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Eves Familie bricht auseinander. Ihr Bruder Jonathan hat sich gegen den Clan der Carlyles gestellt und ist geflohen. Ihre scheinbar so verletzliche Schwester verfolgt eigene Pläne und Eve erfährt, dass ein Anschlag auf ihren Vater und ihren anderen Bruder geplant ist. Ihr obliegt es, für die Sicherheit aller zu sorgen, da sie der Lazarus ihrer Familie, ein genetisch verbesserter Mensch, ist. Sie wurde einzig zu dem Zweck geschaffen, die Carlyles zu beschützen und ihnen als Bodyguard und Waffe zu dienen. Doch die Situation spitzt sich zu und noch dazu bekommt sie geheimnisvolle Nachrichten zugespielt, die darauf hinweisen, dass sie nicht die ganze Wahrheit kennt. Wie lange noch wird sie ihre Last tragen können? Eve muss schwere Entscheidungen treffen und es scheint möglich, dass sie daran zerbricht.
Der zweite Band der
Lazarus-Reihe verleiht der Welt, die Autor Greg Rucka und Zeichner Michael Lark geschaffen haben, deutliche Konturen. Der Comic beginnt nicht etwa dort, wo der erste Band aufgehört hat, sondern blickt zurück auf Eves Kindheit, die von ihrer Ausbildung geprägt war und das Verhältnis zu ihrer Familie beleuchtet. Als bloßes Werkzeug gedacht, ist die kleine Forever - so ihr kompletter Name - doch ein Kind, das geliebt werden will und darauf bedacht ist, seinen Vater stolz zu machen. Doch auch hier ist sie isoliert, ein Objekt, welches untersucht und optimiert wird. Michael Lark entwirft Bilder, die Eves Einsamkeit passend wiedergeben. Sie sind ohne Wärme, oft leer und der Leser hat kein Problem nachzuempfinden, dass dieses Kind sich verloren fühlt.
Ein zweiter Erzählstrang bleibt bei der nun erwachsenen Eve, die sich der Folgen ihres Handelns und ihrer Pflichten durchaus bewusst ist und darunter leidet. Ihre Mission nicht zu erfüllen, kommt ihr jedoch nicht in den Sinn und so dient sie den Carlyles als Soldatin, als Bodyguard und als verlässlicher Bote. Immerhin bekommt sie von ihren Geschwistern zeitweise so etwas wie Mitgefühl, aber diese benutzen Eve ebenfalls, wenn es nötig sein sollte. Selbst das Familienmotto "Oderint dum metuant", "Mögen sie mich hassen, wenn sie mich nur fürchten" lässt auf wenig Mitgefühl schließen.
Doch auch den Menschen, die zu keiner der herrschenden Familien gehören, geht es keinesfalls gut. Sie stehen noch unterhalb der Knechte und werden als Abfall bezeichnet. Ohne mächtige Beschützer müssen sie um das tägliche Überleben kämpfen, denn Lebensmittel sind knapp und Gerechtigkeit fern. So ist es kein Wunder, dass Tausende von ihnen versuchen, sich als Knecht einer Familie zu verdingen. Die Auswahl ist allerdings streng und die Chancen auf ein besseres Leben nur gering. Es ist in der Tat ein Treck der Verlierer, der sich auf den Weg macht, um endlich in Sicherheit zu sein.
Hier wird Lazarus endgültig zur eindrucksvoll bedrückenden Dystopie. Die Familie Barrett, um die sich der dritte Teil der Handlung dreht, leidet nicht nur, sie ist vom Schicksal gebeutelt. Ihre verzweifelten Versuche, wenn nicht Glück, dann doch wenigstens Hoffnung zu finden, haben kaum Aussicht auf Erfolg und der Preis, den sie zahlen müssen, ist hoch. Ihre Panels sind rau, unglaublich finster und die Gesichter der Menschen gezeichnet. Würde ist kaum zu finden und wenn die Barretts auf die Carlyles treffen, könnten sie aus verschiedenen, unmenschlichen Welten kommen.
"Lazarus" hat sich entwickelt und an Tiefe gewonnen. Der Comic ist kompromisslos pessimistisch und zeichnet ein kaltes Bild von der Zukunft. Er bleibt dabei jedoch gut durchdacht, stimmig und daher auf durchaus zwiespältige Weise unterhaltsam.
Eine Leseprobe findet sich auf der Verlagsseite.