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Mit der verstärkten Implementierung von kompetenzorientierten Lehrplänen stellt sich für die Lehrkräfte natürlich auch die Frage, wie derartige Unterrichtsprozesse geplant werden können. Denn diese Neuausrichtung des Unterrichts bedeutet, dass neben den Sachinhalten nun auch verstärkt die auszuprägenden Kompetenzen mitberücksichtigt werden müssen, was den Komplexitätsgrad der Planung erhöht.
Das Kernanliegen der vorliegenden Publikation ist es, die Matrix als Instrument im kompetenzorientierten Unterricht im Rahmen von Schul- und Unterrichtsentwicklungsprozessen vorzustellen.
Eine Lösung stellen sicherlich die in diesem Band vorgestellten Planungsmatrizen dar. Ausgehend von einer "Urmatrix" zeigen Jeannette Heißler und Petra Hiebl zunächst deren Grundsystematik auf, die grob gesagt darin besteht, dass jeder Unterrichtsinhalt stets eine inhaltsbezogene als auch eine prozessbezogene Komponente aufweist. Hieran schließen sich Ausführungen zu den Nutzungsmöglichkeiten an, welche an unterschiedlichen Beispielen aufgezeigt werden. Neben der Unterrichtsplanung auf verschiedenen Ebenen ist dies auch die Nutzbarmachung für die Leistungsmessung oder Differenzierung. Da sich der Band neben den Lehrkräften selbst auch an Schulleitungen richtet, erläutern die beiden Autorinnen schließlich den Einsatz der Matrizen im Rahmen der Schulentwicklung, was nichts anderes aussagt, dass diese als Steuerungsinstrument einsetzbar sind - und zwar als standardisierte Form Unterricht klassenübergreifend einen gemeinsamen Rahmen zu geben beziehungsweise diesen anschließend entsprechend zu evaluieren. Nicht zuletzt verweist das letzte Kapitel des Bandes "Gelingensbedingungen der Arbeit mit Matrizen auf Schulebene" auf die Schwierigkeiten und Widerstände, welche bei der Durchsetzung eines derart neuen Planungs- und Steuerungsinstruments in der Praxis auftreten können. Zugleich gibt dieses aber auch Hinweise, wie dem begegnet werden kann.
Wer kompetenzorientiert unterrichten will, der muss auch kompetenzorientiert planen - so lautet das Credo der beiden Autorinnen. Oder anders gesagt: Ein linearer Stoffverteilungsplan ist nicht in der Lage, die Komplexität eines kompetenzorientierten Unterrichts abzubilden, geschweige denn spontane Modifizierungen vorzunehmen, ohne dabei das gesamte Planungskonstrukt über den Haufen zu werfen. Daher schlagen Jeanette Heißler und Petra Hiebl Matrizen vor, die das angestrebte Wissen und Handeln bei den Planungsentscheidungen in Einklang bringen und dadurch gewährleisten sollen, dass einzelne Komponenten gleichmäßig berücksichtigt und verknüpft werden. Eine Stärke des vorgestellten Modells liegt sicherlich in seiner Offenheit, da sich die Matrizen nicht nur für die langfristige Planung eignen, sondern auch für einzelne Sequenzen oder Unterrichtsstunden. Im Rahmen einer solchen Einzelstunde bieten die Matrizen den Vorteil, dass herkömmliche Artikulationsstufen entfallen, sodass Lehrkräfte die Unterrichtselemente wie Bausteine je nach Bedarf variieren und anordnen können. Die bisher starren Verlaufsschemata werden so zugunsten einer erhöhten Flexibilität aufgelöst.
Es ist bei der Matrixplanung nicht wie in der traditionellen Unterrichtsplanung. Ein Stoffgebiet bzw. ein Thema muss nicht kleinschrittig vorgeplant und im Rahmen einer Sequenz Schritt für Schritt abgearbeitet werden.
Im Zuge dieser Veröffentlichung wurde das Konzept, welches dem KMK-Projekt "for.mat" entstammt und vor allem naturwissenschaftlich orientiert war, so umgearbeitet, dass dieses nun für alle Fächer anwendbar ist. Insgesamt lässt sich zwar bei den Beispielen des Bandes durchaus noch eine gewisse Mathematiklastigkeit beobachten, allerdings gibt es eben auch Beispiele zu anderen Fächern wie Kunst oder Musik. Ob dabei jedoch die fachspezifischen Besonderheiten und vor allem entsprechende fachdidaktische Konzepte ausreichend berücksichtigt werden, sei einmal dahingestellt, wie das Beispiel Geschichte zeigt. Denn die dort vorgeschlagenen Perspektivierungen enthalten zwar fachspezifische Schlagworte wie "Alterität" oder "Wandel", wirken jedoch in ihrer Auswahl recht wahllos, da beispielsweise die zentralen geschichtsdidaktischen Prinzipien der "Multiperspektivität" und "Kontroversität" nicht mit einfließen.
In jedem Fall erweist sich jedoch das dargelegte Grundsystem als sinnvoll, sodass Lehrkräfte und Fachdidaktiker einerseits zwar entsprechende Anpassungen vornehmen müssen, andererseits aber zumindest ein praktikables Planungsinstrument erhalten. Entsprechende Modifikationen sind zudem schon allein deswegen notwendig, da sich die Begrifflichkeiten in den kompetenzorientierten Lehrplänen je nach Bundesland unterscheiden, sodass die zahlreichen Beispielmatrizen des Bandes nur eine Orientierungsfunktion besitzen.
Interessant erscheint auch das auf das Angebot mittels eines Freischaltcodes eine Online-Version des Buches sowie weitere Materialien zu erhalten. Allerdings ist dazu eine Registrierung als Premium-Mitglied notwendig, was nach vier kostenlosen Wochen kostenpflichtig wird.
FAZIT: Der Band stellt ein vielversprechendes flexibles Planungskonzept für den kompetenzorientierten Unterricht vor, welches sowohl für lang- als auch für kurzfristige Unterrichtsvorbereitung genutzt werden kann.
Weitere Informationen, ein Blick ins Inhaltsverzeichnis sowie eine Leseprobe finden sich auf der Webseite des Verlags.