem Auftrag in Paris wieder nach Hause fliegen will, trifft sie auf Santiago. Der gut aussehende Mann ist Milliardär und wirft sie völlig aus der Bahn. In Zahira macht sich ein ungeahntes Verlangen breit, sie will Santiago gehören. Zwar ahnt sie bereits, dass der dominante Mann sie mit Haut und Haaren besitzen will, doch folgt sie ihm auf seine Privatinsel. Dort muss sie feststellen, dass seine Vorstellungen ihrer Beziehung mehr von ihr fordern, als sie jemals gedacht hätte, ist sie ihm dort doch auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.
Schon seit ein paar Jahren ist klar, erotische Romane enthalten etwas mehr, als nur schöne Menschen und Blümchensex. Es muss ein bisschen mehr sein als sich tief in die Augen sehen und prickelndes Verlangen spüren. "Ivory – Insel der Lust" geht nun viel weiter. Nicht nur die beiden Hauptfiguren, sondern jeder, der sich auf genannter Insel befindet, ist in einem Strudel der Begierde gefangen. Leider ergibt das nicht immer Sinn.
Schon zu Beginn müssen sich die Leser ein wenig ungläubig die Augen reiben, denn die fast schon achtzehnjährige Zahira ist, wie lässt es sich freundlich ausdrücken, reichlich dämlich. Klar ist sie beeindruckt, als sie den überaus reichen und gut aussehenden Santiago zum ersten Mal erblickt. Dass sie aber komplett übersieht, dass er als mutmaßlicher Vergewaltiger in Handschellen vor ihr steht, sollte ihr doch vielleicht zu denken geben, wenigstens kurz. Aber nein, sie ist fest davon überzeugt, dass ein so schöner Mensch auf keinen Fall schlecht sein kann und fasst kurzerhand den Entschluss, sich ihm hinzugeben. Besagter Gedanke verwirrt sie dann so sehr, dass sie sich auf dem Weg zu ihrem Platz verläuft, in einem Flugzeug wohlgemerkt.
Santiago dagegen erkennt in der jungen, untergewichtigen und verwirrten Frau das perfekte Opfer. Sie folgt ihm auf sein Zeichen hin in die Bordtoilette und ist wenige Augenblicke später Mitglied im Mile High Club. Glückwunsch. Bis hierhin ist die Geschichte so unwahrscheinlich wie unterhaltsam, doch legt sie auch deutlich die Richtung fest. Zahira will sich einfach nur unterwerfen, sie ist Santiago zu keinem Zeitpunkt in irgendeiner Weise ebenbürtig.
Auf der Insel angekommen wird diese Tatsache noch deutlicher. Wer hier meint, Erotik zu lesen, sollte die Definition vielleicht mal nachlesen. Zahira ist sowohl körperlich als auch psychisch komplett überfordert. Mal davon abgesehen, dass sie zu Beginn der Geschichte minderjährig ist, überfordern sie die Situation und Santiagos Forderungen derart, dass sie immer wieder ohnmächtig zusammenbricht, da sie emotional oder physisch komplett erschöpft ist. Da trifft es sich, dass Santiago sie vorab von seinem Arzt durchchecken lässt, bevor er sie, nun ja, abrichtet.
In der Folgezeit wird er sie nicht nur auf jede nur erdenkliche Art demütigen, sondern auch seinen Angestellten anbieten, als da wären eben jener Arzt, der Leibwächter, der Kumpel und ein Geschäftspartner, von denen alle, die auf der Insel wohnen ebenfalls ein Verhältnis mit dem Chef haben.
Ja, richtig gelesen, die anwesenden Männer sind bisexuell oder schwul und emotional genau so instabil wie Zahira. Wenn Santiago sie mal nicht begehrt, quälen sie sich selbst, übergießen sich mit heißem Wasser oder verletzen sich auf sonstige Weise.
Damit noch so was wie Gefühl aufkommt, lässt Autorin Megan Parker Zahira ihre Geschichte aus ihrer Perspektive erzählen und ihre aufkommende Begeisterung für ihre Situation erklären, was komplett schief geht. Zahira interpretiert jede der an ihr vorgenommen Handlungen als Beweis für Santiagos Zuneigung zu ihr, ob er es zulässt, dass ihr jemand ins Gesicht spuckt, oder ob er sie schlicht seinem Geschäftspartner anbietet. Selbst wenn der Mann ganz klar bestimmt, dass sie ausdrücklich keinen Spaß bei der Sache haben soll, ist das Mädchen davon überzeugt, dass er ihr bald sein Herz öffnet.
An dieser Katastrophe ist nichts mehr zu retten, da fällt der bestenfalls durchschnittliche Schreibstil auch nicht mehr ins Gewicht. Welcher Gedanke auch immer am Anfang der Idee zu diesem Buch stand, er ist definitiv abgesoffen. "Ivory – Insel der Lust" verliert sich in dem Bestreben, mit provokanten Szenen zu überzeugen, verliert dabei jedoch jedes Maß. Es wäre besser gewesen, diese Insel wäre auf dem Meeresgrund geblieben.
Da es mittlerweile unter dem Reihentitel "Time of Lust" jedoch bereits vier Teile der Geschichte gibt, scheint es für Zahira und Santiago genug Leser zu geben.
Auf der Webseite von blue panther books ist eine Leseprobe herunterladbar.