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Frauen sind hysterisch, launenhaft, labil und überhaupt von eingeschränktem Verstand. Daher beschränkt sich ihre Domäne auf Haushalt, Kindererziehung und dem ständigen Zur-Verfügung-Stehen für den geplagten Mann.
So ungefähr ließe sich das Frauenbild in der westlichen Welt vergangener Jahrhunderte zusammenfassen. Es wäre wohl auch länger bestehen geblieben, hätten sich ihm nicht vor allem gegen Ende des 19. und im frühen 20. Jahrhundert tapfere Frauen entgegengestellt, deren Ziel es war, die Frau dem Mann gleichberechtigt gegenüber- oder, besser noch, an die Seite zu stellen.
Diese Frauen werden im Buch "Die Suffragetten" aus dem Verlag Elisabeth Sandmann vorgestellt – in den Abschnitten "Auftritt der Frauen" (dem Vorwort der Herausgeberin), "Frauen der ersten Stunde", "Die Sozialistinnen" und "Die Radikalen". Der letzte Teil enthält auch eine Information zur Einführung des Frauenwahlrechts in chronologischer Form sowie Quellen, weiterführende Literatur und den Bildnachweis.
Junge Frauen nehmen in der westlichen Welt heute ihre Gleichstellung mit den Männern als ganz natürlich hin, ohne zu überlegen, welch langer und mühevoller Weg dorthin geführt hat. Es gibt wohl noch Diskrepanzen zwischen den Gehältern von Männern und Frauen, doch im Alltag sind die Gleichberechtigung und die Selbstbestimmung der Frauen längst angekommen.
So ist es nach einem Jahrhundert an der Zeit, einmal die Geschichte der Frauenbewegung Revue passieren zu lassen – ihrer vereinzelt aufflackernden Anfänge und der großen Flamme zum Ersten Weltkrieg hin, Länder und Kontinente übergreifend. Antonia Meiners hat sich dem Thema gewidmet und eine Fülle an informativen Porträts geschaffen, die in der Tat von den Anfängen bis zu den Pankhursts reichen.
Zu den ersten Wegbereiterinnen gehört Olympe de Gouges, die Hoffnungen in die Französische Revolution setzte und wegen ihrer offenen Meinungsäußerungen ihre Haltung mit dem Leben bezahlte. Unter ihren Nachfolgerinnen finden sich auch einige Deutsche, etwa Helene Lange und Gertrud Bäumer. Dass die Sozialistinnen Frauenrechtlerinnen hervorbrachten, erscheint natürlich, auch wenn die Beiträge im Buch zeigen, dass dies innerhalb der sozialistischen Strömungen nicht immer so gesehen wurde. Clara Zetkin und Rosa Luxemburg sind nur zwei der Galionsfiguren dieser Bewegung. Unter den Radikalen treten nebst Hedwig Dohm und Anita Augspurg nicht zuletzt Emmeline Pankhurst und ihre Töchter Sylvia und Emily hervor.
Faktenbasiert, dabei aber immer auch als wahrhaftig menschliche Figuren porträtiert Antonia Meiners die Frauen, die für die Gleichberechtigung kämpften, wobei das Wahlrecht logischerweise ganz vorne stand. Welch weiter Weg von einer weitgehenden Entmündigung bis zur völligen Unabhängigkeit unserer Tage- wenigstens im Westen! Dass ihr Einsatz während des Ersten Weltkriegs den Frauen zugutekam, kehrt Meiners so wenig unter den Teppich wie alle schmerzlichen Rückschläge und Pein und Hohn, die alle aufrührerischen Frauen erlitten – nebst Gefängnisstrafen einiger von ihnen und bisweilen den gewaltsamen Tod.
Eingeführt werden die Damen mittels großformatiger Fotos, die etwas von der jeweiligen Persönlichkeit vermitteln. Darüber hinaus zeigen weitere Fotos die Frauen in Aktion, sodass sich ein Stück weit nachvollziehen lässt, wie sie agitierten und versuchten, auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen. Sachliche, dabei sensible Texte liefern alle relevanten Informationen.
Leserinnen und mancher Leser werden viel Aufschlussreiches in diesem Buch finden, dessen Lektüre sich im Grunde für alle Menschen mit demokratischer Gesinnung lohnt, nicht zuletzt aber für die jungen, für die Gleichberechtigung und Demokratie selbstverständlich bis hin zum Überdruss sind. Es hält eine wichtige Erinnerung lebendig, sensibilisiert für die Schwächen unserer Gesellschaft und vieler sie umgebender, die noch nicht so weit sind, Frauen als den Männern ebenbürtige Menschen anzuerkennen.
Ein Blick ins Buch ist auf der Verlagsseite möglich.