Eine ehemalige Mathematiklehrerin, nicht mehr jung und sehr krank, versucht mit letzter Kraft, einen Brief zum nahen Briefkasten zu bringen, argwöhnisch von ihrer Pflegerin beäugt. Wenige Tage später stirbt sie. Alles deutet auf einen Selbstmord hin. Scheinbar unabhängig davon begeht kurz darauf ein finanziell gut aufgestellter Gutsbesitzer Selbstmord. Dabei könnte es bleiben, wenn nicht Kommissar Adamsberg auf den Plan träte, der eine Verbindung zwischen den beiden Sterbefällen erkennt - nicht nur aufgrund eines rätselhaften Zeichens, das an beiden Todesorten hinterlassen wurde.

Nach und nach, der Mordverdacht hat sich längst erhärtet, werden weitere Menschen getötet. Eine sonderbare Spur führt nach Island, an einen kleinen Ort, an dem sich einst ein unternehmungslustiges Trüppchen französischer Touristen zusammenfand, um ein kleines Abenteuer zu wagen; ein Abenteuer, das zwei Teilnehmern das Leben kostete. Und Adamsberg und sein Team stoßen zudem auf eine rätselhafte Robespierre-Gesellschaft, aus deren erlauchtem Kreis der Mörder womöglich stammt. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, als die Ermittler erkennen, dass eine ganze Gruppe Menschen ausgelöscht werden soll.

"Das unbarmherzige Fallbeil" ist Fred Vargas' achter und lange erwarteter Roman um den eigenwilligen Kommissar Adamsberg und seine Mitarbeiter, von denen einer skurriler wirkt als der andere, die sich jedoch gut ergänzen und ein zuverlässiges Team bilden. Anders als eine Reihe anderer Krimiautorinnen und -autoren hat Vargas noch nicht an Biss verloren: Nicht nur, dass die Handlung durchweg spannend bleibt, von amüsanten Einsprengseln ergänzt, es werden auch interessante Orte eingebunden mit einer ganz besonderen Stimmung, die Fred Vargas überzeugend vermittelt; dann gibt es die ausgesprochen "schräge" Robespierre-Gesellschaft, die in passenden Roben und Perücken die Parlamentssitzungen unter Robespierre nachspielt. Dort lernen Adamsberg und seine Mitarbeiter die sonderbarsten Leute kennen - auch den Mörder? Zwischendurch beleuchten sie noch die komplexen familiären Verwicklungen des Sohnes jenes erwähnten Gutsbesitzers, der jahrelang von einem Bauernpaar mittels Brutalität erzogen wurde und so labil wirkt, dass auch auf ihn ein Verdacht fällt. Verdächtige gibt es also wahrlich nicht zu knapp. Zum Glück wird am Ende alles stimmig aufgelöst, es bleiben keine losen Enden übrig.

Fred-Vargas-Süchtige lieben den Charakter Adamsberg und seine Truppe, darunter die lebende Enzyklopädie Danglard mit intensivem Hang zu Weißwein, Retancourt, die zurückgezogen wie eh und je auftritt und doch im entscheidenden Moment zupackt und ihren Kollegen womöglich das Leben rettet, und Veyrenc, der aus derselben Ecke Frankreichs kommt wie Adamsberg und wohl deshalb dessen Gedanken besser und schneller lesen und nachvollziehen kann als jeder andere.

Obwohl Vargas ihre kantigen Charaktere recht intensiv beleuchtet, kommt es nie zu einem Übergewicht des Privaten oder Halbprivaten über die eigentliche Handlung, sprich, die Ermittlungsarbeit. Vargas wahrt die Dimensionen und sorgt so für gute Unterhaltung, eine Mischung aus manchmal atemloser Spannung, heiteren Szenen und Ortsbeschreibungen mit sehr viel Charme.

Hannelore Hoger mit ihrer schönen, dunklen Stimme macht aus der Vorlage ein gelungenes Hörbuch. Sie liest scheinbar unaufgeregt, kann aber über feinste Nuancen die Spannung aufnehmen und geht zudem auf die Charaktere ein, sodass der Hörer stets "mitgeht" und ein Vargas-typisches Ermittlungsabenteuer gewissermaßen aus nächster Nähe erlebt. Eine rundum gelungene Hörbuchedition, der man auch das Kürzen nicht anmerkt.

Eine Hörprobe gibt es auf der Verlagsseite zum Hörbuch.

Geliefert wird das aus sechs CDs bestehende Hörbuch in einer Multibox.