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Als Jens Scherer, ehrgeiziger Innenrevisor bei einer bedeutenden, in Frankfurt ansässigen Bank, tot in einer psychiatrischen Klinik im noblen Königstein aufgefunden wird, geht die Polizei von Selbstmord aus. Scherers Frau Charlotte will das jedoch nicht glauben und beauftragt den Privatermittler Roland Bernau, den Tod ihres Mannes aufzuklären. Dieser ist an einer Überdosis eines Psychopharmakums gestorben.
Bernaus Nachforschungen führen ihn bis nach Bukarest und immer wieder zu der Bank, in der Scherer arbeitete. Dort bleiben die Verantwortlichen nicht lange kooperativ, was womöglich daran liegt, dass Bernau tief in einer bereits ein paar Jahrzehnte zurückliegenden Sache zu rühren beginnt, die ein unrühmliches Licht auf die Bank werfen könnte.
Bernau erhält unmissverständliche Warnungen aus der Bank und der Politik, ist aber nicht bereit, sich zu beugen und Gesetzesverstöße ungeahndet zu lassen. Was der Widerstand gegen mächtige Widersacher bedeutet, wird er sehr bald erfahren – und nicht nur er.
Ein Fernrohr zeigt in Richtung des im gleißenden Licht verschwimmenden Frankfurter Bankenviertels. Das Coverbild passt bestens zum Inhalt von Olaf Jahnkes erstem Kriminalroman. Und die Story hält, was Klappentext und Bild versprechen. "Ein Netzwerk aus Politik und Wirtschaft will Bernaus Ermittlungen stoppen. Mit allen Mitteln." Da darf ein ordentliches Maß an "Action" nicht fehlen, und das bietet Jahnke seinen Lesern bereitwillig, nicht minder aber auch eine sich immer wieder subtil aufbauende und schließlich entladende Spannung. Dass ein Selbstmord sehr unwahrscheinlich ist, zeigt sich rasch, als weniger einfach erweist es sich für den Ich-Erzähler Bernau, den Ablauf des wahrscheinlichen Mordes zu rekonstruieren. Natürlich gibt es auch mehr als einen Verdächtigen und, nach diversen Befragungen, nicht nur ein Motiv.
Jahnke versteht es, das richtige Verhältnis zwischen deskriptivem und sachlichem Stil zu wahren. Weder die Gespräche mit möglichen Zeugen oder Verdächtigen noch Passagen über die Befindlichkeiten und das alltägliche Leben des Protagonisten ufern aus wie in manch preisgekröntem Krimi, Langeweile kommt in keinem Moment auf. Gehetzt wirkt die Handlung dennoch nicht, sie nimmt allerdings dann gewaltig Fahrt auf, wenn die Umstände dies erfordern. Und das kommt des Öfteren vor. Atemlose Spannung ist die Folge.
Was aber wäre ein Regionalkrimi ohne Lokalkolorit? Auch wenn der Krimi durchaus intensiv fesselnde Lektüre für Außerfrankfurterische, auch Offenbacher, zu bieten hat, gibt es für Einheimische darüber hinaus eine Fülle an Wiedererkennungsmomenten, die zum Schmunzeln einladen. Orte, Stimmungen, sogar Personen sorgen für Déjà-vus und verstärken auch die Spannung, denn der ortskundige Leser fühlt sich beinahe als Teil der Handlung.
"Tod eines Revisors" erweist sich als packender Wirtschaftskrimi, der sich nicht vorwiegend an ein lokales Publikum wendet, diesem jedoch eine Menge besonderer Schmankerl zu bieten hat.
Eine
Leseprobe bietet die Verlagsseite.
Interview mit dem Autor auf Media-Mania.de