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 Mitsukoshi


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Mitsukoshi steckt in einem Zwiespalt. Einerseits ist er erst seit Kurzem in den Diensten des Fürsten Takayama Tomoteru, doch nun ereilt ihn die Nachricht, dass sein Sensei, der Holländer Cornelis Vanderveer verstorben ist und Mitsukoshi sein Erbe ist. Mit Erlaubnis seines Fürsten macht er sich auf den Weg zu dem Kloster, in dem sein Sensei zuletzt lebte. Unterwegs wird ihm klar, dass der ehrgeizige Takayama plant, seine Armeen nach Edo zu schicken, den Shogun abzusetzen und seinen Platz einzunehmen. Mitsukoshi muss sich klar werden, wem seine Loyalität gehört und was er unternehmen kann, um den Lauf der Dinge zu beeinflussen.

So ganz klar ist es nicht, warum Mitsukoshi ein Samurai ist. Zu ungewöhnlich ist sein Benehmen und das liegt nicht daran, dass ein Holländer ihn ausgebildet hat. Vielmehr ist der junge Krieger auch nach Abschluss seiner Ausbildung frech, vorlaut und stellt den Sinn des Bushido, den Weg des Kriegers, immer wieder infrage. Blinde Loyalität ist nicht so seine Sache und so verhält er oft kein bisschen so, wie es von einem ehrenhaften Samurai erwartet wird.

Lieber unehrenhaft und noch am Leben, als ein ehrenvoller, aber dämlicher Tod.


Nein, es ist nicht zu glauben, dass ein Samurai diese Meinung hätte, oder gar an seinen Schüler weiterreichen würde. Hier ist Mitsukoshi eindeutig zu modern und zu unangepasst für die geschilderten gesellschaftlichen Strukturen. Einerseits ist das eine gute Sache, ermöglicht es dem Leser doch einen interessanten Blick auf das Japan des 16. Jahrhunderts. Andererseits wirkt der Roman dadurch streckenweise unglaubwürdig. Die Gesellschaft, in der Mitsukoshi aufgewachsen ist, basiert auf strengen Strukturen, Loyalität und Gehorsam. Da ist es schon ungewöhnlich, dass ein junger Mann diese Strukturen durchbricht. Ein Samurai, der auf alles pfeift, was er eigentlich verinnerlicht haben sollte, ist kaum zu glauben, auch wenn sein Sensei ein Fremder, ein Gajin war. Auch das jemand sich in einer Armee verdingt, dann aber von den Eroberungsplänen seines Feldherren schockiert ist, erscheint nicht unbedingt logisch, doch immerhin sorgt es für die notwendige Dramatik in der Geschichte.

Abgesehen von den zahlreichen Begriffen des historischen Japans, mit denen Autor Frank Schlender seinen Roman geradezu gespickt hat, sind Mitsukoshis Abenteuer gut zu lesen und unterhaltsam, was angesichts der Tatsache, dass die Hauptfigur in der ersten Hälfte des Buchs lediglich zu einem Kloster reist, keine Selbstverständlichkeit ist. Er trifft dabei auf Figuren, die auf den ersten Blick interessant sind und die Geschichte vorantreiben. Sie bleiben jedoch recht flach und so etwas wie eine Charakterentwicklung findet nicht statt. Daher ist "Mitsukoshi" unterhaltsam, bleibt aber nur demjenigen im Gedächtnis, der sich wirklich für die Geschichte der Samurai interessiert und sich nicht nur auf die Hauptfigur konzentriert, sondern auch auf die Lebensumstände der damaligen Zeit.

Ein Blick ins Buch ist auf der Verlagsseite möglich.

Iris Jockschat



Taschenbuch | Erschienen: 1. Januar 2016 | ISBN: 9783956690310 | Preis: 12,95 Euro | 304 Seiten | Sprache: Deutsch

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