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Zurzeit bestimmt die russische Außenpolitik nicht ganz unbeträchtlich die Berichterstattung, und Erinnerungen an den Kalten Krieg kehren zurück. Doch wird selbst so mancher, der sich für Politik interessiert, nicht zwangsläufig sonderlich gut mit der russischen Geschichte vertraut sein.
"Ruheloses Russland - 3000 Jahre Geschichte in Karten" präsentiert die Vergangenheit Russlands von den "vorrussischen" Anfängen bis zum Konflikt mit der Ukraine einschließlich der Annexion der Krim. Karten und Texte nehmen die Entwicklung chronologisch auf. Der Anhang umfasst eine Liste der russischen Herrscher, ein Glossar, die Bibliographie, Danksagungen, den Index und ein Verzeichnis der Karten.
Immer wieder aufflammende kriegerische Auseinandersetzungen im Kaukasus, der Griff nach der Krim und die wenig verdeckte Unterstützung der prorussischen Kräfte in der Ostukraine, Bündnisse mit vom Westen als "Schurkenstaaten" verschrienen Ländern: Russland erweist sich als eine Macht, die wie in der Zeit des Kalten Kriegs in der Berichterstattung der Medien nicht gut "wegkommt". Ohne Kenntnis der Vergangenheit lässt sich jedoch kaum verstehen, warum Russland so agiert - es sei denn der Betrachter pappt das billige Etikett "Imperialismus" auf das Land. Hinzu kommt, dass sich außerdem nur sehr wenige Journalisten die Mühe machen, darüber aufzuklären. Wenig Freude bereitet es allerdings, gängige Werke über die russische Geschichte zu lesen, die über viele hundert oder tausend Seiten ins Detail gehen, sodass der rote Faden völlig abhanden kommt.
Wieso also nicht "Geschichte in Karten"? In der Tat sagen, wie das hier besprochene Buch zeigt, wenige gut konzipierte Karten mehr als viele Worte. Expansionsbestrebungen und Rückschlage, Kriege, ethnisch bedingte Konflikte und auch wirtschaftliche Gegebenheiten wie die Verteilung von Ressourcen und Industrien lassen sich auf Karten unkompliziert, kompakt und oftmals sehr viel anschaulicher darstellen als in Textform. Das Kartenmaterial im Buch bildet sowohl globale Entwicklungen ab als auch Details - so findet sich zur Erläuterung der Februarrevolution ein Plan von St. Petersburg mit allen wesentlichen Schauplätzen, es gibt Karten mit den Heeresaufstellungen und -bewegungen einzelner Schlachten, eine Abbildung, die den Anteil der russischsprachigen Bevölkerung auf der Krim anzeigt und so weiter. Alle Karten zeichnen sich durch Detailtreue, ein die Übersichtlichkeit unterstützendes Layout und Verständlichkeit aus, wozu nicht zuletzt die optimal gestalteten Legenden beitragen. Zum vielseitigen Themenbogen gehören auch ökologische Aspekte, unter anderem das fast völlige Verschwinden des Aralsees im 20. Jahrhundert.
Ohne die erläuternden Texte wären die Karten freilich weniger wert, und diese Texte schildern Abläufe und Gegebenheiten, Personen und Entwicklungen knapp, doch gut lesbar und auch für Laien sehr gut verständlich. Hier und da wurden Bilder und Fotos eingebunden. Natürlich geht der Autor nicht auf die gesamte im Untertitel annoncierte Zeitspanne von 3000 Jahren in gleicher Weise ein. Eine ausführliche Darstellung erfolgt ab der Christianisierung Russlands und der Kiewer Rus. Hier setzen auch Entwicklungen ein, die bis in unsere Zeit Auswirkungen zeigen. Wer das Buch durchgelesen hat - trotz der rund zweihundert Text- und Kartenseiten geht das aufgrund der interessant aufbereiteten Inhalte recht schnell -, kann sich wesentlich fundierter mit der aktuellen Politik Russlands beziehungsweise der seiner Verbündeten und Gegner auseinandersetzen. Ein exzellentes Buch, uneingeschränkte Empfehlung!
Ein Blick ins Buch ist hier möglich.