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Sarah Petersen hat Schreckliches durchgemacht - vor sieben Jahren ist ihr Mann Philipp, ein betuchter Unternehmer, auf einer Geschäftsreise nach Südamerika spurlos verschwunden und hat sie mit dem gemeinsamen kleinen Sohn zurückgelassen. Eine Toterklärung kam für sie nie infrage, aber mit der Zeit gewöhnte sie sich an den Status quo und erlaubte sich sogar, sich wieder ein wenig zu verlieben.
Und nun erfährt sie schier aus heiterem Himmel, dass Philipp gefunden und aus Geiselhaft befreit wurde und am nächsten Tag zurückkehren werde. In Sarah explodieren widersprüchliche Gefühle, und zutiefst erschüttert und verwirrt steht sie schließlich dem Mann gegenüber, der ihr als Philipp Petersen präsentiert wird. Für sie steht sofort fest: Er ist nicht Philipp, ihr Mann. Er ist ein Fremder. Und dieser Fremde erpresst sie - wenn sie nicht mitspielte, würde er ihr alles nehmen, was sie noch hat, nicht zuletzt den geliebten Sohn.
Eine geniale Thriller-Idee: Nach Jahren der Unsicherheit erhält die Frau eines Firmenbesitzers die Nachricht, dass ihr Mann, von dem sie nach der Ankunft in Südamerika zu einem Geschäftsbesuch nichts mehr gehört hat, in Kürze zurückkehren wird. Und dann erweist sich der Eintreffende als ein völlig Fremder, der sie bedroht, überwacht und offensichtlich einfach nur loswerden will.
Hauptsächlich wird die Geschichte aus der Perspektive von Sarah Petersen, eben jener Ehefrau, erzählt. Doch in kurzen Einwürfen scheint auch der Blickwinkel des Fremden auf, ohne dass je die Auflösung vorweggenommen wird. Eine sehr saubere Konstruktion! Die Arbeit mit unterschiedlichen Sprechern steigert die Spannung zusätzlich. Leider scheitert die Story bereits ein Stück weit, als Sarah dem Fremden gegenübersteht und erkennt, dass er nicht ihr Mann ist. Vor versammelter Prominenz und Presse heißt sie ihn trotzdem als ihren Mann willkommen und lässt sich umarmen. Würde das eine - wie sehr auch immer schockierte - Frau wirklich tun? Wohl kaum! Auch später agiert und reagiert Sarah häufig plan- und kopflos und spielt damit natürlich dem vorgesehenen Plot in die Hände: Wer ist hier eigentlich schuldig beziehungsweise der Lügner und Verräter? Der Fremde oder doch Sarah selbst?
Doch obwohl Sarah häufig etwas unglaubwürdig bauchgesteuert auftritt, wenngleich sie mit ihrer Intelligenz auch planen könnte, steigt die Spannung zunehmend an, zumal immer mehr verstörende Details aus der gemeinsamen Vergangenheit der Eheleute auftauchen. Der Fremde scheint alles darüber zu wissen und fordert die Wahrheit von Sarah: ganz offensichtlich über ein Ereignis, das sie mit Schuld beladen hat und dessen Verdrängung ihr bislang recht gut gelungen ist. Woher nimmt der Fremde diese Informationen? Was ist mit Philipp, von dem die Details doch ganz klar ersichtlich stammen, wirklich geschehen?
Die ärgerlich banale und nicht wirklich überzeugende Auflösung enttäuscht am Ende, trotzdem bietet das Hörbuch über weite Strecken gute und spannende Unterhaltung. Dies liegt nicht zuletzt an der ausgezeichneten Sprecher-Besetzung: Nina Kunzendorf, Andreas Pietschmann und Devid Striesow sorgen für packende Audio-Lektüre.
Eine Leseprobe bietet die Verlagsseite.
Geliefert wird das Hörbuch als ansprechend und informativ gestaltetes Karton-"Leporello" mit einem Steckfach für die MP3-CD.