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Silberglanz, so heißt die Stadt, in der die junge Emma zuhause ist, doch so beschaulich der Name klingt, so mühsam ist das Leben an diesem Ort. Winter hat das Land fest im Griff und es ist so kalt, dass die Menschen auf den Straßen erfrieren. An Wärme fehlt es gleichermaßen wie an Nahrung und Emma muss sich glücklich schätzen, Arbeit in den Silberminen gefunden zu haben. Ihr Leben ist hart, doch sie hat keine Wahl, denn sie muss genug Geld verdienen, um sich und ihren Vater zu ernähren. Einst träumte sie davon, in der Chocolaterie der Madame Weltfremd zu arbeiten, umgeben von Wärme, feinsten Pralinen und Kakao, doch dies war eine Träumerei, die niemals in Erfüllung gehen kann, so meinte ihr Vater damals. Als sich dann jedoch unerwartet eine Chance auf ein besseres Leben ergibt, ergreift Emma diese kurzerhand, nicht ahnend, dass sie bald in Gefahr sein wird; ist sie doch dem König aufgefallen, diesem düsteren Mann, der von seinen Untertanen so gefürchtet wird.
Wer ist eigentlich Emma? Die junge Frau selber würde sich über diese Frage sicher wundern, kann sie doch nichts Besonderes an sich selbst entdecken. Wieso aber ist Madame Weltfremd an ihr so interessiert? Warum kann sie den Schatten sehen, diese geheimnisvolle Gestalt, welche die Stadt Silberglanz heimsucht? Es sind Märchen, die ihr und dem Leser das Geheimnis um Emmas Schicksal enthüllen. Von Madame Weltfremd erzählt umhüllen sie die junge Frau mit Wärme und Mut, den sie brauchen wird, will sie ihrer Bestimmung folgen.
Katharina Seck, die Autorin des Buchs, hat hier eine wirklich bezaubernde Idee umgesetzt. Auf der einen Seite findet sich die vor Kälte klirrende Stadt Silberglanz, deren Einwohner kaum jemals richtig warm oder satt werden und um die seit Generationen mit dem Winter leben müssen. Auf der anderen Seite das Märchen der silbernen Königin, welche sich aufmacht, ihr Reich zu retten und auf ihrem Weg die verschiedensten Menschen trifft, welche es ihr ermöglichen wollen, den Frostprinzen zu besiegen.
Beide Geschichten haben ihren Reiz. Allein, mag die Idee auch Poesie sein, die Ausführung ist Prosa. So laufen manche Ideen ins Leere und die Beziehungen zwischen den Protagonisten bleiben flach. Es ist zwar süß, dass auch Emmas Freundin in den Märchen vorkommt, doch wirklich wichtig ist sie nicht, da läuft der Erzählstrang ins Leere. Auch die Faszination, die Emma und der König füreinander empfinden, wird nicht wirklich erklärt. Klar, er ist der einzige junge Mann, der in dem Buch vorkommt, aber immerhin hat er ein ganzes Reich voller Menschen, die er kennen lernen könnte. Wieso also Emma? Sie hat eigentlich keine Charaktereigenschaft, die sie hervorhebt. Ohne Zweifel ist Emma nett und pflichtbewusst, doch so selten sind diese Eigenschaften ja nicht. Auch der Prinz hat, abgesehen von seinen dunklen Augen und Haaren, nicht viel zu bieten. Welche Beziehung die beiden auch immer zueinander haben, sie bleibt belanglos bis zum Ende, welches mehr an den Haaren herbeigezogen als märchenhaft ist. Da geht dem Buch auf den letzten Metern schlicht und ergreifend die Puste aus und das ist schade, hat die Idee doch großes Potential. Für ausgesprochene Vielleser ist das Buch in Ordnung, allerdings hebt sich dieses jedoch durch nichts aus der Masse hervor.
Ein Blick ins Buch ist auf der Verlagsseite möglich.