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Jedes Jahr das gleiche Spiel. Die Klassenlektüre steht an und die Lehrkraft vor der Frage: Was soll ich dieses Mal lesen? Lieber einen Klassiker oder doch eines dieser Bücher, die sich scheinbar auf der Höhe der Zeit befinden. Keine einfache Entscheidung, denn der Kinder- und Jugendbuchmarkt spuckt nicht nur zu Buchmessezeiten so einiges aus. Und auch die altbewährten Lektürevorschläge haben ja durchaus ihre Berechtigung - schließlich haben oft schon ganze Schülergenerationen gute Leseerfahrungen damit gemacht. Hinzu kommt, dass die Verlage immer häufiger auch Unterrichtsmaterialien zur Verfügung stellen und so fast jedes Kinder- und Jugendbuch für den Unterrichtseinsatz geeignet erscheint. Da kann es nicht schaden, mit dem vorliegenden Handbuch eine unabhängige Instanz in Händen zu halten. Verantwortlich hierfür zeigen sich mit Kaspar H. Spinner - die inzwischen emeritierte Koryphäe der deutschen Literaturdidaktik - sowie Jan Standke - ein Vertreter der aufstrebenden jungen Zunft.
Das Handbuch enthält in alphabetischer Anordnung 105 Kinder- und Jugendbücher, die sich allesamt ohne Einschränkung für den Unterrichtseinsatz eignen. Die Spanne reicht dabei von Vorlesebüchern wie Janoschs "Oh, wie schön ist Panama" oder Wilhelm Buschs "Max und Moritz" über altbekannte Kinderbuchklassiker á la
"Emil und die Detektive" bis hin zu Bestsellern wie
"Harry Potter", "Tschick" oder
"Die Bücherdiebin". Dazwischen liegen unzählige unterschiedlichste Kinder- und Jugendbücher, die sich entweder auf den Empfehlungslisten der Kultusministerien befinden oder von den Autoren des Bandes als empfehlenswert angesehen werden. Hier fehlen auch jene Bücher nicht, die bei Jugendlichen zwar äußerst beliebt sind, bei Lehrkräften aber bisweilen auf Skepsis stoßen, so zum Beispiel
"Greg's Tagebuch".
Jeder Beitrag weist den Leserinnen und Lesern somit exemplarisch einen möglichen Weg vom literarischen Text über die literatur- und medienwissenschaftliche Analyse bis hin zur didaktischen und methodischen Reflexion.
Sämtliche Beiträge des Bandes präsentieren sich in einer einheitlichen Struktur, was sich für die Handhabung als sehr nützlich erweist. Auf eine kurze Inhaltszusammenfassung folgen zunächst literatur- und medienwissenschaftliche Aspekte. Daran schließt sich ein methodisch-didaktischer Kommentar an, der keine vorgefertigten Konzepte präsentiert, sondern verschiedene Ansatzpunkte kurz skizziert. Ergänzt wird dies durch eine sinnvolle Bibliografie mit Informationen zum Buch selbst (allerdings fehlt hier ein Hinweis auf die Seitenzahl), zu ausgewählten Titeln der Sekundärliteratur sowie zu verfügbaren Unterrichtsmaterialien. Äußerst anregend sind insbesondere auch die angeführten "Alternativtexte", wodurch sich Lesehinweise und Anknüpfungspunkte geradezu potenzieren. Nicht zuletzt tragen die Autoren sowohl in ihren Ausführungen als auch bei den bibliografischen Angaben der Tatsache Rechnung, dass viele Kinder- und Jugendbücher als Medienverbund aus Buch, Hörspielfassung und Verfilmung funktionieren. Bisweilen wird sogar der Film, beispielsweise zu Cornelia Funkes
"Herr der Diebe" als Primärmedium empfohlen. Im Gegensatz zu dem thematisch breiter angelegten Handbuch
"Literatur in der Schule" (ebenfalls bei "utb" erschienen) enthält der Band also deutlich mehr Zusatzinformationen zu den einzelnen Werken, unter anderem unterhalb Titels auch eine Angabe zu den Jahrgangsstufen, in denen das Buch als Lektüre möglich ist. Parallel dazu befindet sich im Anhang zudem ein Verzeichnis, welches noch einmal die Texte in den Kategorien Primarstufe, Sekundarstufe I sowie II auflistet.
Obwohl zu nahezu allen vorgestellten Büchern unzählige Unterrichtsmaterialien vorliegen, lohnt sich der Band nicht nur dazu, eine entsprechende Klassenlektüre zu finden, sondern er ordnet vorhandene Ansätze und strukturiert diese. In der Regel ist es jedoch den Lehrkräften überlassen, dies dann in konkrete Praxisbeispiele zu "übersetzen". Allerdings finden sich hier und da kurze methodische Hinweise oder Textstellen, welche für eine entsprechende Umsetzung fruchtbar gemacht werden können.
FAZIT: Wer sich nicht nur auf die verlagsseitigen Unterrichtshinweise verlassen möchte oder einfach nur einen Über- und Einblick zu zentralen Werken der Kinder- und Jugendliteratur haben möchte, der kommt um dieses erstklassigen Kompass durch den Kinder- und Jugendliteraturdschungel samt seinen informativen Hin- und Verweisen nicht herum.
Weitere Informationen sowie ein Blick ins Buch finden sich auf der Webseite des Verlags.