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Ich hatte das Glück Band 2 der Amizaras-Reihe gleich hinter dem ersten zu lesen, viele Fans haben aber schon ein gutes Jahr gewartet, nachdem sie (ebenso wie ich) von "Aschamdon" total begeistert waren. Wer eine Zwangspause einlegen musste bekommt aber vom Autor Valerian Çaithoque eine wunderbare Zusammenfassung der Ereignisse in Form von Personenbeschreibungen an die Hand, die einen sehr guten Überblick über das vergangene Geschehen liefern und den Leser wieder "reinbringen".
Danach geht es ohne Umschweife mit Volldampf zurück in die Geschichte um Atila, Cornelius, Viorica, Carlin, Azrahel, Liya, Rafaela, Aschamdon, Sarathoas und viele andere. Es ist eine ganz schon große Menge von Charakteren, die sich hier tummeln, trotzdem behält man leicht den Überblick. Zum einen alleine schon dadurch, dass man sie über lange Zeit hinweg begleitet; der Band hat über achthundert Seiten, zum anderen weiß der fiktive Autor Valerian Çaithoque, der selbst ein Teil der Geschichte ist, geschickt kleine Informationen mit einzubauen, wenn man einer Figur etwas länger nicht begegnet ist, so dass schnell wieder klar ist, um wen es geht.
Während sich die Handlung im ersten Band komplett auf zwei Handlungsstränge verteilt, die in einigem zeitlichen Distanz zueinander standen, findet diese Art der Erzählung hier nur am Anfang statt, bevor beide zusammengeführt werden. Ein besonders gelungener Erzähl-Kniff ist ein Moment, in dem eine wichtige Szene erneut erzählt wird, aber nun aus Sicht eines anderen Charakters. Dem Leser erschließen sich so noch mehr Hintergrundinformationen und so mancher bis dahin noch verborgener Zusammenhang wird plötzlich klar. Überhaupt lösen sich so einige Rätsel und Identitäten, die bisher im Dunklen lagen, auf. Einiges davon habe ich, zugegeben, schon geahnt, aber es gibt auch die Momente, in denen ich komplett überrascht wurde. Und genau das macht für mich eine gute Mischung aus Krimi- und Mystikelementen aus. Ich hatte die Gelegenheit Dinge zu hinterfragen und Verborgenes zu erkennen, aber eben nicht alles.
Sehr beeindruckt hat mich die Verbindung von Realem und der fantastischen Elementen in der Geschichte von "Sarathoas". Das ganz große fantastische Element sind die engelartigen Wesen in der Serie. Aber es gibt noch viel mehr zu entdecken. Im ersten Band hat mich vor allen Dingen das Auftauchen des Mechanismus von Antikthera beeindruckt, diesmal sind es gleich zwei, die erwähnenswert sind, nämlich der Film "Metropolis" und die Insel "Atlantis". Ob letztere wirklich jemals existiert hat, ist immer noch unklar, was sie zu einem perfekten Teil einer Geschichte wie der hier erzählten macht. "Metropolis" hingegen ist ein bekannter Film, allerdings galt gut ein Viertel des Originalmaterials bis zum Jahr 2008 als zerstört, worauf hier Bezug genommen wird. Für die Protagonisten im Buch heißt es geheime Symbole zu entdecken und das macht auch dem Leser sofort Lust darauf sich mit "Metropolis" auseinanderzusetzen und den Film (endlich oder mal wieder) anzusehen.
Überhaupt ist das eine großartige "Nebenwirkung" des Romans: Es kommen so viele Fakten vor, die neugierig auf mehr machen, dass man sich gerne weiter informieren möchte. Dank dem Internet und Wikipedia stellt das auch während des Lesens kein Problem dar. So hat die Lektüre neben dem reinen Unterhaltungswert gleich noch einen bildenden.
Von mir wurde es als eine der wenigen Schwächen der Geschichte in Band 1 empfunden, dass viele der komplexen Zusammenhänge um die mächtigen Wesen nur schwer zu erfassen sind. Sie handelten im Hintergrund oder haben bereits in der Vergangenheit große Dinge vollbracht, von denen zwar berichtet wurde, die man als Leser aber nicht direkt mitverfolgen konnte. Dieses Manko hat die Fortsetzung nicht mehr. Alle wichtigen Figuren tauchen tatsächlich auf, begegnen sich, fechten Konflikte aus. So fällt es viel leichter zu begreifen, wer mit wem in welcher Beziehung steht und warum auf eine ganz bestimmte Weise reagiert.
Genauso dick und schwer wie "Aschamdon" ist das Buch allerdings immer noch, sogar noch etwas schwerer als der Vorgänger. Aber daran hat man sich inzwischen gewöhnt. Und wenn ich ehrlich bin möchte ich auf die edle, hochwertige und fantasievolle Gestaltung auch gar nicht verzichten. Dutzende von wunderschönen Illustrationen zieren die Seiten. Von großen Bildern über kleine Symbole bis hin zu kunstvoll gestalteten Worten ist alles dabei. Dabei wurden wieder sowohl alte Originale verwendet, aber auch neu angefertigte Illustrationen. Mir persönlich gefallen letztere ein wenig besser, da sie einige Dinge, die im Buch beschrieben werden, noch plastischer darstellen.
Über die Handlung des Romans soll hier gar nicht viel gesagt werden, denn es wäre kaum möglich etwas über das Geschehen zu sagen ohne zu spoilern. Auf jeden Fall muss mit dem ersten Band begonnen werden, ohne "Aschamdon" zu kennen, macht die Lektüre von "Sarathoas" keinen Sinn. Allen Neugierigen, die ihn kennen, sei gesagt es lohnt sich absolut die Geschichte weiterzuverfolgen. Es gibt nicht die typischen "Durchhänger" die Buchteile zwischen dem ersten und letzten Band oft haben, ganz im Gegenteil bekommt man hier so viel Action geboten, dass man sich fast fragt, wie das noch getoppt werden soll. Aber eben nur fast, denn es wird so einiges angedeutet, was auf fulminante Schlachten in der Zukunft schließen lässt. Natürlich gibt es für Rafaela und Atila auch wieder jede Menge Rätsel zu lösen. Außerdem entwickeln sich die Figuren sehr gut weiter. Gerade bei Atila macht es wirklich Spaß zu sehen, wie er immer wieder neue Facetten seines eigenen Charakters entdeckt.
"Sarathoas" ist eine rundum gelungene Fortsetzung. Spannend, fesselnd, voller Mystik und Fantasie, gespickt mit einer Priese Humor. Zum Glück wird es noch mehr davon geben, an Band 3 und 4 wird intensiv gearbeitet.