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Alienor (Eleonore) von Aquitanien ist eine lebenslustige, intelligente und willensstarke junge Frau. Nur wenige Tage nach ihrer Vermählung mit dem Thronfolger stirbt König Ludwig VI. und Alienor wird an der Seite von Ludwig VII. zur Königin von Frankreich gekrönt.
Doch ihre offene, teils frivole Art findet bei Hof wenig Anklang; sie und ihr Gatte könnten nicht unterschiedlicher sein. In der Kathedralschule der Abtei von Saint-Denis erzogen, sollte der zweitgeborene Sohn König Ludwigs VI. von Frankreich ursprünglich Geistlicher werden. Nur der plötzliche Tod seines älteren Bruders Philipp durch einen Reitunfall machte den gläubigen Ludwig zum Thronfolger.
Obwohl von Alienor fasziniert und verführt, hört dieser doch stets auf das Wort seines Beraters, des Abtes Suger von Saint-Denis, und die Wünsche seiner Mutter. Diese blickt verächtlich auf ihre Schwiegertochter, demütigt sie gar vor dem gesamten Hof, indem sie ihr den Mund verbietet. Doch so leicht lässt sich Alienor nicht einschüchtern. Und die junge Aquitanierin versteht sich wahrhaft meisterlich im Umgang mit den Waffen der Frau.
"Alienor - Die schwarze Legende" erzählt die Geschichte der wohl berühmtesten und berüchtigtsten Herrscherin des Mittelalters, Eleonore von Aquitanien. Zunächst Königin von Frankreich, später Königin von England, gilt sie als eine der maßgeblichen Figuren, die einen Jahrhunderte dauernden Konflikt zwischen Frankreich und England verursachten.
Alienor ist der zweite Zyklus aus der Reihe
Königliches Blut gewidmet, die sich mit starken weiblichen Persönlichkeiten der Geschichte beschäftigt. Doch macht der Band seine Protagonistin nicht zur strahlenden Heldin. "Die schwarze Legende" wird eingeleitet durch eine Retrospektive Ludwigs VII. von Frankreich. Sein Rückblick ist zornig und traurig zugleich, überschattet von der Tragödie von Vitry, einem Ereignis, bei dem eintausend Menschen in einer Kirche verbrannten, verschuldet durch französische Soldaten unter der Führung des Königs.
Ludwig VII. erzählt die Geschichte seines Verfalls: wie Alienor in sein Leben trat und es nach und nach ins Chaos und die Dunkelheit stürzte. Die Autoren,
Arnaud Delalande und Simona Mogavino, die hier ihr Erstlingswerk vorlegt, verharren jedoch nicht durchgängig in der Perspektive des Königs, sondern wechseln zu einem neutralen Beobachter und kehren erst am Ende des Bandes zur Erzählung Ludwigs zurück. Dennoch bleibt die Figur der Alienor stets zwiespältig. Ihre ungezwungene Art macht sie einerseits sympathisch, die Motive ihres Handelns sind oft verständlich. Andererseits scheint sie getrieben von Herrschsucht und spielt mit den Schicksalen der Menschen um sich. Eine Figur, die die Spannung der Geschichte trägt und zu keinem Zeitpunkt aus der Hand gibt.
Auch für der Vorstellung der anderen Akteure wurde ausreichend Zeit und Platz eingeräumt. Vom König über den italienischen Ritter bis hin zum Troubadour beleuchten die Autoren bei allen Figuren die Hintergründe und Motivationen. So entsteht eine sehr lebendige, glaubhafte Fassung mittelalterlicher Geschichte, die mitreißt und berührt.
Begeisternd sind auch die Grafiken von Carlos Gomez. Kraftvolle ausdrucksstarke Gesichter sprechen eine eigene Bildsprache. Ein breites Spektrum an höfischer Kleidung, Schmuck und Frisuren trägt zur Lebendigkeit der Geschichte bei. Ebenso auch die Hintergründe der Panels, angefüllt mit Details, wie etwa dem Knoblauch, der über dem Kamin der Taverne hängt, oder einem berühmten Wandteppich in den Gemächern der Königin. Dabei wechseln die Schauplätze unentwegt und zeigen immer neue spannende und lebendige Orte, seien es Palasträume, die Baustelle der Kathedrale von Saint-Denis oder winterliche Wälder.
"Alienor" ist ein durch und durch gelungener historischer Comic. Eine spannende Erzählung, die in eine gute Sprache verpackt wurde, sowohl textlich als auch bildlich. Auch nach mehrmaligem Betrachten finden sich immer neue Feinheiten, an denen das Auge hängen bleibt. So ist es sehr erfreulich, dass Alienor nicht auf zwei Bände begrenzt scheint wie der vorhergehende Zyklus der Reihe,
Isabella - Die Wölfin von Frankreich. Bei soviel Geschichte, die noch zu erzählen ist, darf es gerne ein paar Alben mehr haben. Die hohe Qualität des ersten Bandes macht jedenfalls Lust auf noch einiges mehr.
Eine Leseprobe gibt es auf der
Website des Splitter Verlags.