Nach dem Besuch in einem Café werden Claire und ihr Mann Paul von einem Unbekannten überfallen, der sich nicht nur mit diversen Wertsachen zufriedengibt. Mit dem Ziel, Claire in sein Auto zu zerren, greift er nach ihr und nur dem beherzten Eingreifen von Paul ist es zu verdanken, dass Claire dem Fremden entkommen kann. Ein Einsatz, den Paul mit seinem Leben bezahlt. Doch anstatt nach dessen Beerdigung zur Ruhe zu kommen, scheint Claires Leben seit diesem Abend aus den Fugen zu geraten. Ein Einbruch in ihrem Haus ruft das FBI auf den Plan, grausame Videos tauchen auf Pauls Computer auf und Claire, die glaubt ihren Mann nach 18 Jahren Ehe gekannt zu haben, muss mit Erschrecken erkennen, wer er wirklich war.

"Pretty Girls" ist ein sehr grausamer und clever erdachter Thriller, in dem Karin Slaughter erneut unter Beweis stellt, dass ihre Geschichten nichts für zarte Gemüter sind. Verstümmelte Opfer, psychologische Machtspiele und Verbrecher, denen niemand etwas anhaben kann, weil sie in höheren Kreisen zu Hause sind, bestimmen das Geschehen und lassen eine atemberaubende Suche nach der Wahrheit erleben, die überaus düster und dramatisch vonstattengeht. Eine Achterbahnfahrt der Gefühle, die sich keinesfalls in einem normalen Maß bewegen, sondern von dem Anblick schrecklicher Bilder, von großer Enttäuschung, von ohnmächtiger Hilflosigkeit und enormer Wut geprägt sind. Kein Wunder also, dass die Figuren in dem furchtbaren Spiel sehr einseitig in ihrem Charakter gezeichnet sind und nicht normalen Werten entsprechen.

Gelesen wird das Martyrium einer hinters Licht geführten und mit Wohlstand überhäuften Ehefrau von Nina Petri, die der seltsam ahnungslosen Claire in den verschiedenen Phasen ihrer qualvollen Erkenntnis Leben einhaucht. Mit ihrer markanten Stimme und schauspielerischem Talent lässt sie diese vor Angst erstarrt, stotternd flüstern, von Wut geprägt, lauthals schreien oder einfach nur mit ruhiger Stimme von unausweichlichen Tatsachen berichten. Eine breite Palette, die sie auch bei allen anderen Figuren zum Einsatz bringt, und es dabei wunderbar versteht, diese voneinander abzugrenzen. Nur die Zwischentexte spricht sie mit einer distanzierten Gelassenheit und gönnt dem Hörer damit kleine Atempausen, um das rasant arrangierte Geschehen richtig werten zu können.

Fazit:
Mit "Pretty Girls" hat Karin Slaughter einen packenden Thriller erdacht, dessen Herausforderung darin besteht, seiner Fantasie nicht zu viel Spielraum zu lassen. Denn die Ereignisse, die sie beschreibt, sind grausam, das Tempo, das sie vorgibt, ist rasant und deshalb ist dieses Hörbuch eine gute Empfehlung für alle Thrillerfans, die Wert auf nervenzerreißende Spannung legen und nicht auf eine Handlung, die übermäßig tiefgründig ist.

Eine Hörprobe gibt es auf der Verlags-Website.