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Die "Staatliche Gesellschaft für soziale Wohlfahrt" ist eine Organisation, die schwerverletzten jungen Mädchen besondere Hilfe zukommen lässt. Sie übernimmt die Sorgepflicht für die verkrüppelten, halbtoten Kinder und lässt sie wieder gesunden. Was der Öffentlichkeit allerdings verschwiegen wird, ist, dass die aufgenommenen Kinder mithilfe von Cybertechnik wieder zusammengeflickt werden. Die Konditionierung durch Medikamente sorgt dafür, dass die Mädchen meist ihr früheres Leben vergessen und mit voller Hingabe ihrem Betreuer zu Diensten sind. Die Aufgabe jedes dieser Fratellogespanne ist es, für die Regierung Personen zu schützen oder zu eliminieren. Deswegen wird jedes der Mädchen im Kampf unterrichtet und entwickelt sich durch seine bedingungslose Opferbereitschaft und seine technische Verbesserung zu einer erbarmungslosen Kampfmaschine.
Henrietta ist eines dieser Mädchen. Ihre Familie wurde getötet und sie wurde von den Tätern ebenfalls verstümmelt und neben den Leichen ihrer Angehörigen grausam missbraucht. Zwar ist es ein Segen, dass sie durch ihre Konditionierung ihre früheren Erlebnisse vergessen hat, doch hängt sie nun voller Liebe an ihrem großen Bruder José. Dieser schenkt ihr sehr viel Zuneigung, was Henrietta immer wieder in Zweifel stürzt, denn obwohl er sie wie ein richtiges Mädchen behandelt, ist sie doch keines mehr.
Rico ist von Geburt an behindert gewesen und konnte weder ihre Arme noch Beine bewegen. Ihre Eltern traten das Sorgerecht ab und nun ist sie fähig, sich wieder richtig zu bewegen. Obwohl ihr Betreuer Jean sie lediglich als Arbeitswerkzeug ansieht, sorgt die Konditionierung dafür, dass sie seine Wünsche über alles andere stellt. Doch wohin diese Konditionierung und Abhängigkeit führen kann, zeigt sich im traurigen Tod von Elsa und ihrem Betreuer Raulo.
In vier abgeschlossenen Geschichten bekommt der Leser einen tieferen Einblick in die Arbeit der staatlichen Gesellschaft für soziale Wohlfahrt. Anhand der einzelnen Geschichten, die meist das Schicksal eines der Mädchen zum Thema haben, erfährt man mehr über die Cyborgs und die Arbeitsweise eine Fratellogespannes. Hinter jedem der Mädchen steckt eine schreckliche Geschichte und meist ist der Umbau ihre letzte Rettung gewesen, ein richtiges Leben zu führen. Doch schnell zeigt sich, dass diese kleinen Mädchen auch jetzt nicht besser dran sind als vorher. Durch die Medikamente wird ihnen eine Liebe zu ihrem Betreuer vermittelt, die keine Basis besitzt. Sie werden zum Töten trainiert und setzen all ihre Kraft dazu ein, ihre erwachsenen und viel größeren Betreuer zu beschützen.
Sehr schnell packt den Leser das Entsetzen aufgrund der Tatsache, dass hier unschuldige Mädchen zu gewissenlosen Killern trainiert werden. Gerade die Bilder, auf denen sie mit ihrem Arm Kugeln auffangen, die ihren Betreuern gelten oder wenn Rico einen befreundeten Jungen töten muss, um die Befehle Jeans auszuführen, machen tief betroffen. Obwohl die Mädchen auf vielen Bildern lächeln und fröhlich sind, entdeckt man doch in ihren Augen die tiefe Traurigkeit, die in ihnen steckt. Da man jedes der Mädchen nach und nach kennen lernt, fühlt man sich rasch mit der Geschichte verbunden und fühlt als Leser den Schmerz dieser Opfer mit.
Dieser Manga ist außergewöhnlich. Die ernsthafte Geschichte packt den Leser sofort und lässt ihn nicht los. Dadurch, dass die Gewalt, die hier geschieht, von Kindern ausgeht, denen selbst Gewalt angetan wurde, lässt die Geschichte den Leser betroffen zurück. Hier werden keine Antworten gegeben, aber es werfen sich viele Fragen auf. Henrietta, Rico und Triela haben alle ihre ganz eigene Geschichte. Sie sind Kinder, denen die Kindheit gestohlen wurde und die wissen, dass sie diese Zeit nie wieder bekommen können. Ihre einzige Freude besteht darin, die Toten, die sie für ihren Begleiter erledigt haben, zu zählen. Und genau diese Freude ist es, aus der ihre Trauer entspringt.
Gunslinger Girl ist ganz eindeutig kein Manga für Jugendliche. Diese Geschichte wurde explizit für Erwachsene geschrieben. Hier wurde wirklich einmal eine niveauvolle Erzählung für Erwachsene erdichtet, die vielleicht auch die Meinung korrigieren kann, dass Mangas nur etwas für Kinder seien. Ich selbst bin sehr begeistert von der Geschichte und zähle sie zu meinen Lieblingsmangas.