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Die spannendsten Bücher müssen nicht immer ausgedacht sein. Thomas Asbridges Buch "Der größte aller Ritter" ist der Beweis dafür, erzählt es doch die nahezu unglaubliche Geschichte William Marshals, der während der Regentschaft der Plantagenets von einem Niemand zum wichtigsten Berater der Könige wurde. Sowohl Richard Löwenherz als auch sein Bruder Johann Ohneland vertrauten ihm und sein Schicksal war mit dem Königsthron eng verwoben. Er galt als das Vorbild für jeden Ritter, seine Turniersiege waren legendär und auch auf dem Schlachtfeld war er ein gefürchteter Gegner.
Wer sich mit der Geschichte Englands im Mittelalter befasst, dem ist der Name William Marshal ein Begriff. Als zweiter Sohn eines unbedeutenden Adeligen hatte er nicht die besten Voraussetzung für eine Karriere am englischen Königshof und doch war er in seinem Leben nicht nur Berater von fünf Königen, sondern zeitweilig auch der Regent und Earl Marshall von England. Wie konnte es dazu kommen? Thomas Asbridge erzählt in seinem Buch nicht nur wie William Marshal aufsteigen konnte, um Karriere zu machen, sondern auch welche gesellschaftlichen Umstände des Mittelalters seinen Aufstieg begünstigten.
Grundlage des Buches ist die 1861 gefundene Abschrift der Chronik "L'Histoire de Guillaume le Maréchal", die im Auftrag von Marshals Familie verfasst wurde und seinen Lebensweg erzählt. Der Leser erfährt dabei nicht nur, warum der damals erst fünfjährige William bereits hingerichtet werden sollte, sondern auch von seinen ersten Turniersieg und wie es möglich war, dass er zum Vorbild für alle Ritter wurde.
Marshals Werdegang nachzuzeichnen, gelingt Asbridge auf eine so unterhaltsame Art, dass auch Laien ihm leicht folgen können und das Buch durchgehend spannend bleibt, wobei zu betonen ist, dass es sich nicht um einen Roman handelt, sondern um ein Sachbuch. Auf künstliche Dramatik wird hier verzichtet, vielmehr hält sich der Autor an die bekannten Fakten, und relativiert so manches Mal die Aussagen der Vorlage. So ist es dem Buch anzumerken, dass Asbridge über fundierte Kenntnisse über das Leben im Mittelalter verfügt, was zusammen mit der Lebensgeschichte Marshals für ein leichtes und dennoch spannendes Lesevergnügen sorgt. Die Aufteilung des Buchs in viele kleine Kapitel und die ausführlichen Erklärungen zum Leben im Mittelalter erleichtern es dem Leser zudem, den Ereignissen zu folgen und das politische Geschehen im zwölften Jahrhundert zu verstehen. Dabei wirkt der Autor zu keinem Zeitpunkt belehrend, sondern verpackt den Inhalt seines Buchs ansprechend und kurzweilig.
Asbridges Buch ist der Beweis dafür, dass Fachwissen nicht schwer vermittelbar sein muss. Vielmehr kann es spannend und unterhaltsam sein und auch das Geschichtsinteresse bei Laien wecken. So ist "Der größte aller Ritter" ein Buch, das sowohl für Neulinge als auch für Leute mit Fachwissen interessant ist und jedem noch neue Aspekte bieten kann. Von daher kann es rückhaltlos empfohlen werden und gehört sicherlich zu den lohnendsten Büchern dieses Jahres.
Eine Leseprobe findet sich auf der Verlagsseite.