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1894, East London: Inspector Edmund Reid, Leiter der H-Division ist vom Tod seiner Frau geprägt. Von seinen Mitstreitern Drake und Jackson allein gelassen, vergräbt er sich in seiner Arbeit und ist mehr denn je bestrebt, den Stadtteil von Ganoven und Verbrechern zu säubern. Besessen von der Idee, ein umfassendes Kriminalarchiv aufzubauen, verbringt er mehr Zeit mit seinen Akten als auf der Straße. Deswegen gedenkt sein Vorgesetzter Abberline, ihn mit einer Beförderung aus Whitechapel zu versetzen.
Zwei Züge fahren in unmittelbarer Nähe der Polizeistation ineinander, Leid und Tod soweit das Auge reicht. Homer Jackson, der mittlerweile nicht mehr mit Reid spricht, eilt zur Hilfe, um die Verletzten zu versorgen. Beide staunen nicht schlecht, als aus dem Zug ein alter Bekannter aussteigt. Drake, der inzwischen zum Inspector befördert wurde, ist angereist, um Reids Posten zu übernehmen. Mit unterschiedlichen Ansichten übereinander beginnt das Trio mit den Ermittlungen und stößt auf ein skrupelloses Verbrechen.
Einiges hat sich im Londoner Stadtteil Whitechapel geändert, denn die Handlung setzt erst vier Jahre nach den Ereignissen der
zweiten Staffel ein. Inspector Reid und sein ehemaliger "Forensiker" Jackson sind zerstritten, der damalige Sergeant Drake hatte sich nach Manchester abgesetzt und steht nun, ebenfalls als Inspector, zu Reids Ablösung bereit. Jacksons Ehefrau Susan Hart hat es von der Bordellbetreiberin zur angesehenen Mitbürgerin geschafft, die sogar mit einem Krankenhaus den Menschen vor Ort hilft. Auch wenn das erste Aufeinandertreffen der Protagonisten kühl verläuft, so findet das erfolgreiche Trio zügig wieder zusammen und bekommt es mit einem weitreichenden Fall zu tun, der manche Überraschung bietet.
In weiteren acht Folgen - ungekürzt, jeweils knapp eine Stunde lang - lässt die dritte Staffel von "Ripper Street" den Zuschauer vor dem Fernseher erbeben. Vor Spannung, Dramatik und Zorn. Entgegen dem Konzept der ersten beiden Staffeln wird hier eine Folgen übergreifende Handlung erzählt, die mit Einzelfällen aufgelockert wird. Ein absichtlicher Zusammenstoß zweier Züge vereint die Protagonisten auf der Suche nach den Schuldigen dieses gewaltigen Verbrechens. Dabei werden die Beziehungen untereinander auf eine harte Probe gestellt, die Freundschaften scheinen nicht so ehrlich und intensiv zu sein, wie die Beteiligten es zuvor angenommen hatten. Wer in der Konstellation der vier Hauptakteure mehr als ein Zweckbündnis sehen möchte, wird vorerst bitter enttäuscht.
Obwohl dem Zuschauer unmittelbar nach dem Verbrechen Täter und Hintergründe der Tat weitestgehend bekannt sind, verflacht der Reiz der Staffel nicht, er steigt sogar. In die Enge getrieben, versuchen die Beteiligten ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Dafür gehen sie wortwörtlich über Leichen, missbrauchen die Freundschaft und entledigen sich aller Moral. Generell zeichnet sich die Staffel erneut dadurch aus, dass zeithistorischer Kontext neu interpretiert und mit Liebe zum Detail umgesetzt wurde. Moderne Ideen mit kriminalistischen Ansätzen auf einfachem Niveau. Inklusive einem Gastauftritt von Louise Brealey ("Casualty", "
Sherlock"), die als Dr. Amelia Frayn die Handlung bereichert. Was letztendlich an emotionalen Handlungssträngen herauskommt, ist bemerkenswert. Prostitution, Mord, Intrige und ein bitterböses Spiel mit Reids vermisster Tochter ergeben einen packenden Mix, bei dem die Charaktere nicht zimperlich miteinander umgehen. Voller Gewalt, mit Folter durchzogen und nicht weniger blutig als die vorherigen Staffeln, rasen die Akteure auf ein düsteres Ende zu, was auch als Abschluss der Serie würdig wäre - aber keine Angst, es wird (mindestens) eine vierte und fünfte Staffel geben. Die Frage lautet nur, wie dieses zerrüttete "Team" jemals wieder zusammenfinden soll, denn wahrlich "gut" sind hier die Wenigsten.
Kurzum: Die dritte Staffel vom "Ripper Street" legt sowohl an Tempo als auch an Tiefe zu. Die Beziehungen sind nach den Ereignissen nicht mehr so, wie sie einmal waren. Gut und Böse lassen sich nicht mehr trennen. Kurz, intensiv und empfehlenswert.