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Der Feuervogel wird den Krieg beenden. So heißt es in den Legenden der Avicen und es ist ihre einzige Chance auf Frieden, den das geheimnisvolle Volk sich wünscht, das den Menschen so ähnlich sieht. Seit Jahrhunderten leben sie unter der Oberfläche von Manhattan und seit ein paar Jahren lebt auch Echo mit ihnen, ein junges Menschenmädchen. Sie verdient ihren Lebensunterhalt als Diebin und nutzt die Magie der Avicen, um von einer Metropole zur anderen zu kommen. Durch Portale schlüpft sie nach Peking oder Paris, die ganze Welt ist ihr Zuhause. Als sie von der Legende hört, fasst sie den festen Entschluss, den Feuervogel zu finden und den Krieg mit den Drakhari zu beenden. Doch sie ist nicht alleine und schon bald steht ihr ein Angehöriger des Drachenvolkes gegenüber, Caius mit den unglaublich grünen Augen. Echo fühlt sich zu ihm hingezogen, doch Caius ist mehr, als er scheint, und die gemeinsame Suche bringt die beiden bald in Gefahr.
Ein Feuervogel ist es also, den die Helden in diesem Buch finden müssen. Ein Auftrag voller Gefahren und Entdeckungen in einer Welt, die ihnen nicht wohlgesonnen ist. Das klingt nicht gut für die Helden, als Handlungsrahmen macht es jedoch was her, zumal Autorin Melissa Grey auch noch zwei gutaussehende, aber geheimnisvolle Völker erfunden hat. Die Avicen und die Drakhari sind den Menschen so ähnlich, dass sie in den Städten unterwegs sein können, doch sowohl ihre lange Lebensspanne als auch die Tatsache, dass die Avicen Federn statt Haare haben und die Drakhari von Schlangenschuppen gezeichnet sind, unterscheiden sie dann doch deutlich.
Warum herrscht zwischen ihnen Krieg und warum brauchen sie unbedingt den Feuervogel, um ihn zu beenden? Weder Echo noch den Lesern wird es klar und die Frage tritt auch in den Hintergrund, sobald Caius und sie aufeinander treffen. An sich ist das nicht schlecht, denn schließlich liegt der rote Faden der Geschichte eindeutig auf beiden. So ganz klappt das aber nicht. Echo ist schlagfertig und gewitzt, doch fehlt ihrer Figur Tiefe. Ihre Gefühle bleiben oberflächlich und ihre Gedanken sprunghaft. Sie kann schlicht nicht überzeugen und das mindert das Lesevergnügen. Nicht anders geht es Caius, der optisch recht wohlgeraten ist, doch für ein Wesen, dass Jahrhunderte alt ist, benimmt er sich zu unreif, zumal er bei seinem Volk eine wichtige Stellung einnimmt. Es fällt schwer, ihm den überlegenen Feldherren abzunehmen. Bei den Freunden der beiden verhält es sich ähnlich, sie bleiben flach und da hilft dann auch das sehr schöne Setting nicht mehr weiter. Alte Metropolen und geheimniswolle Portale funktionieren ja immer recht gut, aber das offenbart auch das Problem des Buchs, die einzelnen Ideen sind schlicht und ergreifend alle schon mal da gewesen, und zwar besser. Keine Frage, die einzelnen Komponenten sind unterhaltsam, doch es fehlt die originelle Idee, die heraussticht und die Geschichte einzigartig macht.
Wer Stoff für lange Leseabende sucht, macht mit "Midnight Girl" nichts falsch, doch es ist ein Buch, dass nicht lange im Gedächtnis bleibt.
Eine Leseprobe findet sich
hier.