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Im Stuttgarter Schlossgarten wird eine weibliche Leiche gefunden. Am Tatort muss Oberkommissarin Anna Benz feststellen, dass sie das Opfer kennt. Als Kinder waren sie und Sarah beste Freundinnen, hatten sich aber später aus den Augen verloren. In der Wohnung der Frau stellen die Ermittler fest, dass die Tote ein Doppelleben führte. Während sie tagsüber als Wissenschaftlerin arbeitete, lebte sie abends ihre Fantasien als Domina aus. Die Polizei ermittelt in alle Richtungen und ahnt noch nicht, dass ein Toter, der nahezu zeitgleich im Züricher Zoo von einem Tiger zerfleischt wird, mit ihrem Fall zu tun hat.
"Tödliche Jagd" ist der erste Kriminalroman um Ermittlerin Anna Benz, Teil zwei soll 2016 folgen. Jedoch lassen das sich im Umbruch befindliche und sie sehr beschäftigende Privatleben der Oberkommissarin sowie die immer wieder aufkommenden Erinnerungen an ihre Kindheit, den Leser zwischenzeitlich zweifeln, dass es sich hier tatsächlich um den ersten Teil handelt. Private Probleme und die Ermittlungen halten jedoch eine passende Balance und sorgen für durchgängig gute Unterhaltung, dadurch wird auf das nicht vorhersehbare Ende mit konstanter Spannung hingearbeitet. Die Autorin verzichtet dabei auf die Schilderung von blutigen Szenen, wobei sie natürlich trotzdem nicht vollkommen ohne Mord und Totschlag auskommt. Auffällig ist, welche Mühe sich Silvia Stolzenburg gemacht hat, die Gegebenheiten der Polizeiarbeit zu recherchieren und wiederzugeben.
Überraschend aktuell ist der Hintergrund für die Morde. Auch wenn Silvia Stolzenburg nicht genau die momentanen Ereignisse voraussagen konnte, gehen ihre Ideen verblüffend treffsicher in die entsprechende Richtung. Obwohl es immer wieder kurze Kapitel aus der Sicht des Täters gibt und der Leser so seinen Gedanken teilweise folgen kann, bleibt dagegen bis zum Ende im Dunkeln, was die Triebfeder für dessen Handeln ist. Bedauerlich ist nur, dass der Täter trotz der vielen Kapitel, in denen er seine Auftritte hat, recht blass bleibt. Zwar ist klar, was er mit den Morden bezweckt, aber warum er sich bemüßigt fühlt, zu solchen Mitteln zu greifen, und warum ihm die moralischen Hemmungen fehlen, wird unglücklicherweise nicht wirklich betrachtet.
Dass die Autorin aus der Stuttgarter Gegend kommt, überrascht nicht, schließlich schildert sie die dortigen Örtlichkeiten treffend und manchmal schleichen sich auch typische Formulierungen aus dem Schwäbischen in den Text ein.
Fazit: Neben Spannung bietet "Tödliche Jagd", der Auftakt einer neuen Krimireihe, sympathische Figuren, mit denen sich der Leser identifizieren kann sowie eine kleine Portion Lokalkolorit.
Weitere Informationen finden sich auf der Verlagsseite.