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Unvermittelt stören Besucher den Frieden eines kleinen Klosters im Süden Großbritanniens, denn der Bischof von Auxerre kommt zu Besuch, da er eine Aufgabe zu erfüllen hat. Seine Suche nach Abweichlern von der kirchlichen Lehre scheint von Erfolg gekrönt, als bei dem jungen Mönch Ninian Schrifttafeln gefunden werden, die nicht der reinen Lehre entsprechen. Für Ninian sieht die Welt alsbald düster aus, denn er wird gefangen genommen und soll in Rom vor einen Richter geführt werden. Sein bester Freund Kadog will das nicht zulassen und verhilft ihm zur Flucht. Doch auch er hat ein Geheimnis, und alsbald steht Ninian vor der Entscheidung, ob er seinem Freund vertrauen kann oder nicht. Beiden droht Gefahr, sowohl von der Kirche, die beide verfolgen lässt, als auch von anderen Kräften.
Von Stonehenge ist im erst einmal weit und breit nichts zu sehen, in Èric Corbeyrans neuem Comic. Dafür entführt er die Leser nicht nur ins historische Britannien, sondern auch in die Welt der Mythen und Legenden. Wer sich schnell an die Artus-Sage erinnert fühlt, hat natürlich recht, denn nicht nur der Prolog verrät, worum die nächsten Bände sich drehen werden. Das Christentum verdrängt die alten Religionen und die damit verbundene Lebensweise. Unter der rigorosen Herrschaft der Kirche erwächst der Traum nach einem Symbol, einem mythischen Gegenstand, welcher der Vergangenheit wieder Macht verleiht und die Völker Britanniens eint.
Auch Erin, die dem ersten Band ihrem Namen verleiht, wird nicht von vornherein erwähnt, doch die Leser ahnen schnell, dass ihr Erbe auf die Geschichte einen nicht zu unterschätzenden Einfluss haben wird, daran ändert auch die eine oder andere Finte nicht, die Corbeyrans nutzt, um eine falsche Fährte zu legen. Daher bleibt auch der große Überraschungseffekt aus und der erste Band dieser Reihe dient hauptsächlich dazu, die Handlung vorzustellen und den Figuren etwas Fleisch auf die Knochen zu verleihen. Das gelingt gut und macht neugierig auf die nächsten Bände, würde aber nicht so toll wirken, ohne Ugo Pinsons bemerkenswerte Illustrationen.
Es sind die Bilder, die dieser Geschichte einen außergewöhnlichen Rahmen verleihen. Pinson illustriert seine Panels wie Ölgemälde, was seine nicht nur Bilder knotig und ursprünglich aussehen lässt. Die Menschen sind muskulös und wuchtig, die Gesichter immer leicht unscharf. Kräftige Farben verleihen den Szenen Leben und die immer etwas zu dunkle Umgebung gibt der Geschichte die richtige Stimmung. Hier hebt sich "Erin" eindeutig von anderen Comics ab und das ist gut so.
Corbeyrans und Pinson gehen hier selbstbewusst einen eigenen Weg und sie haben allen Grund dazu. Ihre Umsetzung der Handlung ist so gelungen, dass der Leser den Eindruck gewinnt, es wäre möglich mit dem Finger über die Struktur der Bilder zu fahren. Unglaublich und schade, dass diese Illusion nicht wirklich ist, hätten die Leser dann nicht nur ein visuelles, sondern auch ein haptisches Vergnügen.
Doch auch so ist "Stonehenge: Erin" sehr gelungen. Wie viele Folgebände es geben wird, ist noch unklar, doch ganz sicher ist, dass sie ihre Betrachter unterhalten und beeindrucken werden.
Eine Leseprobe ist
auf der Webseite des Splitter Verlages vorhanden.