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Historische Zeugnisse sind in großer Fülle bewahrt und gefertigt worden, um in die Zukunft zu ragen und von ihrer Zeit zu künden. (...) Es bleibt unsere Aufgabe, die Exponate als historische Zeugnisse zu verstehen und zu erschließen.
Seit 2006 ist die Dauerausstellung "Deutsche Geschichte in Bildern und Zeugnissen" bereits im Deutschen Historischen Museum in Berlin zu sehen, in Szene gesetzt durch 8000 Objekte, Bilder und Dokumente. Gemäß der Ausstellung untergliedert sich auch der vorliegende Begleitband in chronologisch strukturierte Sequenzen, die mit der Zeitspanne zwischen 500 und 1500 beginnen und jener zwischen 1949 und 1994 enden. Dazwischen liegen rund 450 Jahre ereignisreicher deutscher Geschichte. Der Schwerpunkt liegt dabei deutlich auf dem 19. und 20. Jahrhundert, wobei die nationalsozialistische Zeit zwischen 1933 und 1945 einen überproportional großen Raum einnimmt.
Auch wenn der Band mit 500 abgebildeten Exponaten nur einen Bruchteil der in Berlin gezeigten Ausstellung zeigt, so wird hier dennoch die deutsche Geschichte als visuelles Kaleidoskop ausgebreitet. Zusammengehalten werden diese Eindrücke dadurch, dass jede Doppelseite unter ein bestimmtes Thema gestellt wird. Auf einer der beiden Seiten befindet sich dabei in der Regel eine ganzseitige Abbildung, während sich kleinere Abbildungen, ein einführender Text sowie eine Textlegende zu den Exponaten die Seite teilen. Neben gängigen Zeugnissen finden sich auch zahlreiche weniger bekannte Bilddokumente oder Gegenstände wie beispielsweise eine Schießscheibe mit einer Karikatur zur Ruhrbesetzung oder eine aus Basalt- und Mosaiksteinchen zusammengesetzte Trümmerfrau. Hinzu kommt Ungewöhnliches wie ein Geruchsprobenglas des Ministeriums für Staatssicherheit (DDR), welches Spürhunde auf die richtige Fährte bringen sollte, oder eine Pestmaske aus dem 17. Jahrhundert.
Durch die thematisch ausgerichteten Doppelseiten wirkt der Band sehr aufgeräumt. Gerade "Geschichtseinsteiger" erhalten so einen gut strukturierten Abriss der deutschen Geschichte. Unterstützt wird dies durch die recht einfachen einführenden Texte auf jeder Doppelseite, die sowohl was das Sprachniveau angeht als auch in der inhaltlichen Tiefe schulbuchähnlich und daher für jedermann verständlich sind. "Fortgeschrittenen" dürfte der Band dagegen nur bedingt neue inhaltliche Erkenntnisse liefern, da die Texte zu zusammenfassend, zu gerafft sind:
Der Ausbau der Kanalisation, neue chemische Arzneimittel, langfristige Verbesserungen der Ernährungsgewohnheiten sowie der drastische Rückgang der Säuglingssterblichkeit führten zu einer deutlich höheren Lebenserwartung.
Auch die Erklärungen zu den Exponaten bewegen sich auf dieser Linie. Dies bemerkt der Leser vor allem daran, dass zahlreiche Exponate zwar benannt und typisiert werden, jedoch nur wenige tiefergehende Erläuterungen vorzufinden sind, die beispielsweise Auftraggeber, Künstler, Herkunft oder sogar den symbolischen Gehalt thematisieren. Besonders fällt dies zum Beispiel bei einigen Wahlplakaten auf, bei denen Kontext und Anspielungen nicht weiter thematisiert werden.
Beeindruckend ist in jedem Fall die inhaltliche Vielfalt der im Band vorzufindenden Bilder und Dokumente, sodass hier offizielle Staatsdokumente neben Alltagsgegenständen, Plakate neben Kunstgemälden oder Skulpturen neben Zeitungsartikeln zu sehen sind. In der Regel sind diese Exponate in ausreichender Größe abgedruckt, in einzelnen Fällen jedoch auch etwas zu klein wie im Falle eines Dokumentationsblattes über einen Fluchttunnel unter der Berliner Mauer. Auf der anderen Seite finden sich jedoch auch genügend großformatige Abbildungen, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen. In wenigen Fällen sowie auf den Auftaktseiten der einzelnen zeitlichen Abschnitte ist zudem die Einbettung der Exponate innerhalb der Ausstellung erkennbar, indem diese im musealen Umfeld fotografiert wurden. Verzichten muss der Leser allerdings auf weiterführende Literaturhinweise oder ein Glossar, sodass der Band mehr Ein- als Tiefblick bietet.
FAZIT: Ein Geschichtsbuch für jedermann - visuell sehr ansprechend, mit einfach gehaltenen Informationstexten und guter Strukturierung.
Weitere Informationen sowie ein Blick ins Buch finden sich auf der Webseite des Verlags.