Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Ton | |
Auf erstaunlichere Weise könnten sich zwei Menschen kaum kennenlernen: mit einem Filmriss an einem Morgen im New Yorker Central Park und mit Handschellen an einen Fremden gefesselt. Genau dies passiert jedoch der Pariser Polizistin Alice, nachdem sie am vorangegangenen Abend mit Freundinnen kräftig und mit reichlich Alkohol gefeiert hat.
Gabriel, an den sie nun nicht nur im Wortsinn gekettet ist - und das mit ihren eigenen Handschellen! -, stellt sich ihr als amerikanischer Jazzpianist vor, der am Vorabend in einer Bar in Dublin gespielt hat. Was sollen die beiden tun, die sich ohne einen Cent in der Tasche in dieser absurden Situation befinden? Sie haben wenig: Alice findet eine ihr fremde Pistole bei sich, aus der offensichtlich ein Schuss abgefeuert wurde, und ihre Bluse ist blutig. Gabriel kann überhaupt nichts vorweisen. Der Polizei wollen sie sich, ohne Papiere und offensichtlich illegal eingeschleust, nicht offenbaren.
Und so ziehen sie los und erleben bald einen haarsträubenden Trip durch New York, auf der Spur eines Serienmörders - oder ist er auf der ihren?
Ein Filmriss ist nie angenehm, und erst recht nicht, wenn jemand - wie es die Polizistin Alice erlebt - einige tausend Kilometer von zu Hause entfernt aufwacht. Dass sie mit ihren eigenen Handschellen an einen Mann gefesselt wurde, den sie noch nie zuvor gesehen hat, macht die Sache nicht leichter für sie: zumal Jazzpianist Gabriel, ihr unfreiwilliger Leidensgenosse, bald ihr Vertrauen einbüßt.
Alice, Chefin einer Polizeieinheit in Paris, hat vor Jahren einen Serienmörder gejagt und gestellt, der Frauen grausam erdrosselte. Beinahe wäre es ihm gelungen, auch sie zu töten; stattdessen tat er ihr etwas an, das schlimmer war als der Tod. Während sie nun ohne einen Cent in der Tasche, ohne Papiere und dafür mit einigen verdächtigen Accessoires ausgestattet in Begleitung von Gabriel in New York unterwegs ist, scheint es, dass der Psychopath von damals erneut ein grausames Spiel mit ihr treibt und Gabriel irgendwie involviert ist.
Guillaume Musso erzeugt atemlose Spannung im Verlauf der Handlung, die den roten Faden bildet. Zahlreiche Rückblenden lassen den Hörer mit der Zeit Alices von tiefen Einschnitten geprägte Biografie verstehen, ohne die ihr aktuelles Dilemma unlösbar erscheint, dennoch bleibt lange im Dunkeln, wie die Polizistin in ihre eigenartige Situation geraten ist, wer wen verfolgt - oder auch nicht - und warum. Mit der Zeit sieht es so aus, als ob sich sogar die beiden einzigen Menschen, auf die sich Alice in ihren schlimmsten Zeiten immer verlassen konnte, als Verräter entpuppen würden. Es gelingt Musso, die totale Verlassenheit seiner Protagonistin perfekt aufzuzeigen. Übrigens gebührt an dieser Stelle auch dem Sprecher Torben Kessler ein Lob, der sich sehr gut in die Handlung und auch in die zum Teil nicht ganz einfachen Persönlichkeiten einfindet und so die Spannungsbögen aufgreifen und vermitteln kann.
Was vermutlich viele Hörer irritieren mag, ist die Auflösung ganz zum Schluss, die bös an den Haaren herbeigezogen wirkt, was die Wirkung des Buchs gewaltig schmälert, auch wenn alle losen Enden ordentlich beseitigt wurden. Zwar springt Musso gern zwischen den Genres hin und her, aber ein derart kitschiges Ende - Details dürfen natürlich nicht verraten werden - ruiniert einen Roman, der zuvor durchgehend wie ein Thriller daherkam, doch zu einem nicht unbeträchtlichen Teil.
Wer atemlose Spannung im Wechsel mit Liebesroman-Elementen mag und sich nicht an einem ziemlich unrealistischen Schluss stört, darf der Beurteilung ein oder zwei Sterne hinzufügen. Für Thriller-Fans, die es streng logisch und nachvollziehbar mögen, bietet der Roman ebenfalls über weite Strecken spannende Unterhaltung, am Ende aber vermutlich zumindest eine leichte Enttäuschung.
Eine Hörprobe bietet die Verlagsseite.
Die sechs CDs werden in einem Karton-Leporello mit Steckfächern geliefert.