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Umweltgeschichte spielt bislang im Geschichtsunterricht allenfalls eine marginale Rolle. Ein Grund mag - so die Herausgeber des vorliegenden Bandes - sicherlich darin liegen, dass die Bewahrung unserer Umwelt vor allem als eine gegenwarts- beziehungsweise zukunftsorientierte Aufgabe erscheint. Vergessen werde dabei jedoch, dass viele wirtschaftliche und politische Strukturen sowie menschliche Wertvorstellungen, die den Umgang mit der Umwelt bestimmen, historisch erklär- und verstehbar sind. Da zudem gerade auch aus den Fehlern in der Vergangenheit Rückschlüsse gezogen für das Handeln im Hier und Jetzt werden können, erscheint das Anliegen dieses Bandes, das Bildungspotenzial umweltgeschichtlicher Themen auszuloten, nur allzu logisch.
"Umwelt" ist eines der globalen Megathemen des 21. Jahrhunderts, die Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen eine der zentralen Gegenwarts- und Zukunftsaufgaben der Menschheit (...)
Da entgegen der unterrichtspraktischen Enthaltsamkeit schon seit Längerem von einzelnen Geschichtsdidaktikern und -wissenschaftlern Ideen zum Thema vorliegen, versammelt der Band nach einer kurzen Einführung in die Umweltgeschichte zunächst fünf grundlegende Aufsätze, die zwischen 1987 und 2014 in diversen Fachbüchern und -zeitschriften erschienen sind. Daran schließen sich sechs Aufsätze an, die theoretische Fragen der Unterrichtsplanung und Schulbuchgestaltung genauso berücksichtigen wie Erfahrungsberichte aus der Praxis. Im letzten Abschnitt eröffnet der Band schließlich verschiedene Unterrichtsperspektiven zu den Themenbereichen "Klima", "Landwirtschaft und Ernährung" sowie "Holz und Wald". Die entsprechenden Materialien dazu befinden sich auf der zum Buch erhältlichen CD.
Mit diesem Band könnte es gelingen, umweltgeschichtliche Ansätze in den Geschichtsunterricht zu integrieren. Denn dieser bietet eine Fülle an Anknüpfungspunkten, um Umweltgeschichte weniger als zusätzlichen Ballast, sondern als sinnvolle Ergänzung in die prall gefüllten Lehrpläne zu hieven.
Gerade im ersten Teil finden sich dazu die notwendigen theoretischen Überlegungen, um Chance und Perspektiven, aber auch die Grenzen des Ansatzes auszuloten. Obwohl es sich bei den fünf Aufsätzen um unveränderte Nachdrucke handelt, sind diese unverzichtbar und müssen nach wie vor als notwendige Grundlage dienen, da bisher nur wenig einschlägige geschichtsdidaktische Veröffentlichungen zum Thema erschienen sind. Während Paul Leidingers "Umwelterziehung im Geschichtsunterricht" (1987) so etwas wie der didaktische Startschuss ist, bietet Bernd-Stefan Grewes "Umweltgeschichte unterrichten" einen profunden aktuellen Überblick zum Thema.
Ein differenziertes Bild der Mensch-Umwelt-Beziehungen vergangener Gesellschaften ermöglicht den SchülerInnen auch ihre reflektierte und differenzierte Bewertung in der Gegenwart.
Immer wieder klingt bei den einzelnen theoretischen Beiträgen an, dass es darum geht, falsche Vorstellungen aufzubrechen, nach denen Umweltgeschichte allein eine Katastrophengeschichte sei. Dies öffnet den Blick und ermöglicht Umweltgeschichte als eine Wechselbeziehung zwischen Mensch und Natur zu begreifen und somit Aspekte wie Landwirtschaft und Ernährung sowie beispielsweise den Umgang mit der Ressource Holz ins Bewusstsein zu rücken. An vielen Stellen zeigen die Autorinnen und Autoren des Bandes auch fächerintegrierende Ansätze auf, was gerade angesichts des begrenzten Stundenbudgets des Geschichtsunterrichts sinnvoll ist. Neben Kunst und Deutsch kommen dabei insbesondere naturwissenschaftliche Fächer in Betracht.
Für Praktiker sind sicherlich die vorgestellten Unterrichtsbausteine im letzten Teil des Bandes am spannendsten. Sämtliche Vorschläge gewinnen durch die Herstellung von Gegenwarts-, Lebenswelt- und Zukunftsbezügen eine aktuelle Dimension und dürften daher für Schüler sehr motivierend sein. So gut diese praktischen Ansätze in ihrer Konzeption auch sein mögen, kostet es Lehrende Überwindung sich dort einzuarbeiten, da die Zusammenstellung der didaktischen Erläuterungen recht unübersichtlich wirkt. So werden innerhalb der Vorschläge die einzelnen Module grafisch nur wenig voneinander abgegrenzt. Wer jedoch die zum Buch erhältliche CD mit passgenauen Unterrichtsmaterialien erwirbt, findet zumindest dort jeweils am Beginn einer jeden Sequenz eine entsprechende Übersicht der Materialien. Außerdem enthält diese eine immense Fülle an differenzierenden Bild- und Schriftquellen samt Arbeitsaufträgen, die vielfältige Denkprozesse anstoßen.
FAZIT: Der Band zeigt mit seinen unterschiedlichen Ansätzen, wie es gelingen könnte umweltgeschichtliche Themen in den Geschichtsunterricht zu integrieren. Um das Potenzial jedoch für die Praxis voll auszuschöpfen, ist in jedem Fall ein Erwerb der zum Buch erhältlichen CD mit zahlreichen Arbeitsmaterialien empfehlenswert.
Weitere Informationen zum Buch sowie ein Blick ins Inhaltsverzeichnis finden sich auf der Webseite des Verlags.