Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bildqualität | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Wer ist nur diese Lynn Redgrave? Die junge Frau arbeitet für die Geheimgesellschaft "Fathers of the Realm", indem sie Ungeheuer jagt, zum Beispiel Menschen, die sich mit Dämonen verbündet haben und nun in monströser Gestalt ihr Unwesen treiben. Schon alleine das wäre ein ungewöhnlicher Beruf zum Ende des 19. Jahrhunderts, doch es gibt noch weitere Auffälligkeiten und Geheimnisse um Lynn. Sie hat außergewöhnliche Kräfte, die ihre Mission ermöglichen, zahlt jedoch einen hohen Preis dafür. Ihre Gesundheit ist angegriffen und sie hat keine Ahnung, woher sie kommt. Da ist es kein Wunder, dass Lynn das Geheimnis ihrer Herkunft entschlüsseln will. Auch wenn die "Fathers of the Realm" daran kein wirkliches Interesse haben. Sind die Mitglieder der Gesellschaft am Ende gar nicht so harmlos und wohlmeinend wie Lynn glaubt? Sie wird es bald herausfinden.
"Mandragore" das ist ein guter Name für Sylvain Corduriés neuesten Comic aus seinem "Sherlockversum". In der deutschen Übersetzung bedeutet der Titel "Alraune", jenes Gewächs, dem seit dem Mittelalter sowohl Heilkräfte als auch eine Verbindung mit dem Bösen nachgesagt wird. Menschenähnliche Schreie soll es ausstoßen und den Tod jener verursachen, die seine Stimme hören. Das passt hervorragend zum Thema des Comics, in dem immerhin gleich zwei geheime Gesellschaften das viktorianische London durch ihren Ehrgeiz erschüttern. Dämonen sollen der Weg zum Erfolg sein und dazu ist den Männern alles recht. Sie wollen Macht und Ruhm, und um dies zu erreichen, heiligt der Zweck die Mittel. Lynn ist dazu ein geeignetes Werkzeug und Autor Sylvain Cordurié schafft es zusammen mit Zeichner Marco Santucci beeindruckend, sowohl ihre Entschlossenheit als auch ihre stärker werdenden Zweifel glaubhaft zu machen. Als gelungen kann auch die Mischung aus Fantasy und viktorianischer Geschichte bezeichnet werden. Die Figuren denken und handeln ihrem Zeitalter gemäß und entsprechen den gesellschaftlichen Normen.
Diese Geschichte in die Blütezeit der industriellen Revolution und der wissenschaftlichen Aufklärung zu versetzen, ist ein kleiner Geniestreich. Nicht nur, dass die "gute alte Zeit" uns immer noch fasziniert, sondern es wurden um diese Zeit auch so wundervolle Schauerromane wie "Dracula", "Das Bildnis der Dorian Gray" oder "Dr. Jekyll und Mr Hyde" geschrieben. Da passt eine Geschichte um einen Eingang zur Dämonenwelt und einer jungen Frau, deren unbekannte Kräfte ihr selbst gefährlich werden könnten, perfekt.
Der "Splitter Double Band" enthält beide Bände des in der französischen "Collection-1800" erschienenen Comics. Daher ist die Handlung um Mandragore in sich abgeschlossen. Autor Cordurié lässt sich aber die Möglichkeit offen, andere Aspekte der Geschichte zu einem späteren Zeitpunkt aufzugreifen und weiterzuerzählen. Er hat damit eine gute Wahl getroffen, denn seine Ausflüge in die Vergangenheit sind ebenso unterhaltsam wie spannend.
Ein Blick in diesen äußerst gelungenen Comic ist auf der Seite des Splitter-Verlags möglich.